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Francis Ford Coppola in Pflersch

Der Südtiroler Künstler und Body-Painter Johannes Stötter hat für den neuen Film von Hollywood-Legende Francis Ford Coppola ein Szene kreiert. Coppola war dafür drei Tage in Sterzing. Stötter redet erstmals darüber.
Film
Foto: Upi
  • Ich habe wirklich bis zum Schluss gezittert“, sagt Johannes Stötter,jetzt bin ich erleichtert und überaus glücklich“. Der 46-jährige Sterzinger Musiker und Künstler ist über Nacht zu einem der gefragtesten Gesprächspartner für in- und ausländische Journalisten geworden.
    Es ist jetzt genau zwei Monate her, dass der Autor dieser Zeilen Johannes Stötter erstmals mit dieser Frage konfrontiert hat. Die Information war zwar sicher, aber sie klang wie ein Scherz.
    Stötter hat für den neuen Film von Francis Ford Coppola im Sommer 2023 eine Szene eingerichtet. Die Hollywood-Legende soll dabei persönlich bei den Dreharbeiten bei Sterzing und in Pflersch dabei gewesen sein.
    Bereits im ersten Gespräch Anfang August bestätigt Johannes Stötter gegenüber SALTO diese Geschichte, ersucht aber gleichzeitig um Zurückhaltung. 
    Francis Ford Coppola spielt in der Campions League des Kinofilms. Der heute 85-jährige Regisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent aus Detroit ist mit Filmen  wie „Der Pate“, „The Conversation“ oder „Apocalypse Now“ längst in die Kinogeschichte eingegangen. 
    Jetzt hat der fünffache Oscar-Gewinner sein Alterswerk in Angriff genommen. Es ist ein Film und ein Mammutprojekt, an dem Coppola seit den 1970er Jahren arbeitet. Der Film „Megalopolis“ ist ein persönlicher Experimentalfilm, der die Zuschauer zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in fantastische Welten entführt. 

  • (c) Lionsgate Movies

  • Das Werk macht seinem Titel dabei alle Ehre.  Denn der Film ist eine Großproduktion, die der Regisseur komplett selbst finanziert hat. Weil der Film am Ende über 120 Millionen Dollar kostet, muss Coppola sein eigenes Weingut dafür verkaufen.
    Francis Ford Coppola arbeitet in einem Bereich, in dem nicht nur die Gagen hoch sind, sondern in dem es auch zum Standard gehört, dass alle Verträge klare Schweigeklauseln enthalten. So durfte Johannes Stötter bis zum Erscheinen des Films über sein Engagement und seine Arbeit daran nicht öffentlich reden. 
    Seine Premiere feierte „Megalopolis“ zwar bereits im Mai 2024 bei den Filmfestspielen in Cannes, das Monumentalwerk kommt aber erst jetzt ins Kino. Während der Film in Deutschland bereits läuft, erfolgt der Kinostart in Italien am 16. Oktober.
    Jetzt darf Johannes Stötter über seine Arbeit am Film reden.

  • Ein Weihnachtsgeschenk

    Es war für mich das schwierigste Motiv, das ich jemals gemacht habe“, sagt Johannes Stötter offen, „es war eine Herausforderung, aber nicht nur ich bin jetzt mit dem Ergebnis mehr als nur zufrieden“.  
    Die Geschichte beginnt als eine Art modernes Weihnachtsmärchen. Am 25. Dezember 2023 erhält Johannes Stötter eine E-Mail. Das Schreiben stammt von Francis Ford Coppola persönlich. Der Regisseur schreibt, dass er die Arbeiten Stötters gesehen habe und bei seinem neuen Film gern mit ihm zusammenarbeiten möchte.

  • Francis Ford Coppola und Johannes Stötter (rechts) und Stötters Manager Alex Barendregt (links): Beim Essen in Sprechenstein. Foto: wb-production
  • Am Anfang habe ich erst gar nicht realisiert und geglaubt, dass das Coppola ist“, kann Stötter heute lachen. Dann folgen ein weiterer E-Mail-Verkehr und eine Videoschaltung mit der Hollywood-Legende. Coppola erklärt Stötter, welche Szene er sich für den Film vorstelle.  „Er hat mir von Anfang an in der Umsetzung freie Hand gelassen“, beschreibt der Sterzinger Body-Painter die Zusammenarbeit.

  • Johannes Stötter

    Johannes Stötter wird 1978 in Sterzing geboren. Nach der Matura studiert er an der Uni Innsbruck Erziehungswissenschaften und Philosophie. Seine große Leidenschaft gehört aber der Musik. Mit der Folkband „Burning Mind“ tourt er jahrelang weit über Südtirols Landesgrenzen hinaus. 
    Zum Malen kommt er durch einen Zufall. Mit 22 Jahren soll er ein Cover für die CD einer befreundeten Band entwerfen. Das Bild wird sein erstes Bodypainting. Das Album der Band wird zwar nie erscheinen, doch Johannes Stötter hat seine Liebe und Berufung gefunden.
    Seitdem widmet er sich der Bemalung des menschlichen Körpers. Johannes Stötter gelingt es im Laufe der Jahre, eine Technik und eine Kunstform zu entwickeln, die einmalig sind. Wer Stötters Bilder anschaut, der kann im wahrsten Sinne des Wortes seinen Augen nicht trauen.
    Stötter hat im Laufe der Jahre mit seiner Kunst unzählige Preise gewonnen.  2012 wurde er Bodypainting-Weltmeister, 2011 und 2014 Vizeweltmeister. In den Jahren 2011 und 2013 gewann er auch die italienischen Meisterschaften. Im Jahr 2013 ging er als Sieger der nordamerikanischen Bodypainting-Meisterschaft in Atlanta hervor. 2014 erhielt er den „International Fine Art Bodypainting Award“. Johannes Stötter lebt mit seiner Familie in Sterzing.

    Foto: Meinhard Niederstätter
  • Die Szene

    Fünf Monate arbeitet Johannes Stötter insgesamt an der Umsetzung. 
    Heraus kommt schließlich eine wunderschöne Illusion. Ein Mensch, der in Wirklichkeit aus mehreren Personen besteht. Aus vier Frauen und einem Mann. 
    Überraschenderweise erklärt Francis Ford Coppola bereits zu Beginn der Kontaktaufnahme, dass er zum Filmen dieser Szene nach Sterzing kommen werde. Dieses Versprechen hält der Regisseur dann auch ein. 

  • Coppola und Stötter (mit Tochter): Dreharbeiten im Vereinshaus Pflersch. Foto: wb-production
  • Im Juli 2023 dreht Coppola drei Tage lang in Südtirol. Die Szene wird im Vereinshaus von Pflersch gedreht. „Er war im Umgang absolut nett und umgänglich“, beschreibt Johannes Stötter den Starregisseur. Auch mit dem Ergebnis zeigte sich Coppola überaus zufrieden.
    Am Ende dauert Stötters-Szene im Kinofilm genau 28 Sekunden. Bis zum letzten Moment wurden der Südtiroler Ausnahmekünstler und sein Team aber im Unklaren gelassen, ob die Szene auch wirklich in der finalen Version enthalten ist oder am Schneidetisch den Kürzungen zum Opfer fällt. Was in diesem Business durchaus passiert.
    Jetzt kann man Stötters Werk auf der großen Leinwand bewundert. 
    Über das Honorar für den Film will Johannes Stötter nicht reden. Nur soviel: „Es war nicht nur meine schwierigste Arbeit, sondern auch die bisher finanziell lukrativste“.