Im Partito Democratico fliegen die Fetzen. Parteichef Renzi kündigt seinen Rücktritt an. Aber vollziehen will er ihn erst nach der Einsetzung der neuen Regierung. Damit löst er in seiner Partei heftige Turbulenzen aus. Es geht um eine folgenschwere Entscheidung: soll der Partito Democratico mit der jahrelang heftig attackierten Fünf-Sterne-Bewegung eine Regierung bilden? Über fünf Millionen PD-Wähler haben der Partei am Sonntag den Rücken gekehrt, die meisten in Richtung Grillini. Renzi stemmt sich gegen eine solche Entscheidung: " E'un tragico errore sostenere le 5 stelle."
Wer pragmatisch denkt, weiss, was auf die Partei zukommt. Staatspräsident Mattarella wird bei seinen Beratungen auf Verhandlungen zwischen PD und M5S drängen, um die Regierungsbeteiligung der Lega zu vermeiden. Kaum jemand glaubt, dass sich der von Dauergezänk und Spaltungen gezeichnetete PD in der Opposition erholen kann. Viele der Befürworter verweisen darauf,
dass sich die Fünf-Sterne-Bewegung geläutert und weiterentwickelt hat und dass eine Regierungsbeteiligung sich auf den Partito Democratico positiv auswirken könne. Der piemontesische Präsident Sergio Chiamparino hat bereits seine Bereitschaft bekundet, die Nachfolge Renzis anzutreten. Die friulanische Präsidentin Serracchiani ist aus der Parteileitung ausgetreten.
Industrieminister Calenda hat die Mitgliedschaft beantragt. Unter den Renzi-Gegnern wächst der Ärger. Denn der Parteichef will seinen Nachfolger erst im April in Vorwahlen bestimmen. Da könnte die neue Regierung bereits im Amt sein - ohne PD.
Di Maio umwirbt die wachsende Anti-Renzi-Front im Partito Democratico und bietet den Vorsitz der Abgeordnetenkammer an, der an Justizminister Orlando oder an Boccia gehen könnte. In der Fünfsterne-Bewegung wächst die Zuversicht, dass mit einem "PD derenzizzato" eine Einigung möglich ist - auch weil der Partei bei Neuwahlen ein neues Waterloo droht.
Wie es weitergeht, bleibt abzuwarten. Renzi hat am Montagabend mit seinem gewohnt arroganten Auftritt viele Parteigenossen verärgert. Indessen hat er sich verabschiedet - in den Skiurlaub.