Maurizio Ferrandi verbreitet…
Maurizio Ferrandi verbreitet hier das alte Klischee, wonach die "Fatti di Innsbruck" von einem "pangermanistischen Nationalismus" ausgelöst wurden. Tatsächlich war der auslösende Faktor die Provokation, die von den bewaffnet nach Innsbruck geströmten italienischen Studenten mit ihren Schmährufen ("Abasso Austria", "Porci Tedeschi" usw.) ausging. Die italienische Provokation wurde organisiert von Cesare Battisti, der seit 1901 im Dienst des italienischen Geheimdienstes stand, und von Alcide Degasperi, der im Dienst des ultranationalistischen Trientner Bischofs Endrici agierte. Die Tumulte sollten bezwecken, Innsbruck als Standort für eine italienischsprachige Fakultät unmöglich zu machen und so die Errichtung einer italienischsprachigen Universität in Triest, Trient oder Rovereto durchzusetzen. Die Strategie von Battisti und Degasperi ging voll auf. Gegen die Provokation der italienischen Studenten protestierten vor allem die deutschsprachigen Verbindungen, in denen 37 Prozent der Innsbrucker Studenten korporiert waren, davon 47 Prozent in katholischen und 44 Prozent in deutschnationalen Verbindungen. Die Christlichsozialen waren also unter den Demonstranten in der Überzahl. Angeführt wurden die christlichsozialen Studenten vom Medizinstudenten Anton Sigmund aus Feldkirch, dessen Familie aus der Brixner Gegend stammte und der später Primar in Brixen wurde, bevor ihn die Faschisten vertrieben. Da die Gendarmerie nicht in der Lage war, die studentischen Prügeleien zu beenden, wurde das Militär zu Hilfe gerufen. Dabei wurde der ladinische Kunstmaler August Pezzey vom Bajonett des Trentiner Kaiserjägers Luigi Menotti tödlich verletzt. Die Umstände des Vorfalles blieben ungeklärt, beide Seiten schlachteten den tragischen Vorfall für ihre Zwecke aus. Im Lauf der Streitereien setzten die italienischen Studenten auch ihre mitgebrachten Waffen ein, wobei neun deutsche Studenten und ein Italiener durch Pistolenschüsse verletzt wurden. Es kam zu zahlreichen Plünderungen und Sachbeschädigungen und erst eine Abteilung der berittenen Landesschützen konnte die Ordnung wieder herstellen. Bei den italienischen Studenten wurden 19 Revolver sowie zahlreiche Schlagringe, Stöcke und Totschläger beschlagnahmt, viele Waffen waren vermutlich vorher weggeworfen worden. Bei den Tumulten wurde auch Alcide Degasperi verprügelt. Nach dem Krieg erklärte er: Früher habt ihr uns verprügelt, jetzt werden wir euch verprügeln. Zu diesem Zweck verlangte Ministerpräsident Degasperi nach dem Zweiten Weltkrieg von der Universität Padua, dass sie in Brixen einen Standort eröffne, um den Südtirolern im Sinne der Inschrift am Bozner Siegesdenkmal Kultur beizubringen.