Cultura | Bibliophile Fragen

„Das ist Musik!“

Angelika Pedron studierte Germanistik und Romanistik. Und sie studiert sehr alte Bücher mehr als gründlich. Außerdem hat sie die immer gleichen SALTO-Fragen beantwortet.
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Foto: Harald Knoflach
  • SALTO: Welches Buch hat Sie in Ihrer Kindheit nachhaltiger geprägt, als Sie damals je geglaubt hätten?

    Angelika Pedron: "Das Kleine Ich bin Ich" von Mira Lobe, das ich natürlich auch selbst nachgebastelt habe - dank Bastelanleitung im Buch. Sämtliche Stoffreste im Haus mussten dran glauben. Das Ergebnis wich dann allerdings sehr vom Original-Tier ab.

    Welcher letzte Satz eines Romans ist und bleibt für Sie ganz großes Kopfkino?

    Hätte ich nicht so ein wahnsinnig schlechtes Gedächtnis, würde ich an dieser Stelle selbstverständlich das Ende von Kästners "Fabian" zitieren: "Fabian ertrank. Er konnte leider nicht schwimmen." Aber: Ich vergesse grundsätzlich alle Enden – sei es von Romanen als auch von Filmen. Das hat aber auch den Vorteil, dass man beim Wiederlesen oder -sehen dann immer wieder ehrlich überrascht ist.
     

    Als Schlafmittel kann ich den Roman jedenfalls sehr empfehlen.

  • Angelika Pedron: Germanistin und Romanistin. Von 2008-2019 war sie Mitarbeiterin beim Projekt EHB (Erschließung Historischer Bibliotheken in Südtirol), seit 2022 ist sie Leiterin der „Servicestelle Betreuung Historischer Bibliotheken“ – angesiedelt beim Bibliotheksverband Südtirol, im Auftrag der Landesbibliothek Teßmann. Foto: Oliver Oppitz

    Reimen ist doof, Schleimen ist noch doofer… Auf welches – anscheinend gute – Buch konnten Sie sich nie wirklich einen Reim machen?

    Ich habe achtmal (!) versucht, mich durch Thomas Manns Zauberberg zu quälen, weil eine Germanistin ja schließlich alles von Thomas Mann kennen und lieben muss. Ich bin aber immer nur bis höchstens Seite 80 gekommen. Akute Narkolepsie- und Langeweile-Anfälle haben mich am Weiterlesen gehindert. Als Schlafmittel kann ich den Roman jedenfalls sehr empfehlen. Vielleicht klappt’s ja mit dem Zauberberg, wenn ich irgendwann mal in Pension bin. 

    Ein Fall für Commissario Vernatschio. Wie erklären Sie einem Außerirdischen die geheimnisvolle Banalität von Lokalkrimis?

    Mich als Krimifan würde ja vielmehr die Frage interessieren, ob die Außerirdischen da draußen im Universum auch Lokalkrimis haben. Was weiß ich: "Marsmord", "Blutige Milchstraße" oder "Fatale Venusfalle"...

    Gewichtig! Welchen Buch-Tipps schenken Sie noch uneingeschränkt Vertrauen?

    Niemals wieder kaufe ich Spiegel-Bestseller-Bücher! Da war bislang jedes Buch ein Fehlgriff. Ich bin sehr skeptisch gegenüber Buch-Tipps, am ehesten vertraue ich noch denen meines Mannes. Meistens bin ich aber sehr monothematisch unterwegs: Bücher über Bücher und Bücher über Bibliotheken enttäuschen mich eigentlich nie.
     

    Ich bin in beiden Welten zu Hause...


    Was für ein Fehlschlag! Welches Buch würden Sie auf einer einsamen Insel zurücklassen?

    Schlechte Bücher würde ich nicht zurücklassen. Gute aber auch nicht, die behalte ich lieber selber.

    Das Rauschen des Blätterns. Welches Buch würden Sie auf keinen Fall am E-Book-Reader lesen?

    Ich bin in beiden Welten zu Hause, lese sowohl analog als auch digital. Aber: Wollen wir über das unvergleichlich schöne Rauschen des Hadernpapiers in Alten Drucken und Inkunabeln sprechen? Das ist Musik!

    Welches Buch zu Südtirol oder eines/einer Autors/Autorin aus Südtirol würden Sie unbedingt weiterempfehlen?

    Fällt mir jetzt auf die Schnelle keines ein, außer Claus Gatterers „Schöne Welt, böse Leut“.