Politica | Gestern ist Jetzt

Die Österreichische Grippe

Befremdliche und aggressive Töne schallen seit Wochen und Monaten aus Österreich. Woher kommen sie?
Die schlechte Nachricht: aus der Vergangenheit.
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale dell’autore e non necessariamente quella della redazione di SALTO.
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Foto: © Fox Searchlight Pictures 2015

Geht man heute durch eine österreichische Grossstadt wähnt man sich zu Recht in einem der Schmuckstücke Europas: gepflegte Innenstädte, moderne Infrastruktur, Kultur und Wirtschaft in höchster Blüte, Hipster mit und ohne Bart, dazu Sicherheit und Lebensqualität von Weltrang. Nicht umsonst gewinnt Wien fast jedes Jahr den ersten Platz unter den begehrten Metropolen dieser Welt.

Österreich war im Kalten Krieg nie ganz in Europa angekommen, blieb in seiner Neutralität lange im Permafrost zwischen den Blöcken. Erst mit Kreisky kam ein wenig Stimmung auf. Die Öffnung des Ostens und der späte EU-Beitritt 1994 haben dem Land offensichtlich gut getan: In jahrzehntelangem Wohlstand ist unsere Schutzmacht zu einem der höchstentwickelten Länder der Welt geworden.

Einerseits.

„Hurrah, wir haben den Eisernen Vorhang wieder zurück.“

 

Wenn man – andererseits – die Aussagen maßgebender österreichischer Politiker der letzten Wochen verfolgt, glaubt man nicht selten falsch gehört oder sich verlesen zu haben:

„Der Balkan ist geschlossen, muss geschlossen bleiben, Wien hat es verordnet, ein Polizeivertrag wird in Zagreb unterzeichnet, eine europäische Lösung gibt es nicht, die balkanischen Minister werden nach Wien beordert, dort wird ihnen aufgetragen, was zu tun ist, nur nationale Massnahmen greifen jetzt, … aber nicht genug: auch der Brenner muss geschlossen werden, alle Grenzen müssen geschlossen werden … Österreich wird fixe Grenzkontrollen hochziehen … das bedeutet massive Kontrollen am Brenner, auch mit Soldaten.“

Ein Tonfall, eine Attitüde, eine Radikalität die befremdlich wirkt, unbekannt, wie aus einer anderen Zeit. 

Und tatsächlich gewährt uns das alte Heimatland derzeit einen tiefen Blick in seine Seele, deren Verletzungen und Verwüstungen hierzulande sonst kaum mehr spürbar sind. Einen Seelenzustand der oszilliert zwischen 600jähriger imperialer Geschichte und vollkommenem, doppelten Zusammenbruch. 
Wobei jener von 1918 bis heute unverändert der entscheidende bleibt. Der Verlust des Kaiserreichs ist nach wie vor spürbar, wie ein Hintergrundrauschen, eine ferne Melodie. Dazu gehört – natürlich und besonders schmerzhaft – der Verlust Südtirols.
Daß man gut 25 Jahre später – weil’s noch nicht genug war – ein zweites Mal komplett pulverisiert wurde wird grossflächig ausgeblendet: man war „Opfer“ – eine Lebenslüge. 

 

„… eine Grippe von der einst Millionen dahingerafft wurden.“​

 

In dieser doppelten Katastrophe liegt die vielfache Ängstlichkeit und Kleingeistigkeit des Landes begründet. Und sein - wenn es wie jetzt aufblitzt - überraschend aggressives und autoritäres Gehabe. Es ist der Geist längst versunken geglaubter Zeiten, des „hinigen“ Vielvölkerstaates um die Jahrhundertwende, der Depression der 1920er Jahre, des aufkommenden Fanatismus’ und Fremdenhasses, ja im Ansatz des Faschismus’ der 1930er Jahre, der nicht zuletzt auch mit ein Kind Österreichs war.

Doch wer weckte diese Geister? Sicher benötigt man dazu ein paar untalentierte Politiker wie die Minister Mikl und Doskozil, einfache "Kieberer" ohne Geist und Sinn, die sich profilieren wollen und offenbar keine Geschichte gelernt haben. Doch viel wesentlicher sind die Parallelen zu Ungarn und Polen, immerhin ehemalige und zum Teil österreichische Kronländer. Diese konnten dank der Sowjets auch reichlich Totalitarismus atmen und haben nun offen autoritäre Regierungen.

Die Frage ist, wie europäisch, wie westlich ist Österreich tatsächlich, wie stark sind die aggressiven Reflexe aus der Vergangenheit? Wie eine Studie der Bertelsmann Stiftung suggeriert wendet sich das Land eher von Europa ab und blickt wieder mehr „mit Zuversicht in die Vergangenheit“, wie man so schön sagt.

Die Freunde und Nachbarn sind gut beraten alles zu unternehmen was der Genesung von dieser gefährlichen Grippe dienlich ist. Weil wenn einer schreit meint er meistens "Hilfe!".

 

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Gabriele Di Luca Dom, 04/10/2016 - 16:17

"Ich, Sohn einer Jahrhunderte alten Familie deutscher Bauern, habe es nicht nötig, über Rasse und Nationalität zu sprechen. Wir leben in einem Lande, in welchem die Regierenden sechs Jahrhunderte lang die deutsche Kaiserkrone trugen; wir leben in einem Land, das Jahrhunderte lang sein Germanentum in den Kreuzzügen gegen die Türken und gegen die asiatischen Völker verteidigte und aufrecht erhielt; wir sind immer vor allem Deutsche gewesen, wir sind es heute und werden es bis in alle Ewigkeit sein." - Engelbert Dollfuß

Dom, 04/10/2016 - 16:17 Collegamento permanente
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carlo sperzna Dom, 04/10/2016 - 21:49

E una citazione di Dolfuss fuori dal contesto. Erano gli anni dell' Anschluss. Dolfuss era fascista ma non era un antisemita. Lui fu tra le prime vittime di quella follia che avrebbe poi causato milioni di morti e a cui cercava di opporsi In questo senso la sua figura non e esempio della crisi dell'Austria e tantomeno questa sua affermazione. Quello che mi lascia piu perplesso e la folla oceanica al Heldenplatz a salutare il nuovo signore. Adolf Hitler

Dom, 04/10/2016 - 21:49 Collegamento permanente
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Dr. Streiter Dom, 04/10/2016 - 22:47

Miassns nur mal austauschen: währ Frankreich heut'zutage der Partner an der Grenze, oder Deutschland, Spanien, Polen. Ich behautte also ihr Historizismus ist = Nil. Und wir befinden uns in einem sehr vorhersehbarem Planspiel. Da kriegen dann die SorgeUmItalien-Gutmenschen wieder einen Kragen. Let it rain!

Dom, 04/10/2016 - 22:47 Collegamento permanente