Schuss nach hinten?
Was sie mit ihrer grotesken Aktion gestern (6. Februar) im Bozner Rathaus erreichen wollten, wissen wohl nur Kollmann, Klotz, Ellecosta & Co. selbst. Eines steht jedoch fest. Das Video von der “Verleihung” des “Goldenen Benito”, den die Süd-Tiroler Freiheit an Bürgermeister Renzo Caramaschi überreichen wollte, hat parteiübergreifend vor allem eines ausgelöst: blankes Unverständnis. Der Tenor des Echos auf die Bilder, die den “Ausraster” des Bürgermeisters belegen sollen, zumeist aber einen schief lächelnden Cristian Kollmann zeigen, ist dabei eindeutig: Solidarität und Lob für Renzo Caramaschi sowie eine klare Verurteilung des Versuchs der deutschsprachigen Patrioten, ein weiteres Mal einen ethnischen Konflikt heraufzubeschwören. Statt einer Spaltung scheinen Kollmann & Co. jedoch das genaue Gegenteil bewirkt zu haben, wie die ersten Reaktionen zeigen.
Als eine der ersten melden sich am Montag Nachmittag die Grünen zu Wort. “Dieser Überfall, diese miesteste Provokation von Seiten solch ewiger Zündler, ist nicht nur in einer Stadt wie Bozen, die sich seit Jahren für ein friedliches Zusammenleben aller Sprachgruppen und Kulturen einsetzt, alles andere als zielführend und absolut inakzeptabel!”, schreibt der Bozner Gemeinderat Tobe Planer auf Facebook. Der Grüne Landtagsabgeordnete Riccardo Dello Sbarba warnt vor einer “Vergiftung des Klimas”, dem “degrado del confronto politico” und der “Rückkehr ethnischer Auseinandersetzungen”. Auch die SVP Bozen veröffentlicht auf ihrem Facebook-Seite eine kurze Stellungnahme, in der sie die Aktion scharf verurteilt:
“Für solchen Populismus haben wie keinen Platz”, fügt der Fraktionssprecher der Bozner SVP, Sebastian Seehauser hinzu. Klar auch die Worte des Südtiroler EU-Parlamentariers Herbert Dorfmann: “Das hat nichts mit Satire oder sonst etwas zu tun, sondern ist meiner Meinung nach einfach nur daneben gegriffen. Die Leute von der Südtiroler Freiheit sollten sich wirklich langsam überlegen, wie tief sie in der Peinlichkeit noch absinken möchten.” Kritik an den Exponenten der “rechten Südtiroler Politszene”, wie die Grünen die Delegation um Kollmann nennt, kommt auch vom Bozner PSI-Gemeinderat Claudio Della Ratta: “Solidarietà al sindaco per il vergognoso agguato fascista fatto da Klotz, Kollmann ed Ellecosta e per la provocazione mai sopita da chi confonde la teatralità con la politica. La convivenza dovrebbe adoperare altri strumenti.” Aus dem PD wendet sich Parteisekretärin Liliana Di Fede an die Öffentlichkeit. Sie spricht von einem verfrühten und “pathetischen Faschingsscherz”, mit dem sich die Akteure selbst der Lächerlichkeit preis gegeben hätte. Das friedliche Zusammenleben aber, ist Di Fede überzeugt, könnten auch “zwei, drei Politamateure, die Öl ins Feuer nicht existenter Polemiken gießen” stören.
Trocken der Kommentar von Carlo Vettori von der Lega Nord:
Ein weiterer Exponent der italienischsprachigen Rechten in Bozen, Enrico Lillo spricht Bürgermeister Caramaschi seinen Dank aus: “Bene ha fatto il Sindaco a dare il fatto loro a personaggi di così basso profilo. Solo gente senza vergogna può permettersi di rivolgersi in questo modo nei confronti di un Sindaco. Se poi tra questi c'è anche uno che per anni ha fatto il vice sindaco della stessa città è ancora più vergognoso.” “Basta #pagliacci in politica!”, schreibt Lillo weiter. Caramaschi selbst hatte Kollmann & Co. am Montag als “Clowns” bezeichnet. “Ma quando la finiremo di far politica su divisioni anacronistiche?”, fragt sich Caterina Pifano vom Movimento 5 Stelle: “La politica fatta da alcuni gruppi no sta assolutamente aiutando, sposta l'attenzione su problemi di importanza relativa al fine di far dimenticare i veri problemi di Bolzano.”
Anderswo nimmt man die Aktion der Süd-Tiroler Freiheit zum Anlass, um mit entwaffnendem Humor dem Ganzen die Sprengkraft zu nehmen. Die Bozner Kabarettisten von Cababoz veröffentlichen unter anderem dieses Bild auf Facebook:
Auch die Lächerlichkeit der
Auch die Lächerlichkeit der Aktion nur von einer “walschen” TV-Sendung (consegna del Tapiro) abgeschaut; Kollmann wäre in seiner Physique du role eher als Lageraufseher geeignet, Klotz und Ellecosta würde ich gerne als Hauptdarsteller im Fest der Bedeutungslosigkeit (Milan Kundera) sehen. In einer Theateraufführung würden die Zuschauer wahrscheinlich in umgekehrter Richtung klatschen.
In risposta a Auch die Lächerlichkeit der di alfred frei
Ich finde diese Aktion aus
Ich finde diese Aktion aus verschiedenen Gründen daneben, aber dieser Satz:
"Kollmann wäre in seiner Physique du role eher als Lageraufseher geeignet"
erinnert mich an den Kapò-Sager von Berlusconi im Europäischen Parlament. Wenn man schon das fehlende Niveau anprangert, sollte man es zumindest selbst halten.
Jeder ist frei sich so zu
Jeder ist frei sich so zu blamieren, wie er es möchte......
In risposta a Jeder ist frei sich so zu di Blaas Walter
... und der Caramaschi möchte
... und der Caramaschi möchte sich eben vor allem mit hysterischem Geschrei und kindischem Toben blamieren. Seine extrem nationalistische Haltung reicht ja heute in Bozen nicht zum Blamieren aus.
In risposta a ... und der Caramaschi möchte di Hartmuth Staffler
Wer mit dem Zeigefinger auf
Wer mit dem Zeigefinger auf andere zeigt, hat drei Finger auf sich selbst gerichtet!
Egal, was immer das sein
Egal, was immer das sein sollte, was der BM sagte. Wenn es Klotz & co darum ging, zu erfahren, wie man mit faschistischen Machtzeichen im öffentlichem Raum heute umzugehen hat, dann müssten auch sie, auch wenn sie nur Deutsch sprechen, jetzt spätestens es verstanden haben. Oder was ist an der Amtshandlung des Bürgermeisters und Staatsvertreters mit seiner vorbildlichen Aktion, "seht her, macht`s wie ich!", nicht zu verstehen?