Zweisprachige Schule für In- und Ausländer
Neben der Direktorin der Pestalozzi-Grundschule diskutierten auch LRin Kasslatter Mur, Ulli Mair und Hans Heiss. Überraschender Weise fand ich mich - außer mit der Schuldirektorin - mehr mit der Ulli Mair, die mE am realistischsten argumentierte, und nicht mit Hans Heiss, der sonst mein politischer Favorit ist. Er argumentierte ganz auf der politischen Linie der Grünen, die eben eine idealistische ist. Nun nehme ich auch an, dass er Einblick in die Problematik hat, da seine Frau ja auch Schuldirektorin ist.
Unterricht in der Muttersprache der Kinder
Was bei keiner der Diskutantinnen eine Rolle spielte war das Eigentliche des von Durnwalder vorgeschlagenen Ladinischen Schul-Modells: der Unterricht in der Muttersprache der Kinder- neben dem paritätischen Unterricht in den beiden großen Landessprachen Italienisch und Deutsch. Fächerbeispiel in der Ladinischen Mittelschule: Unterricht in deutscher Sprache: Deutsch, Naturkunde, Mathematik, Geschichte, Religion; in italienischer Sprache: Italienisch, Geografie, Technische Erziehung, Kunst, Musik, Turnen; dazu noch Ladinisch und Englisch.
Nun wenn man das Ladinische Modell ernst nimmt und es auf die Zuwanderer-Kinder überträgt, müsste man ihnen – so wie den ladinischen – einen Unterricht in ihrer Muttersprache anbieten.
Den meisten scheint das organisatorisch und wegen der nicht vorhandenen Lehrpersonen nicht möglich – mir aber schon und ich werde meinen Vorschlag auch ausführen: Sicher gibt es viele verschiedene Ethnien mit verschiedenen Sprachen und so kann man den Unterricht nicht einfach – so wie Ladinisch – als Klassenunterricht an bieten. Man müsste verschiedene sprachliche Lerngruppen (auch in verschiedener Größe) anbieten und zwar in Zusammenarbeit mit den verschiedenen Ethnien. Man müsste diese Aufgabe, die Muttersprache zu lernen, so angehen wie in Südtirol in den Anfängen – zuerst mit Katakombenlehrern und nach dem Krieg mit Hilfslehrpersonen, die den Unterricht auch in Zwergschulen (mehrere Schulstufen in einer Klasse) gestalteten. In fast allen Ethnien gibt es auch Personen mit mittlerer oder höherer Schulbildung, die eine solche Aufgabe übernehmen könnten. Beispielsweise kann ich mir vorstellen, dass die Frau meines chinesischen Freundes, die in China Klavierlehrerin war, hier aber nur in der Gastronomie arbeitet, sich zutrauen würde – mit Lern-Hilfsmitteln, die sie sich beschaffen müsste – einen solchen Anfänger-Unterricht zu übernehmen.
Mir wäre ein solcher Unterricht lieber, als wenn er z. B. bei den gläubigen Moslems von Koranschulen übernommen wird. Und die meisten anderen Zuwanderer-Kinder hätten überhaupt keine Chance, einen Muttersprachen-Unterricht zu erhalten. Eigenartig, dass daran niemand denkt, obwohl sich alle einig sind, dass die Basis für jegliches Sprachenlernens die Beherrschung der Muttersprache ist. Anscheinend gilt das in übertriebenem Maße für die Deutschen und überhaupt nicht für die Zuwanderer.
Vorschule, Alphabetisierung, Kooperation und Integration
Bei oben genannter Diskussion ging es auch darum, ob es eine solche Schule für Ausländer nicht viel mehr als verpflichtende Vorbereitung auf die normale Schule bräuchte. Die meisten waren dagegen, auch weil man die Kinder nicht dazu verpflichten könne. Ich könnte mir ein solches Vorschuljahr schon vorstellen, aber so wie oben beschrieben in der Muttersprache der Kinder. Ich glaube, dazu wären die Zuwanderer eher bereit und daran interessiert. Bei einer solchen Gelegenheit könnte man Alphabetisierung evtl. für Eltern betreiben, indem man sie am Unterricht teilnehmen lässt. Kinder und Mütter lernen gemeinsam. Nachher könnte man Müttern parallel zu den Kindern Deutsch und Italienisch beibringen.
Wie Durnwalder schon betont hat, könnten sich in eine solche paritätische Zweisprachige Schule auch interessierte deutsche oder italienische Kinder einschreiben. Wenn das nicht der Fall wäre, müsste man das Ganze in einem Kooperationsmodell z. B. im Rahmen der Praxisfächer und bei Schulprojekten, die Begenung und die Integration mit den anderen Schülern fördern.