Christian Mittendorfer
insalata-mista studio im Gespräch mit der designer Christian Mittendorfer.
Das Produkt, das du im artstore präsentierst, ist ein gedrechseltes Objekt, erzähl uns, wie und wo deine Leidenschaft für die Drechslerei begann.
In meiner Ausbildungszeit als Tischler konnte ich bei einer Projektwoche mal ein paar Stunden an einer Drechselbank stehen. Als sich mein Vater vor ein paar Jahren eine zugelegt hat, war die Leidenschaft dafür endgültig geweckt. Drechseln ist für mich deswegen so faszinierend, weil ich dabei sehr mit dem Material verbunden bin. Mich begeistert, dass das gestalterische Moment schon beim Baum beginnt. Ich kann das Holz selbst fällen, spalten und trocknen, ich kann also den kompletten Prozess vom stehenden Baum bis zum fertigen Objekt mitgestalten und beeinflussen. Das Drechseln selbst ist ein wenig wie Töpfern mit Holz: Genaue Maße sind nicht so vordergründig, es geht viel mehr um eine Harmonie aus Form und Proportion.
Wie würdest du den kreativen Prozess hinter deiner Arbeit beschreiben? Beginnt alles mit einer Idee, die du im Kopf hast und die sich dann verwirklicht, oder entwickelt sich der Inhalt, während du arbeitest?
Das ist sehr unterschiedlich, bei der Pfeffermühle im Artstore gab es zuerst eine Idee und einige Handskizzen. Ich wollte ein wenig experimentieren und wegkommen von den gängigen klassischen und linearen Formen, gleichzeitig sollte die Funktion und eine gute Benutzbarkeit aber nach wie vor im Vordergrund stehen. Die genaue Form und die Proportionen entstanden dann an der Drechselbank, ganz spontan. Das war der Auftakt zu einer neuen Serie, inzwischen gibt auch schon andere Formen und Varianten, die noch etwas bunter und lustiger sind. Gerade in dieser Zeit tut ein wenig mehr Witz und Farbe gut, finde ich. Bei anderen Objekten beginnt der Gestaltungsprozess schon vorher: direkt beim Baum, abhängig von der Größe des gefällten Stammes, seiner Beschaffenheit und Maserung. Es sind eigentlich immer mehrere Etappen, weil man auch nie genau sagen kann, wie sich das Holz verhält. Wenn man eine vorgedrechselte Schale nach 5 Monaten Trocknung wieder in die Hand nimmt, hat sie sich verändert und ich schau dann einfach, was entsteht und möglich ist.
Die Suche nach einem neuen Produkt bringt viele Versuche und manchmal auch Fehler mit sich. Woher nimmst du die Motivation und das Interesse, weiter nach deiner Zufriedenheit zu suchen?
Woher die Motivation kommt, kann ich nicht sagen. Ich weiß nur, dass mir etwas fehlt, wenn ich länger nicht in der Werkstatt stehen kann, um an etwas zu tüfteln oder etwas zu kreieren. Es macht mir einfach Spaß, Lösungen zu suchen, sei es für gestalterische wie für technische Herausforderungen oder einfach nur eine Schale zu drechseln, um dann etwas in der Hand zu halten, das für mich stimmig ist. Rückschläge und neue Anläufe sind Teil des Gestaltungsprozesses und für mich eine Notwendigkeit. Manchmal ist es zwar frustrierend, aber meistens ergibt sich eine neue Sichtweise und das Resultat ist dann auch besser als das vorherige.
Christian Mittendorfer
Ettore I
Material: Ahorn und Esche Massivholz - farbig lackiert
Maße: h-19cm / d-7cm
Preis: 140.-
(exkl. Steuern und Transport)
aus einem Interview mit Susanne Pitro 2015 für salto.bz
Wer Christian Mittendorfer fragt, was er beruflich so macht, kann ihn schon ins Stottern bringen. „Tischler“ kommt ihm oft der Einfachheit halber über die Lippen, denn Künstler trifft es auch nicht und Design hat er nie gelernt. „Seitdem ich mich selbständig gemacht habe, plage ich mich mit dem Gedanken, was ich bin“, meint der gebürtige Oberösterreicher, „Denn du kannst ja nicht jedes Mal eine halbe Stunde darüber reden, was du machst, nur weil es keinen passenden Begriff dafür gibt.“ Die kürzeste Definition für das, was in seiner Holzwerkstatt entsteht, lautet wohl: Es ist aus Holz – und homemade. Also meist vom ersten bis zum letzten Schritt seinem Kopf entsprungen und mit seinen Händen produziert. Das gilt genauso für Möbelstücke und Wohnungseinrichtungen wie Küchen und Badezimmer, die er gemeinsam mit den Auftraggebern plant und entwirft, wie für seine Design-Objekte. „Design autoprodotto“ nennt sich das, was Mittendorfer macht, in Italien. Design, das nicht für die großen Marken entworfen wird, sondern selbst produziert und vermarktet wird. Auf der Messe „Open Design Italia“ erhielt für sein erstes marktreifes Produkt, die Kleiderschiene binò, den Spezialpreis „chilometro zero“, weil es sein Atelier bis zum Verkauf nicht verlässt. Dasselbe gilt für das aus Zirbelhorz gedrechselte zylinderförmige Aufbewahrungsteil Max, das es mittlerweile auch als Lampe gibt, und den Bücher-und Zeitungsständer Leselotte.
*13.08.1975 aufgewachsen in Oberösterreich
1993 Abschluss der Holzfachschule in Hallstatt,
anschließend als Tischler und Einrichtungsberater tätig.
2001 nach Südtirol, um als Projekttechniker in einem Ladenbauunternehmen zu arbeiten
2003 - 2008 Tätigkeiten im Sozialbereich in Landwirtschaft und Gartengestaltung.
2004 - 2006 Lehrgang für Entwurf und Gestaltung in Laas
seit 2009 Einrichtungs- und Produktdesigner mit eigenem Studio in Bozen