Società | Sanität

Fehlerquote von 0,002 Prozent

Die automatisierte Verblisterung von Medikamenten soll Altersheime entlasten. Die neue Technik ist aber kein Allheilmittel – auch nicht für den Fachkräftemangel.
Verblisterung
Foto: Peer Apotheken KG
  • Die Verblisterung von Medikamenten ist in Seniorenwohnheimen einiger EU-Länder wie Deutschland bereits Standard. Das erspart Arbeit und schafft mehr Zeit für den Kontakt mit den Bewohnerinnen und Bewohnern. Außerdem reduziert sich die Fehlerquote bei der Medikation. „Man spricht von einer Fehlerquote von 0,002 Prozent“, erklärt Florian Peer von der Peer Apotheken KG. Sein Unternehmen beliefert derzeit rund zehn Altersheime. 

  • Florian Peer: „Auch bei Privatpersonen, die möglichst lange in ihrem eigenen Zuhause leben wollen, besteht Interesse.“ Foto: Peer Apotheken KG

    Die automatisierte Dosierung der Medikamente soll in Südtirols Altersheimen flächendeckend eingeführt werden. Das Vorhaben befindet sich auf der Tagesordnung der Landtagssitzung diese Woche, eingebracht hat den Vorschlag die Landtagsabgeordnete und ehemalige Soziallandesrätin Waltraud Deeg. „Auch bei Privatpersonen, die möglichst lange in ihrem eigenen Zuhause leben wollen, besteht Interesse“, sagt Peer. 

    Im Schnitt seien die meisten Medikamente verblisterbar. Mit der Technologie kann die individuelle Medikamentendosierung Tausender Personen vorbereitet werden. Die Einhaltung der hygienischen Kriterien für medizinische Produkte und die komplexe Technik kosten. Peer hat dafür rund eine Million Euro investiert. Aktuell ist Peer der südtirolweit einzige Anbieter für Verblisterung. 

    Stephan und Florian Peer leiten das Unternehmen bereits in siebter Generation. Die erste Stadtapotheke Brixens wurde 1787 von ihrer Familie gekauft. Heute besitzt sie die Apotheke auf dem Tribus-Platz in Lana, das Reformhaus Euvita und das Pharmaziemuseum in Brixen. Das Verblisterungszentrum befindet sich im ersten Stock der Apotheke an der Brixner Adlerbrücke. 

  • Das Verblisterungszentrum: Hier gelten strenge Hygieneregeln, die Medikamente werden über eine Software individuell zusammengestellt. Foto: Peer Apotheken KG
  • Wer der Raum betreten will, braucht eine Schutzkleidung, um potentielle Krankheitserreger draußen zu halten. Die Apotheke produziert je nach Bedarf jede oder jede zweite Woche, die Dosierung pro Person wird über eine Software in Echtzeit aktualisiert. Die Verblisterungsmaschine füllt die nach Medikament sortierten Tabletten in einzelne Beutel. 

    Da die Blisterbeutel mit dem Namen der Person versehen sind, werden sie aus Datenschutzgründen geschreddert. Im Auftrag von Peer recycelt das Entsorgungsunternehmen Ad Acta die Beutel aus reinem PET. Ad Acta ist ein Zusammenschluss der Stadtwerke Brixen AG und Eurogest GmbH, sie bieten die zertifizierte Vernichtung von vertraulichem Material an.

    Der Verband für Seniorenheime, Gesundheitslandesrat Hubert Messner oder auch Ex-Soziallandesrätin Waltraud Deeg loben die Verblisterung in Zeiten der Personalknappheit. Außerdem fordert der Verband eine grundlegende Reform der klassischen Ausbildungsangebote und plädiert für die Einrichtung einer zentralen Recruiting-Stelle für Mitarbeitende im sozialen Bereich. Dabei sollen auch Wohnmöglichkeiten für Mitarbeitende bereitgestellt werden. 

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Oliver Hopfgartner Lun, 06/03/2024 - 20:57

Ich frage mich, warum sich der Landtag mit so etwas auseinandersetzen muss? Sollte das nicht eigentlich eine Frage sein, die die Leitung der jeweiligen Pflegeeinrichtungen entscheidet?

Das Szenario, dass es in Südtirol aktuell nur einen Anbieter gibt und dann womöglich politisch beschlossen wird, dass Pflegeeinrichtungen bis zu einem Stichdatum auf dieses System umsteigen müssen, hat einen gewissen Beigeschmack. Insgesamt liest sich dieser Artikel wie ein PR-Artikel für die Apotheke Peer.

Unabhängig davon, hat dieses System natürlich Vorteile, aber auch Nachteile: Ich betreue aktuell ein Pflegeheim, wo dieses System angewandt wird. Wenn man die Medikation eines Patienten umstellt (was bei multimorbiden Patienten nicht selten ist), müssen teilweise die vorabgepackten Medikamentenbeutel aufgemacht und die besagten Tabletten aussortiert werden, was wiederum zusätzlichen Aufwand bringt.
Insgesamt ist dieses System aus meiner Sicht eine Verbesserung.

Lun, 06/03/2024 - 20:57 Collegamento permanente
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Peer Florian Mar, 06/04/2024 - 11:44

In risposta a di Oliver Hopfgartner

Ein paar Anmerkungen:

Der Landtag setzt sich damit auseinander, da ein Übergang vom Pilotprojekt zu einer geregelten Dienstleistung geplant ist. Ähnlich wie im Veneto bereits geschehen, wird dies voraussichtlich durch Beschlüsse geregelt und die Rahmenbedingungen für den Service festgelegt.

Dass es im Moment nur einen Anbieter gibt, ist schnell erklärt. Es galt einen Betrieb zu finden, welcher das unternehmerische Risiko auf sich nimmt, ein Pilotprojekt dieser Größenordnung zu stemmen. Wir sind mit diesem Service während der Coronazeit gestartet, als es besonders im Pflegebereich aufgrund der Impfpflicht Personalprobleme gab.
Wir sind froh, dass wir es geschafft haben, die Dienstleistung anzubieten, dank engagierter und kompetenter Mitarbeiter und einer gewissen Risikobereitschaft. Ob es sich wirtschaftlich lohnt, diese Investition eingegangen zu sein, wird sich erst in mehreren Jahren zeigen.

Bezüglich Umstiegs-Zwang: haben Sie diesbezüglich Informationen, dass es dazu kommen soll? Uns ist nichts bekannt und auch im europäischen Ausland wäre eine solche Vorgehensweise neu. Der Landtag definiert die Rahmenbedingungen in Punkt Qualität, Preis und Sicherheit dieser Dienstleistung, den Rest wird dann der Markt entscheiden.

Bezüglich nachträglicher Änderung der Blisterbeutel, weil sich die Therapie geändert hat: Sie haben Recht, es ist manchmal systembedingt notwendig, bereits produzierte Blister bei nachträglichen Änderungen der Therapie anzupassen. Für ein Heim mit ca. 50 Bewohnern sind es durchschnittlich 3-6 Beutel, die angepasst werden müssen. Dazu sind in der Regel ein paar wenige Minuten notwendig.

Stephan & Florian Peer / Apotheke Peer

Mar, 06/04/2024 - 11:44 Collegamento permanente