Cultura | Salto Weekend

Kürbisse und andere Lügen

In "Gespräch wegen der Kürbisse", Eigenproduktion der Brixner Dekadenz, verhandeln zwei Frauen bei einem Kaffeegespräch ihre Freundschaft und ihr Leben neu.
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Foto: Arnold Ritter

Zwei Freundinnen treffen sich nach längerer Zeit auf einen Kaffee, die eine (Brigitte Knapp als Elisabeth) stellt die harmlose klassische Frage nach dem Urlaub der anderen (Ingrid Lechner als Anna) und während die eine noch von der angenehmen Polsterung der Strandliegen schwärmt, spüren wir: Dieses Gespräch wird nicht lange so harmlos bleiben. Tatsächlich entlarvt Elisabeth schon bald Annas Lügen. Die titelgebenden Kürbisse – gab es sie überhaupt und wenn nicht, warum hat Anna sie erfunden?


Damit lässt Regisseurin Anna Heiss den Startschuss fallen für ein Gespräch, in dem die zwei Freundinnen Runde um Runde ihre Beziehung neu verhandeln – oft geht es um scheinbar Belangloses wie den guten Kaffee in dem Lokal oder Elisabeths Oberteil, dann wieder ziehen sie die Kreise beklemmend eng und sprechen Wahrheiten aus, die man nur einer langjährigen Vertrauten verrät. Und schon sind wir wieder bei neuen Banalitäten, ganz so, als hielten sie es selber nicht aus, mit den Abgründen der jeweils anderen konfrontiert zu werden (darunter etwa Elisabeths schmerzhaftes Geständnis, an manchen Tagen mache sie der Anblick des Innenhofs oder des Bahnhofs unsäglich traurig).


Durch Lügen, Unterstellungen und Vorwürfe schlägt die von Beginn an faule Vertrautheit immer mehr in Feindseligkeit um und so wird das luftige Bühnenbild von Künstlerin AliPaloma, das mitten im Anreiterkeller platziert ist, langsam, aber sicher zum Käfig, in dem die beiden sich winden und vor allem im Vertikalen versuchen, sich gegeneinander zu behaupten. Kurz gelingt den zwei Frauen ein Ausbruch, zu nostalgischer Musik tanzen sie Seifenblasen und Papierflieger werfend aus dem Gerüst heraus und erinnern sich an eine frühere Leichtigkeit, aber die Kluft zwischen Anna und Elisabeth wird unweigerlich mit jedem Satz größer.

 

Irgendwann ist allerdings der Punkt erreicht, an dem Jakob Noltes Textvorlage in dem sich immer weiter zuspitzenden Gespräch dann doch zu wenig in die Tiefe geht. Und dennoch trifft einen das Ende von Gespräch wegen der Kürbisse, an dem im Grunde nichts ausgeredet, nichts gelöst ist, mit einer unerwarteten Schwere.