Cultura | Film der Woche

Süsses oder Saures

Der Kinderfilm "Süsses oder Saures" wurde im Rahmen eines Workshops für Kinder im Schloss Gandegg gedreht. Matthias Lintner war an der Umsetzung nicht unbeteiligt.
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Foto: Matthias Lintner

salto.bz: Wie ist "Süsses oder Saures" entstanden? Tatsächlich im Kollektiv?

Matthias Lintner: Richtig, der Film entstand im Kollektiv. Bis die Kinder eine Geschichte gefunden hatten, verging ein bisschen Zeit, das nahmen wir aber gerne in Kauf. Es war uns wichtig, dass die Geschichte wirklich von den Kindern entwickelt wird und dass alle gleichermaßen dahinter stehen und sich als Team fühlen. Unsere Aufgabe bestand darin, den Kindern eine Fülle an Angeboten zu unterbreiten, d.h. wir haben mit Ihnen Improübungen gemacht, Kostüme anprobiert und uns Geschichten zu den Figuren ausgedacht. Und schließlich gab es diesen wunderbar verwunschenen Schlossgarten, der als Inspiration diente. Ich erinnere mich, wie die Kinder von einer Runde ums Schloss zurückkamen und überraschend gemeinschaftlich eine Idee gefunden haben. Peu à peu, Schritt für Schritt, haben wir dann die Idee mit weiteren Inhalten gefüttert, den Kindern erklärt, was eine Auflösung ist, wie man ein Storyboard macht und natürlich auch, wie die Technik funktioniert und was es sonst noch so an Handwerkszeug zu erlernen gibt. So wurde die story immer konkreter – und gleichzeitig verworrener.

Warum?

Am Ende von Tag vier standen wir alle mit rauchenden Köpfen vor dem Whiteboard, bei dem Versuch, alle "logischen Fehler" zu beheben. Das war ganz schön tricky, aber die Kinder sahen es als Herausforderung und waren hochmotiviert, alle Probleme zu lösen.
 

Trotzdem ist es schön zu erleben, wie sich eine Gruppe formt und durch eine gemeinsame Aufgabe auch als Gruppe wächst.


Wie sehr beeinflusste das historische Ambiente Gandegg die Handlung?

Die historische Kulisse als Anlass zu nehmen, war natürlich unser erster Gedanke. Dementsprechend hatten wir ein Dutzend Kostüme zusammen getragen (Prinzessin, Ritter, Geist und Skelette), alles rund um Burg und Mittelalter. Zu unserem Erstaunen hatten die Kinder das dann gar nicht so wahrgenommen. Einige wenige Kostüme haben sich lediglich als Halloweenverkleidungen in die Geschichte gerettet. Das Schloss war dann aber doch Inspiration für die Figur der Schlossbesitzerin, die dort Kunst sammelt- auch eine Idee die mehr von der gegenwärtigen Nutzung des Ortes inspiriert ist, als aus der Vergangenheit. 
 

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Welche Erfahrungen konnten Sie beim Filmworkshop machen?

Bruno Derksen, der mit mir den Workshop leitet, und ich sind beide Autorenenfilmer, die hauptsächlich im dokumentarischen Bereich tätig sind. Da wir es gewohnt sind, dass sich unsere Projekte zumeist über Jahre hinziehen, finden wir es umso erfrischender, mit den Kindern zu erleben, wie in zwei Wochen ein kompletter fiktionaler Kurzfilm entstehen kann. Wir lassen uns dabei von den Kindern mitnehmen und müssen uns nicht wie sonst ständig selbstkritisch hinterfragen. Das ist fast wie Urlaub. Aber nur fast, denn Filmemachen ist immer viel Arbeit, auch wenn ihn Kinder machen. Trotzdem ist es schön zu erleben, wie sich eine Gruppe formt und durch eine gemeinsame Aufgabe auch als Gruppe wächst. Gerade erleben wir dieses Gefühl während der zweiten Ausgabe des Workshops wieder. Viele Kinder sind vom letzten Jahr wiedergekommen. Das ist meistens ein gutes Zeichen. Diesmal geht es tatsächlich uns Zeitreisen. Nicht nur die Eltern dürfen gespannt sein.
 

Süsses oder Saures


Der Film ist für eine Woche auf salto.bz einsehbar.