Politica | Barbian

Mur siegt, Steinmeier gratuliert

Prominente Glückwünsche für den neuen Barbianer Bürgermeister. Was Erich Mur nun vorhat – und was ihn mit dem französischen Staatspräsidenten verbindet.
Erich Mur
Foto: jagd.it

Erich Mur heißt der neue Bürgermeister von Barbian. Mit nur 39 Stimmen Vorsprung konnte sich der 56-Jährige am Sonntag gegen seinen Konkurrenten durchsetzen. Was der Landwirt und Ehemann der ehemaligen Landespolitikerin Sabina Kasslatter nun vorhat – und welcher gewichtige Gratulant ihn bereits angerufen hat.

salto.bz: Herr Mur, haben Sie damit gerechnet, Bürgermeister von Barbian zu werden?
Erich Mur: Ehrlich gesagt, ja. Der Grund für meine Kandidatur war ja auch, dass ich einige Projekte vollenden will, die ich angefangen habe.

Welche?
Ein paar sind schon angeschubst, wie der Ausbau des Breitbandnetzes. Beide Dörfer, Kollmann und Barbian, sollen mit Glasfaserverbindung ausgestattet werden. Die Voraussetzungen dafür sind schon geschaffen. Ein zweites Vorhaben ist ein Gehsteig zwischen Saubach und Barbian. Die Bevölkerung wünscht diesen schon seit Langem. Der Kindergarten ist viel zu klein, das Vereinshaus muss umgebaut, der Dorfplatz soll neu gestaltet werden. Das Rathaus wäre energetisch zu sanieren. Und, und und…

Reichlich Arbeit bis zu den nächsten Wahlen 2020?
Auf jeden Fall. Mein Motto lautet: Es gibt viel zu tun, packen wir’s gemeinsam an!

Sie reichen Ihrem Kontrahenten Meinrad Rabanser die Hand? Immerhin gehören Sie beide derselben Partei, der SVP an.
Ich möchte die Projekte zusammen mit meinem Mitbewerber voranbringen. Es gilt, eine gemeinsame Strategie auf den Weg zu bringen und gemeinsame Lösungen zu finden.

Gehen Sie davon aus, die Reihen im Gemeinderat hinter sich schließen zu können?
Ich bin mir sicher, Unterstützung zu erhalten. Das ist schließlich im Sinne der Bevölkerung.

Wie haben die Menschen im Dorf auf Ihren Wahlsieg reagiert?
Ganz viele haben mir gratuliert. Aus nah und fern. Vor einer Stunde hat mich der deutsche Bundespräsident angerufen und seine Glückwünsche überbracht. Er hält sich gerade in Israel auf. Offensichtlich hat sich die Nachricht von meinem Wahlerfolg bis dorthin herumgesprochen (lacht).

Sie sind seit Langem mit Frank-Walter Steinmeier befreundet.
Trotzdem war ich ganz überrascht, dass er sich derart für die Geschehnisse in Barbian interessiert. Und sich sogar in Israel mit dieser klitzekleinen Südtiroler Gemeinde beschäftigt.

Was sagt Ihre Familie dazu, dass Sie in Zukunft wahrscheinlich noch weniger Privatmensch sein werden?
Ich war ja schon zwei Jahre lang Vizebürgermeister und zuletzt auch Bürgermeister. Ohne mich selbst loben zu wollen: Ich habe immer viel Einsatz gezeigt. Es wird sich nicht viel ändern. Meine Töchter leben im Ausland und meine Frau ist den politischen Alltag aufgrund ihrer früheren Tätigkeit sowieso gewohnt. Daher glaube ich, dass die Familie keine großen Probleme mit meinem neuen Amt haben wird.

Eine letzte Frage: Sie haben dieselben Initialen wie der neue französische Staatspräsident…
(Lacht) Darauf hat mich ein Freund gerade vorhin in einer SMS aufmerksam gemacht.

Erich Mur und Emmanuel Macron wurden am selben Tag in ihr Amt gewählt. Haben Sie die Wahlen in Frankreich mit derselben Aufmerksamkeit verfolgt wie jene in Barbian?
Die beiden Wahlen kann man nicht vergleichen. Frankreich ist sicher eine weltbewegende Geschichte, während die Medien das kleine Barbian meiner Meinung nach überbewerten. Das möchte ich hier auch einmal betonen: Ich glaube nicht, dass meine Gemeinde diesen Stellenwert hat, den ihr die Medien dieser Tage zuschreiben. Barbian ist eine ganz gemütliche, normale, zufriedene Gemeinde im mittleren Eisacktal – ein so großes Medienecho habe ich mir nicht erwartet. Und ist auch nicht angebracht.