Sieg mit Beigeschmack
Drei Mal musste Gemeinderatspräsidentin Francesca Schir ihre Worte wiederholen, damit auch allen Anwesenden klar war, was sie mit ihrer Abstimmung bewirken würden: “Wer mit Nein stimmt, spricht sich für die Garage aus, wer mit Ja stimmt, dagegen. Eine Enthaltung zählt als Nein-Stimme und ist somit ein Ja zur Garage.” Im Meraner Gemeinderat ging es am Mittwoch Abend darum, über das Tiefgaragen-Projekt am Theaterplatz zu befinden. Eingereicht von den beiden Hoteliers des “Aurora” und des “Europa Splendid” hatte das Bauvorhaben in den vergangenen Wochen und Monaten für viel Zündstoff in Meran und innerhalb der Regierungsmehrheit gesorgt. Am Ende gibt es einen klaren Sieger: Paul Rösch. “Der Bürgermeister geht etwas gestärkt aus der Geschichte hervor”, meldet sich gleich nach der Abstimmung einer der Anwesenden aus dem Sitzungssaal des Gemeinderates zu Wort. Doch hat Paul Rösch am 31. August auch einen Sieg davon getragen, es hängt eine dunkle Wolke darüber. Denn die Mehrheit, die den Bürgermeister an diesem Abend unterstützt hat, war nicht jene, die das Koalitionsprogramm unterzeichnet hat.
Gut gegangen – vorerst
Dass es die Tiefgarage mit den vorgesehenen 128 Stellplätzen überhaupt bis in den Gemeinderat geschafft hatte, ist in erster Linie der Civica per Merano zu verdanken. In zweiter Linie einigen Heckenschützen aus der aktuellen Regierungskoalition. Die Civica – von der SVP 2010 in die Stadtregierung geholt, von Rösch 2015 auf Druck der Volkspartei als Koalitionspartner verschmäht – hatte im Mai einen Entschließungsantrag eingereicht: Stadtregierung und Gemeinderat sollten sich mit dem Tiefgaragenprojekt befassen. Der Antrag wurde angenommen, wofür allerdings Stimmen aus der Koalition nötig waren. Das Brisante dabei: Sowohl der Bürgermeister selbst als auch seine Liste Rösch und die Grünen sind ausgesprochene Garagen-Gegner. “Für den Bürgermeister wird es sehr gefährlich. Wenn er nicht auf den Tisch haut und sich in den Rücken fallen lässt, ist er geliefert”, prophezeite ein Insider noch vor Kurzem. Im Vorfeld der Abstimmung hatte der Stadtausschuss der Meraner Volkspartei den SVP-Räten keinen Fraktionszwang auferlegt, mit der Begründung, dass es sich bei der Tiefgarage um kein Projekt aus dem Koalitionsprogramm handle. Die acht SVPler waren somit frei, ihre Stimme abzugeben, ergo frei, dem Bürgermeister einen Fuß zu stellen.
Das Ergebnis der Abstimmung am letzten August-Abend spricht eine deutliche Sprache: 20 Ja, 5 Nein und 9 Enthaltungen. Übersetzt bedeutet das, dass 20 der 34 anwesenden Gemeinderäte gegen das Tiefgaragenprojekt gestimmt haben, nur 5 haben sich ausdrücklich dafür ausgesprochen, mit den 9 Enthaltungen ergeben sich insgesamt 14 Zustimmungen. Ein nicht unbedeutender Sieg für Paul Rösch. Soll ihm doch, wie er selbst sagt, noch vor der 700-Jahr-Feier im März 2017 “der Garaus gemacht werden”. Politische Feinde hat er genug, in der Opposition sowieso, aber auch in den Koalitionsreihen, allen voran in der SVP. Nun kann Rösch aber vorerst aufatmen. Er hat es geschafft, sein Gesicht zu wahren. Dazu verholfen haben ihm allerdings nicht nur Vertreter der Mehrheit – im Gegenteil.
Die andere Mehrheit
Ein genauer Blick auf das Abstimmungsergebnis verrät: Drei der fünf Räte, die ausdrücklich für die Tiefgarage gestimmt haben, kommen aus der Regierungskoalition. Es sind mit Gerhard Gruber und Alexandra Ganner zwei SVP-Räte und mit Stadtrat Nerio Zaccaria einer von Alleanza per Merano. Auch unter den Enthaltungen, die wie erwähnt als Nein (und somit als Ja zum Projekt) gelten, sind drei SVPler (Gabi Strohmer, Karl Freund und Michael Waldner) und ein Rat der Alleanza per Merano (Giorgio Roat). Ebenfalls enthalten haben sich die vier anwesenden Civica-Räte (Giorgio Balzarini fehlte) sowie Alessandro Maestri von der Lega Nord (seine Parteikollegin Rita Mattei war abwesend).
Über Facebook macht Paul Rösch noch am Mittwoch Abend die Gemeinderäte und ihr Stimmverhalten öffentlich.
Geschlossen mit Ja und demnach gegen die Tiefgarage am Theaterplatz haben von den Regierungsparteien demnach nur die Liste Rösch/Grüne und der PD gestimmt. Von der SVP stimmten Stefan Frötscher, Gerhard Hölzl und Georg Hörwarter mit dem Bürgermeister, ebenso wie die zwei restlichen Gemeinderäte von Alleanza per Merano. Unterm Strich kommen also nur 15 der 20 Stimmen gegen das Bauvorhaben aus der Regierungsmehrheit, die restlichen stammen aus den Oppositionsreihen. Hätten die fünf Räte von Movimento 5 Stelle, Ökosoziale Linke, Freiheitliche und Bürgerunion anders abgestimmt, hätte die Geschichte eine ganz andere Wendung genommen, die Tiefgarage wäre genehmigt worden und der erste Schritt Richtung Regierungskrise getan.
Nichtsdestotrotz steht fest: Die rauen Zeiten sind für Paul Rösch nicht vorüber. Er wird sich die Frage stellen müssen, ob er auch weiterhin nur dank der Stimmen aus der Opposition seine Regierungslinie durchziehen kann. Die ohnehin schon zerstrittene SVP sieht sich andererseits mit einem Ergebnis konfrontiert, das jenen innerhalb der Partei, die Paul Rösch politisch zu Fall bringen wollen, Aufwind gibt. Immerhin haben mehr als die Hälfte ihrer Gemeinderäte nicht mit dem Bürgermeister gestimmt. “In der SVP wird’s krachen”, heißt es noch am Mittwoch Abend aus Meran.
Sehe ich das richtig? Die
Sehe ich das richtig? Die Stimmenthaltung von Stadträtin Strohmer, die - soweit ich es verstehe - im Interessenskonflikt steht, wird für das Projekt gewertet, an dem sie Interesse hat...wieso kann sie da überhaupt mitstimmen?
In risposta a Sehe ich das richtig? Die di Edi Enrich
Was im Artikel nicht erwähnt
Was im Artikel nicht erwähnt wird: Frau Strohmer hat sich im Vorfeld der Sitzung zwei Rechtsgutachten eingeholt, die ihre Unbefangenheit in der Sache bestätigen.
Im Gemeinderat war es eine
Im Gemeinderat war es eine interessante neue Erfahrung: parteiübergreifende Abstimmung ohne offensichtlichen Fraktionszwang! Jeder stimmte ab wie er es für richtig hielt.
Sehr interessant waren die einzelnen Wortmeldungen mit teilweise sehr konfusen Begründungen.
audiofile http://meran-denkt.info/wortmeldungen-zur-tiefgarage-theaterplatz/
ALBIERI Manuela ENTHALTUNG ASTENUTO
AUGSCHELLER David JA SI
BALZARINI Giorgio ABWESEND ASSENTE
BRUGGER Josefa JA SI
CASOLARI Andrea ENTHALTUNG ASTENUTO
DUSCHEK Kurt JA SI
DUSO Loris JA SI
ENZ Peter NEIN NO
FREUND Karl ENTHALTUNG ASTENUTO
FRÖTSCHER Stephan JA SI
GANNER Alexandra NEIN NO
GENOVESE Nino JA SI
GIANPIERETTI Lucia JA SI
GRUBER Gerhard NEIN NO
HOLZGETHAN Toni JA SI
HÖLZL Gerhand JA SI
HORWARTER Georg JA SI
KURY Christina JA SI
LADURNER Toni JA SI
MAESTRI Alessandro ENTHALTUNG ASTENUTO
MATTEI Rita ABWESEND ASSENTE
MITTERHOFER Chris NEIN NO
ORTNER Johannes JA SI
ROAT Giorgio ENTHALTUNG ASTENUTO
ROSSI Andrea JA SI
RÖSCH Paul JA SI
SCHIR Francesca JA SI
STROHMER Gabriela ENTHALTUNG ASTENUTO
TARANTO Walter ENTHALTUNG ASTENUTO
TISCHLER Heinrich JA SI
TOCCOLINI Adriano ENTHALTUNG ASTENUTO
VALLE Adriana JA SI
WALDNER Michael ENTHALTUNG ASTENUTO
WALDNER Otto JA SI
ZACCARIA Nerio NEIN NO
ZANELLA Diego JA SI