Fall Kammerlander: „Hier geht es um Klein gegen Groß“
Herr Oberarzbacher, mehr als 7000 Likes für die Facebook-Gruppe „Gerechtigkeit für René“ in zwei Tagen. Was ist los bei Ihnen im Pustertal?
Hans Christian Oberarzbacher: Diese Facebook-Gruppe ist wirklich beeindruckend. Ich bin am Sonntag am frühen Nachmittag eingeladen worden, sie zu liken, da hatte sie schon ungefähr 1000 Fans, was extrem viel war in der kurzen Zeit. Aber einen Tag später mehr als 7000. Ich glaube, keine andere Seite hat in der Zeit eine derart große Anhängerschaft bekommen. Doch auch wenn man draußen unterwegs ist in den Bars oder am Abend ausgeht, ist der Unfall und vor allem die Frage, was wirklich passiert ist, Gesprächsthema Nummer Eins. Die Empörung, der Aufschrei in der Bevölkerung ist wirklich riesengroß. Wenn in einer Bar nur irgendwo am Nebentisch der Name Kammerlander fällt, redet schon die ganze Bar darüber.
Und was wird da geredet?
Es gibt vor allem eine brutal große Kritik an den Medien, weil sie gleich einmal berichtet haben, dass der René der Schuldige ist. Und nun empört man sich eben auch darüber, dass es Kammerlander gewesen sein könnte. Das sehe ich schon ziemlich kritisch. Die Aufgabe, den Unfallhergang zu ermitteln, haben immer noch die Carabinieri und die Staatsanwälte. Also, ich finde es einfach nicht richtig, jemanden vorab zu verurteilen, ob das nun der René oder der Hans Kammerlander ist.
Aus vielen Posts der Facebook-Gruppe ist eine Wut, ein Gefühl, ungerecht behandelt zu werden, herauszulesen. Geht es da nur um diesen Fall oder hängt sich hier ein breiterer Frust auf?
Primär hört man derzeit bei den Leuten einen totalen Unmut gegenüber Hans Kammerlander heraus. Aber ich glaube, dabei geht es nicht um den Hans Kammerlander als Person sondern als Prominenten. Also, ich beobachte in der ganzen Diskussion auch eine generelle Frustration, einen Unmut von Klein gegen Groß. Zum Beispiel bei der Befürchtung der Leute, dass jemand anders behandelt wird, weil er einen Prominentenstatus hat. Wie gesagt: Ich persönlich würde zum derzeitigen Zeitpunkt weder René Eppacher noch Hans Kammerlander verurteilen. Aber die Bevölkerung hat ihr Urteil schon gefällt, obwohl niemand weiß, was genau passiert ist. Und das ist eindeutig Klein gegen Groß.
Sie haben nicht das Gefühl, dass es gegen Hans Kammerlander generelle Vorbehalte in der Bevölkerung geben würde?
Nein, das ist ebenfalls interessant. Vor dem Unfall hatte der Hans Kammerlander hier einen gewissen Heldenstatus. Als Spitzensportler war er ein Vorbild, so ähnlich wie ein Politiker, also zumindest wie in früheren Jahren ein Magnago. Aber kaum fällt irgendein schlechtes Licht auf ihn, wird er fallen gelassen und es wird gleich gegen ihn geschrieben. Genau diejenigen, die bisher gesagt haben, was der Hans Kammerlander alles erreicht hat, sind nun die, die am lautesten schreien. Aber dass er davor ein schlechtes Image gehabt hätte, kann man wirklich nicht sagen, ganz im Gegenteil.
Auch nicht in Bezug auf etwaigen Alkoholkonsum?
Dazu hab ich beim besten Willen nichts zu sagen.
Täuscht das Gefühl, dass der Unfall vor allem junge Menschen bewegt oder geht die Aufregung quer durch alle Altersschichten?
Die umfasst die 15- bis 99-Jährigen, würde ich sagen. Aber klar, nachdem das Opfer leider ein sehr junger Mensch ist, ist die Tragik natürlich umso größer. Und der René hatte auch noch einen riesengroßen Freundeskreis, deswegen betrifft es die Jugend umso mehr. Vor allem urteilen Jugendliche eben auch gerne schneller, deshalb ist unter ihnen in dem Fall sicher auch die Empörung größer. Vielleicht geht es in der ganzen Geschichte auch ein wenig um Jung gegen Alt, neben Klein gegen Groß.
Kammerlander selbst hat am Montag auf seiner Facebook-Seite gepostet, dass das Medium in diesem Moment laut ihm nicht die geeignete Plattform für Diskussionen ist, weshalb auch alle eingehenden Kommentare gelöscht werden. Sehen Sie eine reale Gefahr, dass eine solche Geschichte über die Mechanismen der Sozialen Medien eskalieren kann?
Diese Gefahr sehe ich durchaus. Denn wie gesagt: Hier wird einfach von einer Facebook-Gruppe über einen Menschen geurteilt, bevor irgendetwas klar ist. Ich bin schon der Meinung, dass die Unschuldsvermutung generell zu gelten hat. Deshalb habe ich zum Beispiel die Seite nicht geliked. Obwohl ich natürlich dafür bin, dass herauskommt, was wirklich geschehen ist. Aber diese Facebook-Seite geht leider eindeutig in eine Richtung, und die heißt Verurteilung von Hans Kammerlander, bevor die Ergebnisse vorliegen.
Was also würden Sie sich wünschen?
Mein Appell an alle wäre: Lassen wir die Gerechtigkeit siegen, aber nicht nur die für René Eppacher, sondern die Gerechtigkeit generell. Und hören wir auf, über Menschen und Situationen zu urteilen, bevor nicht feststeht, was wirklich passiert ist.
Der Gerechtigkeit halber...
...sei klar zu sagen, dass Herr Oberazbacher nicht der Vertreter "der Jugend" ist, wie er auf öffentlichen Veranstaltungen im Pustertal gerne vorgetellt wird, sondern der Vertreter der SVP-Jugend.
Wer hat es denn zu verantworten, wenn es "einen Unmut von Klein gegen Groß" gibt? Wenn die Bürger befürchten "dass jemand anders behandelt wird, weil er einen Prominentenstatus hat" ...oder bei der richtigen Partei ist?
Wird Laimer anders behandelt, als der Mirgrant, der in Bozen eine Wurst stiehlt?
Werden Parteigenossen besser behandelt, wenn es um Stromkonzessionen im Ahrntal geht?
Richten Sie den Appell um Gerechtigkeit am besten zuerst einmal an ihre eigenen Reihen und nicht an uns Bürger!
In risposta a Der Gerechtigkeit halber... di Rupert Gietl -r
Gerechtigkeit oder Gelegenheit zum Angriff?
Im Artikel heißt es "JG-Vertreter", und das heißt nicht Jugend-Vertreter, sondern "Junge Generation"-Vertreter, und was das ist, sollten wohl alle Interessierten wissen.
Ihr Angriff wirkt auf mich so, als hätten Sie eine Gelegenheit dazu schon gesucht. Die Oppositionsparteien möchten von der SVP fair und sachlich behandelt werden- das ist richtig und wichtig, und die Klage darüber oft berechtigt. Aber natürlich muss es doch umgekehrt genauso gelten, nicht wahr?
Was hat Herr Oberarzbacher denn eigentlich in Ihren Augen falsch gemacht? Hätte er z. B. sagen sollen
"Ja, das kommt wohl davon, dass die SVP die Kleinen ungerecht behandelt" oder was stellen Sie sich vor?
Ich bitte um Ihren ganz konkreten Vorschlag!
In risposta a Der Gerechtigkeit halber... di Rupert Gietl -r
Gerechtigkeit oder Gelegenheit zum Angriff?
Im Artikel heißt es "JG-Vertreter", und das heißt nicht Jugend-Vertreter, sondern "Junge Generation"-Vertreter, und was das ist, sollten wohl alle Interessierten wissen.
Ihr Angriff wirkt auf mich so, als hätten Sie eine Gelegenheit dazu schon gesucht. Die Oppositionsparteien möchten von der SVP fair und sachlich behandelt werden- das ist richtig und wichtig, und die Klage darüber oft berechtigt. Aber natürlich muss es doch umgekehrt genauso gelten, nicht wahr?
Was hat Herr Oberarzbacher denn eigentlich in Ihren Augen falsch gemacht? Hätte er z. B. sagen sollen
"Ja, das kommt wohl davon, dass die SVP die Kleinen ungerecht behandelt" oder was stellen Sie sich vor?
Ich bitte um Ihren ganz konkreten Vorschlag!
In risposta a Der Gerechtigkeit halber... di Rupert Gietl -r
Sehr geehrter Herr Meraner,
bitte lesen Sie meinen Kommentar genau: Ich beziehe mich nicht auf die Formulierung "JG-Vertreter" im Artikel, sondern stelle fest, selber schon auf Veranstaltungen im Pustertal gewesen zu sein, wo Herr Oberarzbacher allumfassend als "Vertreter der Jugend" vorgestellt wurde.
Seiner Position kommt in diesem Artikel aber eine besondere Bedeutung zu: Er spricht hier weder als Privatperson, noch als Vertreter einer bestimmten Bevölkerungsgruppe.
Er spricht als SVP-Funktionär, Gemeinderat und Landtagskandidat.
Doch Sie haben Recht... was hätte er sagen sollen?
Dass es zahllose Fälle in Südtirol gibt, wo sich politisch gut vernetzte oder betuchte Bürger mit Hilfe ihrer Kontakte zu seiner Partei Vorteile verschafft haben und dies in der Mittel- und Unterschicht zunehmend zu Aggressionen gegen die oberen Zehntausend führt?
Nein... doch besser nicht.
So sieht eben auch "Erneuerung" aus...
In risposta a Der Gerechtigkeit halber... di Rupert Gietl -r
Monopol
Manchmal kommt es mir schon vor in Südtirol gibt es zumindest in den Köpfen noch ein Monopol. Oder wer tut sich schwer wenn er diese generischen Bezeichner hört zu wissen was konkret gemeit ist: Die Zeitung, die Partei, die Arbeitgeber, die Arbeitnehmer, die Abendnachrichten, die Radionachrichten.
So habe ich auch keine Probleme zu glauben, dass ihm schon des öffteren "der Vertreter der Jugend" vorgestellt wurde.
Gute Aussagen Hans Christian Oberarzbacher
Hans Christian Oberarzbacher ist neutral und sagt, was zu sagen ist.
Ich finde auch, daß diese Facebook-Seite Gerechtigkeit für Rene ins ultraradikale geht, ähnlich wie bei den rechtsradikalen Gruppierungen.
Meiner Meinung nach, müsste so eine Gruppe schnellsten geschlossen werden, und wenn sie es nicht freiwillig tun, dann per Post-Polizei gerichtlich. Es sind sehr extreme Hetzaussagen gegen Kammerlander gepostet in dieser Gruppe.
Ich hoffe, Hans Kammerlander sieht es und veranlaßt die Schließung von so einer Gruppe, die vielfach nur hetzt gegen Kammerlander und ihm unbewiesene Unterstellungen höchsten Aussmasses macht.
Es ist dasselbe Spiel wie so oft: Wenn jemand beginnt zu hetzen, kommt der andere und hetzt weiter, und so weiter. Nur, der wirklich nachdenkt und intelligent (das sind die wenigsten), stoppt diese Hetzerei, greift ein und reitet nicht mit dieser Hetzkampagne mit.
Chapeau Herr Oberarzbacher..
das passt.
Aber ich verstehe es trotzdem nicht.
Ein Mensch ist tot. Schrecklich. Es wird Verantwortung und eventuell auch persönliche Schuld dafür aufzuklären und zu tragen geben. Ich vertraue in die Arbeit der dafür Verantwortlichen. Ich möchte den Trauernden mein Beileid aussprechen.
Ich verstehe aber absolut nicht, wie professionelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in einen so dumpfbackigen Brei versinken kann!
Was ist das für eine Gesellschaft, die ihren eigenen Strukturen nicht vertraut sondern lieber vorverurteilt.
Ich kenne Kammerlander nicht wirklich, aber wenn es der Alkohol war, dann hat er - auch für sich - einen ganz schweren Rucksack auf. Keine Entschuldigung.