Zwischen Krise und Chance
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In der traditionellen Jahresauftaktpressekonferenz hat die Gewerkschaft, die über 42.000 Mitglieder zählt, nicht nur auf die Perspektiven für das kommende Jahr geblickt, sondern auch eine Bilanz des vergangenen Jahres gezogen. Die Generalsekretärin Cristina Masera erinnerte an die Unterschriftensammlung 2024 zu den Referenden der CGIL zu Arbeitsthemen, insbesondere zu Kündigungen und Prekarität, sowie an die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen zur differenzierten Autonomie: „Das Referendum ist für uns ein Instrument, um die Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu verbessern, wenn dies durch Tarifverträge und Gesetze nicht gelingt. Im Jahr 2025 werden wir, falls das Verfassungsgericht sie für zulässig erklärt, daran arbeiten, auf lokaler Ebene die notwendige Wahlbeteiligung zu erreichen.“
„Der Haushalt ist zwar reich, aber es fehlt ein struktureller Ansatz zur Entwicklung und Armutsbekämpfung.“
Hinsichtlich der lokalen Politik äußerte die Gewerkschaft Zweifel an der tatsächlichen Möglichkeit, die Autonomie zurückzugewinnen, sowie an den Maßnahmen des Landeshaushalts. „Der Haushalt ist zwar reich, aber es fehlt ein struktureller Ansatz zur Entwicklung und Armutsbekämpfung“, erklärte Masera. Um eine echte soziale Nachhaltigkeit zu erreichen, sei es ihr zufolge notwendig, wie bereits von der Rentnergewerkschaft des AGB/CGIL betont, festzulegen, wer in Südtirol als arm gilt und mit welcher einheitlichen Maßnahme diese Menschen unterstützt werden können.
„2024 haben wir uns in Südtirol zudem mit Schwarzarbeit, Grauarbeit und dem Risiko von Ausbeutung beschäftigt und werden allen, die in diesem Bereich aktiv sind, unsere volle Unterstützung anbieten. Zudem bleiben Probleme wie die Wohnungsnot und die hohen Lebenshaltungskosten ungelöst“, betont die Generalsekretärin. -
Blick nach vorne
Im Hinblick auf die ökologische Nachhaltigkeit, ein weiteres zentrales Thema der CGIL, berichtete Josef Lazzari, Mitglied des Landessekretariats, dass die Gewerkschaft als Stakeholder in den Klimaaktionsplan einbezogen wurde. Für 2025 bleibe jedoch die Frage offen, welche Vorschläge von der Landesregierung als umsetzbar erachtet werden. „Für uns wäre ein Klimagesetz von großer Bedeutung, bloße Leitlinien sind nicht ausreichend. Die Zeit drängt, und wir müssen gemeinsam die negativen Auswirkungen beseitigen, die wir sonst den kommenden Generationen hinterlassen“, so Lazzari. Für die Gewerkschaft müsse der Umweltschutz mit der Schaffung qualitativ hochwertiger, gut bezahlter und nicht prekärer Arbeitsplätze einhergehen. „Qualitativ hochwertige Arbeit darf Vorfälle wie bei Aluminium Bozen nicht zulassen, da Sicherheit und Investitionen in diesem Bereich unerlässlich und unverzichtbar sind“, unterstrich Lazzari.
Eine weitere Sorge der Gewerkschaft für 2025 ist der Automobilsektor, der europaweit in der Krise steckt. Ein Bericht der CGIL auf nationaler Ebene ergab, dass im Jahr 2024 118.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von Unternehmenskrisen betroffen waren – doppelt so viele wie im Vorjahr. Der AGB/CGIL befürchtet, dass auch Südtirol 2025 nicht von Arbeitsplatzverlusten verschont bleibt. -
Das Hauptthema für die CGIL bleibe laut Angelika Hofer, Mitglied des Landessekretariats, aber die Kollektivvertragsverhandlungen als das beste Mittel, um den steigenden Lebenshaltungskosten Herr zu werden. Im Jahr 2024 wurden in verschiedenen Branchen zahlreiche nationale Tarifverträge erneuert, doch viele stehen noch aus, wie beispielsweise jener der Metallarbeiter. Auf lokaler Ebene wurden sowohl Kollektivverträge im öffentlichen Dienst als auch im privaten Sektor abgeschlossen. Dezentrale Verhandlungen, sowohl auf territorialer als auch auf betrieblicher Ebene, spielen eine wichtige Rolle bei der Anpassung der lokalen Lebens- und Arbeitsbedingungen. Die Attraktivität und wirtschaftliche Nachhaltigkeit stünden im Mittelpunkt, um qualifiziertes Personal zu gewinnen und zu halten – etwa im sozialen Bereich, wo die Schwierigkeiten besonders groß seien.
„Die Auslagerung von Dienstleistungen bleibt ein kontroverses Thema.“
Hofer erinnerte daran, dass die Ressourcen für die Kollektivvertragsverhandlungen 2025–2027 im lokalen öffentlichen Dienst unzureichend seien, insbesondere um die notwendigen strukturellen Gehaltserhöhungen sicherzustellen. „Die Auslagerung von Dienstleistungen bleibt ein kontroverses Thema. Die Bürgerinnen und Bürger benötigen qualitativ hochwertige Dienstleistungen, die durch gute Arbeitsbedingungen der Beschäftigten gewährleistet werden können“, kommentierte Hofer.
Die Herausforderung im Jahr 2025 sei es daher, sowohl im privaten als auch im öffentlichen Sektor durch Tarifverhandlungen den Kaufkraftverlust auszugleichen und den Südtiroler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein würdevolles Leben zu sichern. Ein weiteres Ziel für 2025 sei es, dass die Provinz den öffentlichen Rentnerinnen und Rentnern die Abfertigung vorfinanziert, da diese derzeit die erste Rate erst mehr als zwei Jahre nach der Pensionierung erhalten. -
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