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Hinter die Kulissen schauen - Creative Handicrafts

Dialog, Transparenz und Respekt: Worte die von verschiedenster Seite in den Mund genommen werden um für Glaubwürdigkeit zu werben. In der Politik funktioniert das immer seltener, eine Sparte, die diese Begriffe jedoch ernst nimmt, ist der faire Handel, hier in Südtirol, wie jener weltweit.

Anfang der Siebziger Jahre kam der faire Handel im Zug einer allgemeinen weltanschaulichen Rückbesinnung auf humane Werte in Schwung: begonnen hat es mit dem Kaffee aus Lateinamerika, der über kleine Genossenschaften Richtung Norden verteilt wurde. Der "faire" Kaffee von Indios aus Nicaragua wurde auf Dritte-Welt-Basaren aufgeschenkt und kam 1973 erstmals luftdicht verpackt nach Europa. 

Von diesen ersten, noch sehr von Kirchengemeinden, engagierten Entwicklungsarbeitern und buntgemischten Gruppen engagierter Bürger getragenen Aktionen bis heute ist viel passiert. Heute ist der faire Handel quasi eine "Multinationale" mit sehr humanem Ansehen. Der gerechte Handel behauptet sich heute als Teil einer internationalen Wirtschaftstätigkeit, der vor allem auf die Sicherung der sozialen Rechte seiner Produzenten schaut. 

In Südtirol gibt es die Weltläden von Bruneck bis Bozen, Neumarkt bis Sand in Taufers. Man bekommt dort zwar immer noch Kaffee aus Nicaragua oder Angola, darüberhinaus ist das Sortiment erheblich gewachsen. In den "Weltladen gehn" heißt gut einkaufen, heißt vor allem jenen Mehrwert der Ware anerkennen, den der Verbraucher zahlt um wirtschaftlich Schwachen zu helfen. 

Anstupsen, um zu verstehen

Dieses "helfen" ist natürlich ein wenig anzukurbeln. Selbstverständlich ist es nicht, dass vor allem junge Menschen den Mehrwert und die Nachhaltigkeit begreifen, der hinter gerecht gehandelten Gütern steht. Deswegen entwerfen die Südtiroler Fairhändler Ideen, um ein wenig anzustupsen, zu sensibiliseren für das was hinter den Produkten im Weltladen-Regal steht.

Eine dieser Ideen ist der "Re & Up-Cycling" Wettbewerb, der sich an Jugendliche zwischen 12 und 25 Jahren richtet. "Wir veranstalten den Wettbewerb bereits im 4. Jahr und haben gesehen, dass es besonders gut ankommt, wenn wir zum Kreativsein aufrufen," erzählt Brigitte Gritsch, die Organisatorin des neuens "Design Contests". In diesem Jahr geht es darum, Verpackungsmaterialien oder ein anderes Fair-Trade-Produkt, das nicht mehr benötigt wird, zu einem originellen Objekt umzubauen. Alles von Schmuck, Taschen, Gefäße, Schachteln oder Textilien. "Es kann auch eine Kaffeeverpackung sein, natürlich, aus der etwas Neues entsteht, die Hauptsache ist, dass auch dieses neue Objekt im Alltag verwendet wird." 

Brigitte Gritsch ist Koordinatorin der Südtiroler Weltläden und gerade von einer Reise aus Indien zurückgekehrt. Dort war sie in Mumbai und hat die Produktionsstätten eines Handelspartners besucht, Creative Handicraft. In der indischen 12-Millionen-Stadt leben 65 Prozent der Einwohner unter ärmsten Bedingungen in den Slums. Seit 1984 gbit es die Textilverarbeitung Creative Handicraft, die nunmehr 250 Frauen Arbeit bietet. "Das Gute ist, dass die Produktionsstätten in der Wohngegend der Frauen liegen; so müssen diese keine langen Wege auf sich nehmen und können zusätzlich auch Familie und Kinder betreuen," berichtet Gritsch.

Hinter die Kulissen schauen

An die Slums gewöhne man sich, das sei nicht anders zu haben in Mumbai, die Armut ist ständig anwesend. Bei Creative Handicraft arbeiten die Frauen in autonom verwalteten Gruppen. "Diese Gruppen sind selbst dafür verantwortlich, was und wie sie etwas produzieren. Sie haben ein eigenes Budget und können sich in Eigenregie die Produktionsbedingungen einteilen." So könnten sich die Frauen außerdem eine Gewinnspanne erarbeiten. "Bei Creative Handicraft" will man nicht nur Arbeit geben, sondern die Angestellten zur Eigeninitiative und Selbstverantwortung anleiten. 

 

Nicht nur Stoffe und Textilien werden von den Frauen verarbeitet, die Produktionsideen entwickeln sich auf eine Weise, die den indischen Arbeiterinnnen und Angestellten entgegenkommt. "So wurde eine Art Catering aufgebaut, jene Frauen die beispielsweise gut kochen können und weniger mit der Nähmaschine umgehen wollen, haben einen Lunch-Box-Service eingerichtet, der nun sehr begehrt ist," erzählt Brigitte Gritsch weiter. Das Hinter-die-Kulissen-schauen einer Fair-Trade-Partnerorganisation sei interessant und sehr bereichernd. Diesen Vorteil wird auch der Gewinner des Re&Up-Cycling-Wettbewerbs erfahren. Der Hauptpreis besteht nämlich aus einem Besuch von Creative Handicraft in Mumbai, ein Kennenlernen der Produktionsbedingungen und ein Eintauchen in die indische Kultur.