Società | Gedanken

Ein ganz normales Mittagessen

Mal nachgedacht über Sinn und Gerechtigkeit..... bei einem ganz normalen Mittagessen.
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale dell’autore e non necessariamente quella della redazione di SALTO.

Dieses Bild präsentierte sich mir an einem Dienstag, ein ganz normaler Arbeitstag, kein besonderes Fest, kein Jubiläum, nur ein ganz normales Mittagessen. Als mir das Essen serviert wurde, hielt ich einen Moment inne. „Warum,“ dachte ich mir, „warum darf ich leben wie ein König, habe eine festliche Speise vor mir, das Beste was man sich nur wünschen kann, nicht einmal so teuer; für mich zumindest nicht.“ (Wenn dein Tageseinkommen unter 2 Euro liegt, so wie bei  840.000.000 Menschen auf diesem Planeten, dann ist es teuer.)

Warum geht es mir so gut, was habe ich getan oder warum habe ich das verdient? Ich habe einen Job, bin jeden Tag mehr als satt, lebe in einem wundervollen Haus mit einer wundervollen Familie. Warum ich? Nur weil ich am richtigen Ort geboren wurde? Was haben die anderen Menschen getan, dass sie so leiden müssen, hungern, im Dreck schlafen? Ich verstehe das einfach nicht. In meinem Gehirnkino blitzten die Bilder auf, die wir immer wieder ohne Unterlass präsentiert bekommen: hungernde Kinder, Kriegsgebiete, Krankheiten, Flüchtlinge, Obdachlose… Ich starrte einfach nur auf mein Essen, Tränen ließen meine Augen wässrig und glänzig werden.

Die Antworten kamen  genauso schnell und unerwartet wie die Fragen. Wie eine Stimme aus der Ferne oder doch nur meine eigenen Gedanken? „Du weißt es nicht und du musst es auch nicht wissen.“ Wir werden in diesem Leben nicht auf alle Fragen eine Antwort bekommen. Dazu sind wir nicht hier, das wäre fast zu einfach. Das Leben ist eine große Schule und wir sind hier um zu lernen. Die Welt ist ungerecht, ja das stimmt, ein Chaos, ein Durcheinander, doch das ist nur eine Seite. Es gibt auch so viel Schönes, so viel Hoffnung, so viel Liebe. Die Dualität ist immer und überall. Wo Licht ist, ist auch Schatten. Alle Probleme dieser Erde sind nicht nur für mich gemacht, ich muss sie nicht alle tragen.

Von meiner anfänglichen Trauer, wechselte ich in eine überschwängliche Dankbarkeit. Dankbarkeit für dieses eine Essen. Ich sah es mir genau an. Jedes Reiskorn in diesem Teller ist nur für mich gewachsen. Über Monate stand es im Wasser, fleißige Hände haben es geerntet, Maschinen gewaschen und verarbeitet, in Säcke verpackt und nach einer langen Reise, auf Schiffen, auf LKWs und Autos ist jedes einzelne von ihnen  hier gelandet. Das Gemüse, auch das ist gewachsen, aus einem winzigen Samenkorn, hat sich bemüht so groß und bunt zu werden, um hier auf diesem festlichen Teller zu landen. Menschen haben es gepflanzt, bewässert, gedüngt, geerntet und hierher gebracht. Die Sonne hat tagelang darauf geschienen, dass es schön und gesund wird. Die Lebenskraft der Sonne ist in allem was wächst. Die Fische wurden geboren, schwammen im Wasser, ernährten sich von Gräsern, Plankton und anderen Fischen, die geboren wurden, nur um sie zu ernähren. Sie sind über Jahre gewachsen bis die Zeit gekommen ist. Dieses eine Essen wurde über Monate und Jahre vorbereitet.

Alle diese göttlichen Speisen wurden liebevoll in der Küche gekocht, gewürzt, vereint. Auf ein Teller gelegt, mit einer schönen Blume geschmückt….. und das alles nur für mich, für mich ganz alleine, um mir Freude zu schenken und mich satt zu machen. Wie wichtig muss ich doch sein, für das gesamte Universum, dass es sich so viel Mühe um mich macht.

Mit Freude habe ich begonnen zu essen und ich kann euch sagen, ich glaube noch nie hat mir ein Essen so gut geschmeckt. Jeden Bissen habe ich genossen, in Dankbarkeit und Wertschätzung, für alles was ist.

Wie kann ich der Welt etwas zurückgeben? Wie kann ich mich erkenntlich zeigen? Das waren meine nächsten Gedanken, während ich im Zen Modus mein Mittagessen genoss. Wieder kam die Antwort so schnell wie die Frage: „Du machst ja schon so viel, nur merkst du es nicht.“ Es ist wahr. Wenn ich auch nicht mit Greenpeace die Öltanker attackiere, in Griechenland Flüchtlingen an Land helfe oder in Fukushima versuche, das Leck zu dichten….

Was ich mache ist nicht spektakulär, aber es ist meine Art der Welt etwas zu geben: ich habe einen Beruf, bei dem ich jeden Tag Kinder unterstützen kann, ihre Schwierigkeiten in der Schule zu erleichtern. Meine Arbeit im Sportverein ermöglicht so vielen Jugendlichen Sport zu betreiben. Wir kaufen zu Hause wieder öfters altmodische Seifen, damit wir weniger Plastikmüll durch die Flüssigseifen haben. Ich habe unsere George-Clooney-Kaffeemaschine wieder rausgeschmissen, weil es mir auf den Sack ging, bei jedem Kaffe einen Alu-Müll zu produzieren. Wir kaufen Fleisch so oft es geht bei einheimischen Bauern, das ist meine Aktion gegen die Massentierhaltung. Ich versuche für meine Kinder da zu sein, mit ihnen zu spielen und zu plaudern, damit sie sich so gut wie nur möglich entwickeln. All das verändert die Welt, und wenn es auch nur einen Atom davon verändert, so ist es doch wichtig.

Das und viel mehr kann jeder von uns machen, denn wir alle, du und ich, sind die Hüter dieses Planeten und für das Universum so wichtig, dass es sich wirklich unheimlich viel Mühe macht, damit es uns gut geht.

Euer

MecFly

Aus meinem Blog