Cultura | Bibliophile Fragen

„Trost für diejenigen, die einsam sind“

Greta Maria Pichler war Jurypreisträgerin des 30. Open Mike, im Herbst 2024 erscheint ihr Debüt. Für SALTO hat sie schon mal die "immer gleiche Fragen" beantwortet.
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Foto: Privat
  • SALTO: Welches Buch hat Sie in Ihrer Kindheit nachhaltiger geprägt, als Sie damals je geglaubt hätten?

    Greta Maria Pichler: Meine Eltern haben meiner Schwester und mir viel vorgelesen, ich erinnere mich vor allem an die Bücher, bei denen es Uneinigkeiten gab, ob wir sie immer wieder von vorn oder nie wieder hören wollten. Ich war im Gegensatz zu ihr zum Beispiel ein großer Fan von der Geschichte vom Nilpferd (Lena Landström), das Buch vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat (Werner Holzwarth und Wolf Erlbruch), mochten wir hingegen beide. 

    Welcher letzte Satz eines Romans ist und bleibt für Sie ganz großes Kopfkino?

    Kein letzter Satz, das ganze Buch „Hasenprosa“ von Maren Kames hat mich letzthin begeistert.
     

    Ich kenne mich mit Kriminalfällen leider nicht aus.

  • Greta Maria Pichler: geboren 1996 in Bozen (IT), studierte Philosophie an der Universität Wien und Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst Wien. Sie war Kuratorin der Literaturpassage im Museumsquartier Wien, Mitherausgeberin der Literaturzeitschrift JENNY und ist derzeit Mitglied des Teams von ZeLT. Ihre Texte wurden in Anthologien, Literaturzeitschriften und im Radio veröffentlicht, zuletzt in „transistor – Zeitschrift für zeitgenössische Lyrik“. Ausgewählte Gedichte liegen in italienischer, slowakischer, polnischer, tschechischer und ungarischer Übersetzung vor. 2022 war sie Jurypreisträgerin des 30. Open Mike vom Haus für Poesie. Im Herbst 2024 erscheint ihr Debüt in der Reihe Rohstoff bei Matthes & Seitz Berlin. Foto: Privat

    Reimen ist doof, Schleimen ist noch doofer… Auf welches – anscheinend gute – Buch konnten Sie sich nie wirklich einen Reim machen?

    Es gibt Texte, die mich nicht auf Anhieb ansprechen, die ich weglege und nicht zu Ende lese, aus verschiedenen Gründen. Manche dieser Gründe mache ich dann an den Texten selbst fest, an der Sprache oder an den behandelten Themen, die mich nicht so interessieren. Oft ist es aber auch einfach der falsche Moment für ein bestimmtes Buch. Ehrlich gesagt fällt mir jetzt aber kein Titel ein. 

    Ein Fall für Commissario Vernatschio. Wie erklären Sie einem Außerirdischen die geheimnisvolle Banalität von Lokalkrimis?

    Ich kenne mich mit Kriminalfällen leider nicht aus. Vernatsch ist meines Wissens ein Wein...

    Gewichtig! Welchen Buch-Tipps schenken Sie noch uneingeschränkt Vertrauen?

    Den Tipps meiner Kolleginnen, schreibenden Freundinnen und meines Freundes. 

    Was für ein Fehlschlag! Welches Buch würden Sie auf einer einsamen Insel zurücklassen?

    Ich würde immer versuchen, ein Buch, das mir gefällt, zurückzulassen, zum Trost für diejenigen, die einsam sind. Vielleicht wäre "Ozean" von Sue Goyette passend.

    Das Rauschen des Blätterns. Welches Buch würden Sie auf keinen Fall am E-Book-Reader lesen?

    Ich habe keinen E-Book-Reader, kann mir aber vorstellen, dass er auf Reisen praktisch wäre. Ich müsste diese Art des Lesens mal ausprobieren und dabei lauschen, ob mir das Rauschen abgeht. (Vorsicht, Reim!)

    Welches Buch zu Südtirol oder eines/einer Autors/Autorin aus Südtirol würden Sie unbedingt weiterempfehlen?

    Da gibt es ein paar. Zum Beispiel Sepp Malls Bücher, zuletzt "Ein Hund kam in die Küche", "Mutternichts" von Christine Vescoli, "die krankheit wunder / le beatitudini della malattia" von Roberta Dapunt, "Die Welten von A-Z: Kleines Vademecum zum poetischen Tun" von Oswald Egger und „Neue Südtiroler Landeskunde“ von Jörg Zemmler