Politica | Wobi

Polemik um Präsidentin

Für Hans Heiss ist die Neuvergabe der Wobi-Führung ein “Hattrick der SVP-Rechten”. Tony Tschenett spricht von “Demontage erworbener Rechte der deutschen Volksgruppe”.
Geschäftsfrau
Foto: Pixabay

Am Dienstag hat die Landesregierung den Verwaltungs- und Aufsichtsrat des Instituts für den Sozialen Wohnbau Wobi neu bestellt. Zur neuen Präsidentin wurde, auf Vorschlag der Lega, Francesca Tosolini ernannt. Der bisherige Präsident Heiner Schweigkofler wird Vizepräsident.

Nach 48 Jahren ist damit erstmals die Wobi-Präsidentschaft in “italienischen” Händen, wie auch Alberto Stenico in seinem Blog erinnert. Doch so mancher beäugt die Neu-Ernennung mit Argwohn. Auf Twitter schreibt der Historiker und ehemalige Grüne Landtagsabgeordnete Hans Heiss: “WOBI-Präsidentschaft an Lega-Vertrauensfrau Tosolini. Hattrick der SVP-Rechten: Soziale Kernagenden gehen an Rechtspartei, die dann gegen Nicht-EU-Bürger den eisernen Besen zückt & Drecksarbeit übernimmt, zugleich weitere Schwächung der SVP-Arbeitnehmer in ihrem Kernbereich.” Heiss spielt darauf an, dass das Amt des Wobi-Präsidenten viele Jahre lang von SVP-Arbeitnehmervertretern bekleidet wurde.

 

Viel deutlicher als Heiss formuliert es Tony Tschenett. Für den ASGB-Vorsitzenden ist “die Vergabe des Präsidentenposten an die italienische Volksgruppe nicht nachvollziehbar”. Er kritisiert Tosolinis Nominierung als “Demontage erworbener Rechte der deutschen Volksgruppe in Südtirol”.
 
“Es liegt mir fern, Kritik an Frau Tosolini selbst zu üben. Ich bin überzeugt davon, dass sie jegliche Kompetenzen mitbringt, das Amt auszuüben. Dennoch finde ich es leichtfertig, dass Posten, die in der Historie des Wobi bislang immer der deutschen Volksgruppe vorbehalten waren, plötzlich mit einer Angehörigen der italienischen Volksgruppe besetzt werden”, meint Tschenett.

Es gehe ihm nicht darum, so der ASGB-Chef, ethnische Konflikte zu schüren. Mit seiner Stellungnahme wolle er vielmehr darauf aufmerksam machen, “wie sorglos mit Brauchtum umgegangen” werde. “Wir brauchen uns nicht über eine schleichende Italianisierung in der Bevölkerung echauffieren, wenn die Landesregierung mittels einer unbedachten Entscheidung einen Präzedenzfall herbeiführt, der zukünftig zur Rechtfertigung der Besetzung von Posten mit Mitgliedern der italienischen Volksgruppe hergenommen werden kann, die eigentlich historisch der deutschen Volksgruppe zustehen”, geht Tschenett hart ins Gericht.
Er wisse, dass die Landesregierung einer ausgewogenen Verteilung der Ämter und Posten verpflichtet sei, “das darf aber nicht zu Lasten historischen Gepflogenheiten gehen”, schließt der ASGB-Chef.