Politica | Corona-Maßnahmen

Maske im Freien? Nicht in Südtirol

In Südtirol wird es keine allgemeine Maskenpflicht im Freien geben. Auch private Feiern werden nicht eingeschränkt. Das sichert Landeshauptmann Arno Kompatscher zu.
Masken im Freien
Foto: Macau Photo Agency on Unsplash

Weil die Corona-Infektionszahlen steigen – seit einigen Wochen gibt es rund 2.000 neue Fälle pro Tag –, wird die Regierung in Rom neue, schärfere Regeln erlassen. Mit einem Dekret des Ministerpräsidenten sollen – so die ersten Informationen der letzten Tage – folgende Maßnahmen eingeführt werden: Maskenpflicht im Freien; Beschränkung der maximalen Teilnehmerzahl an privaten Festen und Indoor-Sportveranstaltungen; Sperrstunde um 23 Uhr für Nachtlokale, Restaurants und Bars; Unterstützung durch das Militär bei den Kontrollen; Verlängerung des Notstands bis 31. Jänner 2021.

Die endgültige Fassung des Dekrets liegt noch nicht vor. Heute (Dienstag) findet eine Anhörung im Parlament statt. Die definitive Vorlage wird für Dienstag Abend bzw. im Laufe des morgigen Tages erwartet. Dann soll das Dekret der Regionenkonferenz unterbreitet und im Laufe des Mittwochs (7. Oktober) oder allerspätestens am Donnerstag (8. Oktober) in Kraft treten.

Bereits am Montag Abend legten Regionenminister Francesco Boccia und Gesundheitsminister Roberto Speranza in der Regionenkonferenz die Inhalte des neuen Dekrets dar. Insbesondere die allgemeine Maskenpflicht sei dabei von den Vertretern der Regionen kritisch kommentiert worden, berichtet Landeshauptmann Arno Kompatscher. “Es herrschte die relativ einhellige Meinung, dass es in erster Linie darum geht, die geltenden Regeln einzuhalten und verstärkt zu kontrollieren und durchzusetzen anstatt neue Regeln draufzupacken.”

Das sei auch seine Meinung, so Kompatscher. “In Südtirol ist es bereits heute Pflicht, sich Mund und Nase zu bedecken, wenn die Abstände von einem Meter nicht eingehalten werden (können) bzw. wenn man in Situationen von möglichen Menschenansammlungen gerät. Eine allgemeine Maskenpflicht wäre zwar einfacher zu kommunizieren – ‘du musst sie immer aufsetzen, wenn du aus dem Haus gehst’– und zu kontrollieren. Aber das würde dann auch bedeuten, dass ich die Maske aufhaben muss, wenn ich im hintersten Prettau alleine im Wald spazieren gehe. Das ist epidemiologisch nicht begründbar.”

 

Wenn schon eine Verschärfung der Maskenpflicht, dann nur dort, wo es tatsächlich Probleme gibt, etwa in der Innenstadt, und abhängig von objektiven Zahlen. Soweit die Position der Landesregierung, an der sie auch festhalten wird, sollte die Regierung in Rom tatsächlich eine staatsweite allgemeine Maskenpflicht im Freien vorschreiben. “Wir können aufgrund unseres Landesgesetzes vom 8. Mai (die Regierung hat es nicht angefochten, Anm.d.Red.) weiterhin autonom entscheiden”, betont Landeshauptmann Kompatscher. Man werde sich nun anschauen, wie die Regierungsvorlage bzw. das Dekret des Ministerpräsidenten definitiv ausschaut “und dann gegebenenfalls Dinge per Verordnung des Landeshauptmannes übernehmen oder nicht”.

“Wir hoffen nicht, dass es notwendig ist, die in Südtirol geltenden Regeln zu ändern. Aber zum jetzigen Zeitpunkt ist das nicht geplant.” (LH Arno Kompatscher)

Doch auch in Südtirol haben die Infektionen wieder zugenommen. Zwar gibt es weiterhin keine Corona-Intensivpatienten, und auch die Anzahl der mit Covid-19 Verstorbenen (292) ist seit Anfang Juni nicht gestiegen. Dennoch: “Von den neu getesteten Personen sind derzeit ca. 3 bis 4 Prozent positiv – das sind eindeutig mehr als vor einigen Wochen, auch wenn die Zahlen noch nicht alarmierend sind”, meint Kompatscher. Nicht der Tourismus, nicht die Landwirtschaft – “es sind vor allem private Feste und Feierlichkeiten, wo es zuletzt immer wieder Neuinfektions-Situationen gegeben hat und die uns immer mehr Sorgen machen”, gesteht der Landeshauptmann.

In anderen Ländern sind private Feiern mit mehr als 10, 15 oder gar 6 Personen mittlerweile verboten. In Italien könnte eine Obergrenze von 200 Personen kommen. “Wir haben lange darüber diskutiert, möchten eine solche Regelung zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nicht erlassen, sondern weiterhin an die Solidarität appellieren: Unsere Empfehlung ist, die Feierlichkeiten – Geburtstage, Familienfeiern u.ä. – nicht in der üblichen Form abzuhalten bzw. darauf zu verzichten oder sich dabei wirklich streng an die Regeln – Atemschutz, Abstand, Hygienemaßnahmen – zu halten.”

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Daniel Kofler Mar, 10/06/2020 - 19:05

Masken in Innenräumen, im Freien dann, wenn der Abstand nicht eingehalten werden kann. Das allein ist logisch. Es ist gut, dass sich auch der Landeshauptmann diesen Wahnsinn verwehrt.

Wenn man die Leute zwingt, Masken zu tragen, wenn es nicht nötig ist, führt das zum Resultat, dass die Leute vermehrt die Maske an sich ablehnen. Wer will, dass alle immer eine Maske tragen, macht das wohl nur zur Selbstprofilierung á la "ich bin der bessere Bürger".

Mar, 10/06/2020 - 19:05 Collegamento permanente
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Peter Gasser Mar, 10/06/2020 - 19:16

In risposta a di Daniel Kofler

Gehen Sie doch mal durch die Bozner Lauben, im Gedränge, dann erleben Sie das Gegenteil des “Maskenwahnsinns”, und erleben das, was zur Zeit in Spanien, Frankreich, Österreich, Deutschland und andernorts zu immer mehr Einschränkungen führt... und so wird es also auch bei uns hier kommen... und dann beklagen sich genau jene, welche die Einschränkungen leichtfertig heraufbeschwören, dass diese dann kommen... der Mensch ist eigen-artig.

Mar, 10/06/2020 - 19:16 Collegamento permanente
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Schorsch Peter Mar, 10/06/2020 - 19:34

In risposta a di Peter Gasser

Ich stimme Daniel Kofler zu, überall Maske zu tragen ist auch aus meiner Sicht nicht sinnvoll und kontraproduktiv, und Südtirols Verordnungen scheinen mir hier schon ausreichend.
Damit, dass ich im Freien eine Maske tragen soll, wenn es eng wird (z.B am Samstagsmarkt am Siegesplatz), kann ich leben, und Maskenpflicht in geschlossenen Räumen stelle ich eh nicht in Frage, aber eine Maskenpflicht im Freien, wenn ausreichend Abstand ist, lehne ich ab.

Peter Gasser, in Spanien und Frankreich gibt es schon seit einigen Wochen neben den diversen Einschränkungen auch eine Maskenpflicht im Freien, Paris z.B. seit dem 28. August, aber die Zahlen steigen dort weiter, und das passt auch zu dazu, dass man inzwischen davon ausgeht, dass nur ein kleiner Teil der Ansteckungen im Freien stattfindet (und ein großer Anteil im Kreis von Familie und Freunden).
Wenn man im privaten Bereich wieder vorsichtiger wird, wenn man auf Hochzeiten mit 200 Personen verzichtet (das muss aus meiner Sicht derzeit wirklich nicht sein), wenn die bestehende Maskenpflicht vor allem in geschlossen Räumen wieder mehr eingehalten wird (in Supermärkten, Geschäften, öffentlichen Verkehrsmitteln sehe ich jedes Mal mehrere Personen, die ihre Maske als Unter-Nasen-Accessoire tragen), dann wäre aus meiner Sicht mehr gewonnen als mit einer generellen Freiluft-Maskenpflicht.
Und was das Einhalten der Maskenpflicht in Öffentlichen Verkehrsmitteln, Gastronomie, Handel angeht, müsste vielleicht wieder mehr kontrolliert werden, bzw. meines Wissens wird das in den Bussen in Südtirol gar nicht kontrolliert (wurde mir so nach einer entsprechenden Anfrage an die Info-Hotline kommuniziert).

Mar, 10/06/2020 - 19:34 Collegamento permanente
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Daniel Kofler Mer, 10/07/2020 - 00:55

In risposta a di Schorsch Peter

Dass die wenigsten Ansteckungen im Freien passieren, wird Leute, die ein bisschen Ahnung von der Übertragung von Viren haben, nicht überraschen. Dass hier auf solch sinnlose Maßnahmen gepocht wird, hat für mich den erwähnten Grund, dass sich viele Leute im Bemühen überschlagen, die besseren Bürger zu sein. Anstatt sinnvolle Maßnahmen zu verhängen, an die sich die Leute mal gewöhnen könnten, wird die Ganze Zeit rumdiskutiert und jede Woche kommen die Politiker mit etwas Neuem. Wie soll man da erwarten, dass die Bürger Vertrauen in die Experten haben, wenn die Kommunikation von Seiten der Politik nahelegt, dass die Experten scheinbar keine Ahnung haben und man praktisch "auf Sicht" fährt? Ich kann das, was gerade abgeht, einfach nicht mehr nachvollziehen. Es wurde gesagt, dass solche Krisensituationen das Beste und das Schlechteste aus den Menschen rausholen, aber vom "Besten" habe ich bis jetzt leider noch nicht viel gesehen.

Mer, 10/07/2020 - 00:55 Collegamento permanente
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Peter Gasser Mer, 10/07/2020 - 07:32

In risposta a di Daniel Kofler

Sie schlissen mit “Ich kann das, was gerade abgeht, einfach nicht mehr nachvollziehen. Es wurde gesagt, dass solche Krisensituationen das Beste und das Schlechteste aus den Menschen rausholen, aber vom "Besten" habe ich bis jetzt leider noch nicht viel gesehen”:

Diese Schlussbetrachtung könne nachvollzogen werden, würden Sie zur Zeit in den USA, in Großbritannien, in Frankreich oder gar in Madrid, Spanien, leben oder auch in Österreich, aber Conte macht in Europa wohl mit den besten Job in dieser gesundheitlichen Gefährdungssituation - wenn man denn die Entwicklung der letzten Wochen und Monate vergleichend betrachtet und einbezieht.

Mer, 10/07/2020 - 07:32 Collegamento permanente
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Daniel Kofler Mer, 10/07/2020 - 00:50

In risposta a di Peter Gasser

@Peter Gasser: Die von Ihnen beschrieben Situation ist eine solche, in der der Abstand nicht eingehalten werden kann, weswegen eine Maske getragen werden müsste. Aber ist es wirklich sinnvoll, diese mangelnde Beachtung der Maskenpflicht unter den Lauben damit zu bekämpfen, dass man den Leuten vorschreibt, sie müssten eine Maske tragen, wenn sie alleine irgendwo in der Pampa spazieren gehen? Oder wenn sie durch eine Straße schlendern, wo sich keinerlei Leute aufhalten? Was hat das damit zu tun? Lieber sollte hier die Gemeindepolizei oder die Staatspolizei besser kontrollieren, wie es der Landeshauptmann gesagt hat: besser bestehende Gebote besser kontrollieren, als neue hinzufügen.

Denn wenn man mit solchen Geboten kommt, fühlen sich die Leute (zurecht!!!) verarscht. Und das ist das generelle Problem "Italien" - wenn eine Regel eingeführt wird, dann gleich so extrem, dass es schon vorhersehbar ist, dass sie keinen Beachtung in der Bevölkerung finden wird. Klüger wäre es, den Regionalpräsidenten, Landeshauptleuten oder den Bürgernmeistern die Möglichkeit zu geben, je nach epidemologischer Lage Maskenpflichten zu verhängen (so wie es in Österreich oder Deutschland Gang und Gebe ist). Solche lokalen Gebote sind dann auch leichter kommunizierbar und für die Bürger leichter verständlich und werden deshalb auch besser eingehalten.

Aber eine staatsweite Maskenpflicht, die nicht berücksichtigt, ob es im entsprechenden Landesteil auch nötig ist? Das hört sich einfach nur nach dem klassischen italienischen Zentralismus an, der mehr Probleme schafft, als dass er sie lösen könnte, weil er einfach nicht mit Kopf vorgeht, sondern mit dem Prinzip "im Ganzen Land muss überall das Gleiche gelten". Das hat schon seit 1861 nicht funktioniert, warum sollte es 2020 auf einmal besser klappen?

Mer, 10/07/2020 - 00:50 Collegamento permanente
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Peter Gasser Mer, 10/07/2020 - 07:21

In risposta a di Daniel Kofler

Sie schreiben:
“Das hört sich einfach nur nach dem klassischen italienischen Zentralismus an, der mehr Probleme schafft, als dass er sie lösen könnte, weil er einfach nicht mit Kopf vorgeht, sondern mit dem Prinzip "im Ganzen Land muss überall das Gleiche gelten".
Die Experten beim Spiegel hingegen analysieren - auf empirischer Betrachtung basierend - völlig anders als Sie, und kommen, aufgrund der in den letzten Wochen und Monaten erkennbaren Situation zu einem anderen Schluss:

https://www.spiegel.de/politik/ausland/corona-deshalb-steht-italien-im-…

Mer, 10/07/2020 - 07:21 Collegamento permanente