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Tirolerheim ohne Südtiroler?

Erneuter Studentenprotest gegen die Landesverwaltung: Warum die Bewohner des Tiroler Studentenheims in Wien Sorge um ihren Heimplatz haben.
Tiroler Heim Wien
Foto: Tiroler Studentenheim

Nach den Protesten der Medizinstudenten vor einigen Wochen gibt es nun wieder Probleme im studentischen Kosmos. Konkret: Das Tiroler Studentenheim in Wien, Anlaufstelle für Nord-, Süd- und Osttiroler, steht in einer finanziellen Bredouille. Grund dafür ist das Kürzen von Beiträgen des Landes Südtirol – was eine Erhöhung der Miete für Südtiroler Studenten mit sich bringt. Dagegen wehren sich nun die Heimbewohner.

„Das Tirolerheim in Wien liegt direkt im Grünen, angrenzend an den Wiener Wald, was natürlich für Südtiroler Studierende angenehm ist, die vom Land in die Großstadt ziehen. Außerdem wohnen dort nur Tiroler, sodass man sich auch fern der Heimat wohlfühlen kann“, erklärt Anna Oberpertinger, eine der BewohnerInnen des Tiroler Studentenheims. Doch diese Tiroler Idylle in der Wiener Großstadt wird für die Südtiroler Heimbewohner abrupt zerstört: Wie der Geschäftsführer des Heims Peter Werner kürzlich bekannt gab, sehe er sich gezwungen, die Heimpreise für Südtiroler Studierende um 105 Euro anzuheben.

Der Grund dafür sind sogenannte Bettenreservierungsgebühren: Jedes österreichische Bundesland – und auch das Land Südtirol – zahlt für die „eigenen“ Studenten Gebühren, um Heimplätze zu reservieren. Nachdem man in Südtirol festgestellt hat, dass die Gebühr für das Tiroler Heim mit knapp 1480 Euro deutlich über dem Durchschnitt anderer österreichischer Heime liegt, zahlt das Land seit einer Vertragserneuerung  mit dem Heim im Jahr 2015 nur noch 550 Euro pro Student. Zum Vergleich: Das Land Tirol zahlt 1702 Euro für die Tiroler Heimbewohner und steuert zusätzlich mit Mitteln für Erweiterungs- und Sanierungsarbeiten des Heimes bei.

Wegen der geringeren Zahlungen von Südtiroler Seite soll deshalb jetzt die Heimmiete angehoben werden. Doch das ist den Südtiroler Studierenden ein Dorn im Auge: „Beim Auswahlverfahren der Heimbewohner liegt das Augenmerk auf der finanziellen Lage der jeweiligen Familie, um auch finanziell schwächeren StudentInnen die Möglichkeit eines Studiums in Wien zu ermöglichen“, so Oberpertinger. Aufgrund der drastisch angestiegenen Mietpreise könnten sich viele Südtiroler Heimbewohner den Heimplatz nun nicht mehr leisten.

Landesrat Philipp Achammer stellt eine mögliche Lösung in den Raum: „Wir haben erwähnt, dass es in Zukunft unter bestimmten Umständen ermöglicht werden sollte, Investitionsbeiträge an Heime im deutschen Kulturraum zu vergeben“, so der Bildungslandesrat. Diese Investitionsbeiträge könnten dann vergeben werden, wenn „dauerhaft und vorwiegend mehr als die Hälfte der Studierenden im Heim Südtiroler wären“.  Das Problem dabei: Die Anzahl der Tiroler Studierenden müsste verringert werden, wie Heimleiter Peter Werner entgegenhält: „Würde die Anzahl der Südtiroler Studenten wesentlich und nachhaltig die Zahl 35 übersteigen, ist nicht auszuschließen, dass das Land Tirol seinen jährlichen Beitrag entsprechend der sinkenden Tiroler Studierendenzahl anpasst und sich die Preiskalkulation entsprechend verändert.“

Mittlerweile hat sich auch der Landtagsabgeordnete der Südtiroler Freiheit Sven Knoll eingeklinkt. Knoll verurteilt die Maßnahme des Landes: „Landesrat Achammer zerstört damit ein gesamttirolerisches Projekt, das über Jahrzehnte vielen Südtirolern einen Platz im Tiroler Studentenheim sicherte und enge Freundschaften zwischen diesen und Nord- und Osttirolern entstehen ließ“, so Knoll.

Während die Diskussionen um das Tiroler Studentenheim brodeln und eine Lösung noch in weiter Ferne liegt, drängt die Zeit: Denn bereits mit 1. März soll die Miete angehoben werden. Dass dies besonders für jene Südtiroler Studierende eine finanzielle Herausforderung darstellt, die das preiswerte Heim aus wirtschaftlichen Gründen gewählt haben, steht außer Frage.