Politische Spielzeit 2014/2015
Ein Spiel mit der Zeit, eine zeitlang ein Spiel - künstlerische Programmtitel spielen gern mit Wörtern. Diesesmal mit dem spiegelverkehrt angeordneten Motto "ZeitSpiel" recht getroffen, denn so Zeitgeschichte-lastig, bzw. "politisch", wie VBB-Intendantin Irene Girkinger es nennt, war der Spielplan der größten eigeproduziertenden Südtiroler Theaterinstitution kaum einmal.
Die dramaturgische Klammer für die neue VBB-Spielzeit ist der Ausbruch des Ersten Weltkrieges vor 75 Jahren, mit dem Stück "Noch ist Polen nicht verloren" in der Regie von Carina Riedl, wird die deutschsprachige Theatersaison im Bozner Stadttheater am 11. Oktober eröffnet. Eine Wiederaufnahme bzw. eine Zusammenarbeit mit dem Festival Transart bringt bereits vorher zwei Theaterereignisse auf die Bühne im Großen Saal. Die belgische Neecompany zeigt am 10. September ihr Tanz-Musik-Stück "just for Bozen/Bolzano" und Anfang Oktober ist noch einmal die erfolgreiche Inszenierung "Option, Spuren der Erinnerung" zu sehen, mit Zeitzeugen aus Südtirol.
Höhepunkt der nächsten Spielzeit soll die Uraufführung von Sabine Grubers Roman "Stillbach oder die Sehnsucht" werden. Die Geschichte um persönliche und historische Verflechtungen zwischen Rom und Südtirol wird von Andreas Jungwirth, Autor von Theater- und Hörspieltexten für die Bühne adaptiert; für die Vereinigten Bühnen Bozen hat er bereits das Kinderstück "Heidi" bearbeitet, bzw. die Autorentage 2013 betreut. Am 21. Februar wird die Premiere im Großen Saal des Stadttheaters gefeiert, mit den Schauspielerinnen Gerti Drassl, Christine Lasta und Florentin Groll.
Vorher, am 10. Jänner gibt es den Klassiker "Michael Kohlhaas" nach der Erzählung von Heinrich von Kleist; der Kampf des Individuums gegen die Obrigkeit soll der erzählerische Bogen sein, den Regisseur Alexander Kratzer von der Vergangenheit zur Gegenwart schlagen wird. Das Stück ist eine Koproduktion mit dem Theater an der Effingerstraße Bern. Noch tiefer in die politischen Verstrickungen der Gegenwart führt das Stück "Die Radikalisierung von Bradley Mannings" von Tim Price am 4. März 2015. Das preisgekrönte Stück erzählt die schillernde Figur des Soldaten Bradley Manning, der von einem US-Militärgericht zu 35 Jahren Haft verurteilt wurde, weil er geheime Regierungsunterlagen an Wikileaks weitergegeben hatte. In Folge gibt Manning bekannt, dass er sich seit seiner Kindheit als Frau gefühlt habe und geschlechtsangleichende Therapien beginnen werde. Wie wurde Manning zu dieser Figur?
Die Komödie "Die Wahrheit" von Florian Zeller gibt es am 14. März, erstmals in einer Zusammenarbeit mit dem Theater in der Altstadt Meran, eine weitere Uraufführung folgt am 27. März: "Blog und Backhendl" ist das Siegerstück von Simon Cazzanelli der Autorentage 2013, die Regie wird von Anna Heiss übernommen (sie produzierte bisher mit ihrem Ensembe Von Pider zu Heiss im Brixner Anreiterkeller). Weiter geht's mit der Theaterjugend am 9. April, Simon Stephens Stück "Punk Rock" spürt dem Lebensgefühl von 17-Jährigen, der Autor verwebt im Stück "individuelle Porträts mit dem Gefühl einer wachsenden kollektiven Angespanntheit."
Die Bozner Autorentage finden am 10. und 11. April statt und wenden sich an junge Schreibende unter 40 Jahren aus Süd-, Nord- und Osttirol. Bis Ende November läuft die Bewerbungsfrist, um an einem Schreibprogramm und der Aufführung teilnehmen zu können.
Das Musical "Anatevka" beschließt die Theatersaison am 16. Mai im Großen Saal. Stephen Lloyd und Bettina Bruinier bringen die Geschichte vom osteuropäischen Dorf Anatevka auf die Bühne, die auf Originaltexten des jiddischen Autors Scholem Alejchem basiert und 1964 am Broadway in New York uraufgeführt wurde. Und das Kinderstück nicht vergessen. "Amadé und Antoinette" von Thomas Birkmeir wird im November und Dezember in Bruneck, Bozen und Schlanders aufgeführt, eine Geschichte um den kleinen Mozart.