Bennos Simmas Zeitensprünge
"Mit dem Fortschreiten der Zeit steigt die Neugier in sich selbst", lässt Zeichner Benno Simma sein Alter Ego in einem seiner Skizzenbücher sagen. Interessanter Satz, muss ich mir merken. Im besten Fall schaut so ein tolles Leben aus, mit fortschreitender Neugier in sich selber, ohne eine narzisstische Nabelschau zu betreiben. Das Draußen soll ebenso geliebt werden.
Benno Simma hat das Glück, viele Talente in sich zu tragen. Die er alle hervorholte und sie entwickelte, bis sie zur Gesamtpersönlichkeit Benno Simma verschmolzen. Als Architekt arbeitete er erst eine Weile nach seinem Studium in Venedig, im Interview mit Zsuzsanna Toth sagte er, das zu frühe Einsteigen in diesen Beruf habe er verantwortunglos gefunden. Lieber arbeitete er als Werklehrer in Südtiroler Mittelschulen.
Ich hatte das Bedürfnis erst zu kapieren, wie die Gesellschaft funktioniert. In den Siebziger Jahren waren es natürlich bewegte Zeiten und ich habe mich verantwortlich gefühlt, mich damit aktiv auseinander zu setzen.
Das war in den 1970er Jahren. Gezeichnet und musiziert hat Benno Simma bereits damals, aber Karriere machen wollte er auch. So eröffnete er dann doch ein Architekturbüro in Bozen und ging später nach Mailand, für 10 Jahre. Bis die Akademie für Design kam, gerade zu einer Zeit, als Simma sowieso genug hatte vom bürokratischen Überbau am Hausbau. 1998 startete das Experiment, das sich erfolgreich zur Fakultät für Design und Künste an der Freien Universität Bozen mausern sollte. Als Designer machte sich Simma einen Namen, mit findigen Produkten wie der Audio-Leuchte "Space" oder seinem Möbelkonzept "Six for All".
Da ich fast ausschließlich zwischen Holzmöbeln aufgewachsen bin, habe ich mich irgendwann angefangen mit der Frage zu beschäftigen, ob man aus Holz die Struktur eines Atoms bestehend aus mehreren Molekülen nachbauen könnte.
Designer Simma arbeitet aber nicht nur mit Produkten, sondern zeichnet auch für Menschen: Design for communication nennt er das, was er beispielsweise auf salto.bz betreibt. Gezeichnete Tagebucheinträge im Moleskine-Format, witzige, beiläufige, rätselhafte Beobachtungen aus der täglichen Lebenspraxis. Mit solchen Sketchbüchern ist er auch schon öffentlich aufgetreten, in einer Ausstellung des Meraners Erwin Seppi und seiner Galerie.
Und die Musik: Derzeit tourt Benno Simma mit seinen Musikzeichnungen "Zeitensprung/Saltatempi" durch das Land. Was da auf der Bühne passiert?
sie springen herum in den zeiten, die X-tetter, machen ab und zu auch einen seitensprung in die zukunft, finden dort aber nichts besonderes und kehren gerne wieder in die vergangenheit zurück. nein, sie sind schon da – in der gegenwart – aber wenn sie gerade verzückt eine volksweise aus der halbinsel kamtschatka singen, meint man, die bären wären echt weggetreten.
Benno Simma ist der am Piano, oder am Mikro, oder meist beides zugleich. Monika Callegaro ist die Stimme, Gregor Marini die Gitarre, Sandro Giudici am Schlagzeug und Sergio Farina am Bass. Am 10. Mai spielen sie beim Weltladenfest in Lana um 11 Uhr 30, die weiteren Termine finden Sie hier.