Ambiente | Ahrntal
„Sonst verwildert das Gebiet“
Foto: LPA/Tiberio Sorvillo
In der Debatte zwischen Umweltverbänden und Gemeinde Prettau meldet sich nun auch Bürgermeister und Präsident der Bezirksgemeinschaft Pustertal Robert Alexander Steger (SVP) zu Wort. Es geht um eine geplante Forststraße zu der Lahner Alm, die auf knapp 2.000 Metern Höhe unterhalb des Klockerkarkopfes in den Hohen Tauern in einem Naturpark- und Natura-2000-Gebiet liegt.
Die Umweltverbände Heimatpflegeverband Südtirol, der Dachverband für Natur- und Umweltschutz, der Alpenverein Südtirol (AVS) und der Club Alpino Italiano (CAI) Alto Adige befürchten, dass nun mit Steuergeld eine Straße gebaut wird, die weder der Artenvielfalt noch dem Landschaftsbild förderlich ist. Sie fordern ein Umdenken bei der Förderung der Almwirtschaft. Außerdem haben die zuständigen Landesämter dem Vorhaben bereits ein negatives Gutachten ausgestellt. Nun muss die Landesregierung über das Bauvorhaben entscheiden.
Ohne Zufahrtsstraße ist der Betrieb der Lahner Alm für ihn nicht mehr möglich, das hat er uns so gesagt.
Gemeinde dafür
„Wir haben die geplante Forststraße eingehend im Gemeinderat von Prettau diskutiert und das Vorhaben mehrheitlich gutgeheißen“, erklärt Steger. „In der Sitzung haben sich auch die Fraktionsverwaltung als Grundbesitzer von Teilen der Baufläche, die Sektion Bauwesen der Gemeindekommission für Raum und Landschaft sowie der Führungsausschuss des Naturparks Rieserferner-Ahrn für die Zufahrtsstraße ausgesprochen.“
Die Lahner Alm ist zurzeit nur über einen Wanderweg erreichbar, der Almbetreiber bringt die Milch seiner zwölf Kühe im Sommer über die Materialseilbahn ins Tal. Der Vollerwerbsbauer bewältigt dafür täglich einen Fußmarsch hinauf und hinunter. „Ohne Zufahrtsstraße ist der Betrieb der Lahner Alm für ihn nicht mehr möglich, das hat er uns so gesagt. Wenn die Straße nicht genehmigt wird, lässt er die Alm auf und pachtet für seine Kühe weiter unten Wiesen“, so Steger.
Was früher in der Almwirtschaft üblich war, sei heute nicht mehr machbar. Der über 50-jährige Milchbauer versorgt eine Familie mit vier Kindern und hat keine Mitarbeiter. Wenn seinen Kühen etwas fehlt, weigern sich die Tierärzte bis auf die Alm zu kommen, da eine Zufahrtsstraße fehlt.
„Sicherlich sind bei der Almbewirtschaftung einige Sachen in Frage zu stellen. Aber in diesem Fall ist die Zufahrtsstraße notwendig, um den Betrieb der Lahner Alm aufrecht zu erhalten. Wird sie geschlossen, verwildert das Gebiet und es entsteht eine Versteppung. Das hätte nicht nur für das Landschaftsbild Nachteile, sondern auch für die Biodiversität“, sagt der Prettauer Bürgermeister.
Ausgleichsmaßnahmen
Im Detail handelt es sich bei dem Projekt um eine 850 Meter lange, sehr steile Forststraße, die mit wenig Kurven auskommen soll. „Die Straße wird wahrscheinlich hauptsächlich von dem Betreiber der Alm befahren werden“, so Steger. Als Ausgleichsmaßnahme ist die Verlegung des Wanderweges geplant, da dieser sich zurzeit in einem Hochmoorgebiet befindet, der Weg soll dann am Rand des Hochmoores verlaufen.
Zudem sollen die Flächen des Hochmoores als weitere Ausgleichsmaßnahme nicht mehr bewirtschaftet werden. Der Bauer will die Lahner Alm weiterhin extensiv bewirtschaften. „Das für die Gemeinde einer der Gründe, wieso das Projekt gutgeheißen wurde“, erklärt Steger. Auch der Dachverband für Natur- und Umweltschutz betont, dass auf den Feuchtwiesen nicht mehr Mist als von zwölf Kühen aufgebracht werden kann. „Bei den Feuchtwiesen rund um die Lahner Alm besteht durch eine Bealpung mit hohem Viehbesatz die Gefahr einer Überdüngung und damit einer Verarmung der Artenvielfalt“, erklärt Präsident Josef Oberhofer.
Die zuständige Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer (SVP) will sich indessen noch nicht im Detail zum Straßenbauprojekt im Ahrntal äußern. Einen Großteil der Kosten von rund 400.000 Euro wird voraussichtlich die öffentliche Hand tragen. Ob die Landesregierung das Projekt genehmigen wird, ist noch unklar. Vorerst ist ein Gespräch mit den Umweltverbänden am 13. Februar geplant. „Ich kenne das Gebiet und die Bewirtschaftungsformen auf den Almen im Ahrntal als Pustererin sehr gut und will vor dem Arbeitstreffen nicht mehr dazu sagen“, so Hochgruber Kuenzer gegenüber salto.bz.
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Ich konnte die letzten Nächte
Ich konnte die letzten Nächte kaum schlafen, wohlwissend dass eine Alm in Südtirol zu verwildern droht. Die allseits bekannte Steppenlandschaft wird uns umkreisen. Übrig bleiben am Ende Prunkbauten in der Wüste!
In risposta a Ich konnte die letzten Nächte di Ulrich Ladurner
Habe genau das gleiche
Habe genau das gleiche gedacht! Mein Respekt und Verständnis geht dem Bauer, aber die Natur ist Millionen Jahre lang bestens ohne Bewirtschaftung ausgekommen! Nur manche homo sapiens haben das noch nicht verstanden!
...wenn Wildnis verwildert...
...wenn Wildnis verwildert...
Es wäre geradezu ein
Es wäre geradezu ein Horrorszenario, wenn der Eigentümer der Lahner-Alm in Prettau die (im derzeitigen Zustand offensichtlich nicht ertragreich zu bewirtschaftende) Alm aufgeben und der Verwilderung anheimfallen lassen würde, wo wir ohnehin landesweit so viel verwilderte Hochgebirgslandschaft zu beklagen haben.
Da sollten wir wirklich nicht knausern!