Politica | Mobilität

Widmann will Gratis-Öffis

Was die Initiative „Make Tourists pay“ mit Protestkundgebungen durchsetzen will, fordert auch der ehemalige Mobilitätslandesrat Thomas Widmann: nämlich Gratis-Öffis.
Bahnhof in Innichen
Foto: Julian Ceska/CC BY-SA 3.0
  • In mehreren Südtiroler Städten hat die Initiative „Make Tourists pay“ in den vergangenen Wochen Kundgebungen abgehalten. Ihr Anliegen? Touristen sollen eine Sonderabgabe von zwei Euro pro Nächtigung entrichten. Die daraus erzielten Einnahmen sollen dazu verwendet werden, um den öffentlichen Verkehr zu finanzieren bzw. den Bürgern und Bürgern die Gratis-Nutzung von Bus und Bahn zu ermöglichen. Die Idee eines Gratis-ÖPNV will nun auch der ehemalige Sanitäts- und Mobilitätslandesrat Thomas Widmann (Für Südtirol mit Widmann) in Form eines Beschlussantrages in den Landtag einbringen. 

  • Thomas Widmann: Der Landtagsabgeordnete fordert Gratis-Öffis für alle Südtiroler Bürger und Bürgerinnen. Foto: Seehauserfoto

    Wie der Landtagsabgeordnete schreibt, sei eine höhere Nutzung der Öffis zwar auch das von der Landesregierung propagierte Ziel, doch die neuesten Maßnahmen, sprich das „Südtirol Pass Fixpreis-Abo“, seien am Wesentlichen vorbei gedacht und produzierten zudem, „wieder einmal, mehr Bürokratie“. „Die Vereinfachung in der Mobilität mit Einführung des Südtirol Passes war seinerzeit eine Errungenschaft und hat in der Umsetzung bestens funktioniert. Jetzt wird eins nach dem anderen verkompliziert, ein Pass nach dem anderen eingeführt – währenddessen eine Reform des Gästepasses dringend notwendig wäre, – dass sich bald niemand mehr auskennt, was zu Intransparenz und beträchtlich mehr Bürokratie wie auch Aufwand für die NutzerInnen führt und dazu noch zu geringeren Einnahmen, die sowieso schon sehr niedrig waren“, kritisiert Widmann, der dafür plädiert, die Hemmschwelle so niedrig wie möglich zu gestalten, um eine optimale Nutzung des ÖPNV zu erreichen. Dieses Ziel sei zu erreichen, wenn die Nutzung der öffentlichen Transportmittel kostenlos ist und jeder Fahrgast quasi nur noch einsteigen müsste. In die falsche Richtung gehe laut Widmann jedoch das von der Landesregierung mit Beschluss vom 03.12.2024 festgelegte, zusätzlich zu allen bereits bestehenden Abos, neue Fixpreis-Abo. 

     

    „Dieses rechnet sich oberflächlich betrachtet allerdings nur für einen geringen Teil der ÖPNV-Nutzer, nämlich für Vielfahrer.“

     

    „Dieses rechnet sich oberflächlich betrachtet allerdings nur für einen geringen Teil der ÖPNV-Nutzer, nämlich für Vielfahrer. Gleichzeitig wird der Einzelfahrschein auf 2,50 Euro festgelegt, was für Kurzstrecken- und Gelegenheitsfahrer zusätzlich von Nachteil ist. Dabei sind es gerade diese Gelegenheits- und Kurzstreckenfahrer, die den ÖPNV bisher wenig nutzen, die zum Umsteigen motiviert werden sollten – jetzt passiert genau das Gegenteil“, so der Abgeordnete der Fraktion Für Südtirol mit Widmann, der auf andere Städte und Länder verweist, die hier als Vorbild dienen könnten. Das „neue“ Ticketing-System sei hingegen extrem aufwändig und funktioniere seit weit über einem Jahr noch immer nicht vollständig. Darüber hinaus schlagen die Kosten für den Dienstleister für das Ticketing-System mit rund sechs Millionen Euro jährlich zu Buche, dazu kämen noch die enormen Kosten sowie der Bürokratieaufwand für den gesamten Verwaltungsapparat an Angestellten. Laut Widmann sei es an der Zeit, „den ÖPNV endlich neu zu denken, vollkommen kostenlos zur Verfügung zu stellen und jegliches Ticketing gänzlich abzuschaffen“. Die Gesamtkosten des ÖPNV würden nämlich bisher nur zu einem geringen Teil von den Ticketeinnahmen gedeckt. Durch die Einführung eines kostenlosen ÖPNV-Dienstes würden die Kosten für den Verwaltungsaufwand und für das Ticketingsystem hingegen vollkommen entfallen. Zudem würden durch diese Maßnahme personelle Ressourcen frei, die andernorts sinnvoller eingesetzt werden könnten. Im Unterschied zur Initiative „Make Tourists pay“ will der Landtagsabgeordnete allerdings nicht den Tourismus für die Querfinanzierung heranziehen, sondern durch verschiedene Allgemeingüter wie beispielsweise durch die Wasserkraft. Im entsprechenden Beschlussantrag fordert er die Landesregierung auf, entsprechende Maßnahmen zu prüfen.