Polemik um Präsidentin
Am Dienstag hat die Landesregierung den Verwaltungs- und Aufsichtsrat des Instituts für den Sozialen Wohnbau Wobi neu bestellt. Zur neuen Präsidentin wurde, auf Vorschlag der Lega, Francesca Tosolini ernannt. Der bisherige Präsident Heiner Schweigkofler wird Vizepräsident.
Nach 48 Jahren ist damit erstmals die Wobi-Präsidentschaft in “italienischen” Händen, wie auch Alberto Stenico in seinem Blog erinnert. Doch so mancher beäugt die Neu-Ernennung mit Argwohn. Auf Twitter schreibt der Historiker und ehemalige Grüne Landtagsabgeordnete Hans Heiss: “WOBI-Präsidentschaft an Lega-Vertrauensfrau Tosolini. Hattrick der SVP-Rechten: Soziale Kernagenden gehen an Rechtspartei, die dann gegen Nicht-EU-Bürger den eisernen Besen zückt & Drecksarbeit übernimmt, zugleich weitere Schwächung der SVP-Arbeitnehmer in ihrem Kernbereich.” Heiss spielt darauf an, dass das Amt des Wobi-Präsidenten viele Jahre lang von SVP-Arbeitnehmervertretern bekleidet wurde.
WOBI-Präsidentschaft an Lega-Vertrauensfrau Tosolini. Hattrick der SVP-Rechten: Soziale Kernagenden gehen an Rechtspartei, die dann gegen Nicht-EU-Bürger den eisernen Besen zückt & Drecksarbeit übernimmt, zugleich weitere Schwächung der SVP-Arbeitnehmer in ihrem Kernbereich.
— Hans Heiss (@hans_heiss) July 8, 2020
Viel deutlicher als Heiss formuliert es Tony Tschenett. Für den ASGB-Vorsitzenden ist “die Vergabe des Präsidentenposten an die italienische Volksgruppe nicht nachvollziehbar”. Er kritisiert Tosolinis Nominierung als “Demontage erworbener Rechte der deutschen Volksgruppe in Südtirol”.
“Es liegt mir fern, Kritik an Frau Tosolini selbst zu üben. Ich bin überzeugt davon, dass sie jegliche Kompetenzen mitbringt, das Amt auszuüben. Dennoch finde ich es leichtfertig, dass Posten, die in der Historie des Wobi bislang immer der deutschen Volksgruppe vorbehalten waren, plötzlich mit einer Angehörigen der italienischen Volksgruppe besetzt werden”, meint Tschenett.
Es gehe ihm nicht darum, so der ASGB-Chef, ethnische Konflikte zu schüren. Mit seiner Stellungnahme wolle er vielmehr darauf aufmerksam machen, “wie sorglos mit Brauchtum umgegangen” werde. “Wir brauchen uns nicht über eine schleichende Italianisierung in der Bevölkerung echauffieren, wenn die Landesregierung mittels einer unbedachten Entscheidung einen Präzedenzfall herbeiführt, der zukünftig zur Rechtfertigung der Besetzung von Posten mit Mitgliedern der italienischen Volksgruppe hergenommen werden kann, die eigentlich historisch der deutschen Volksgruppe zustehen”, geht Tschenett hart ins Gericht.
Er wisse, dass die Landesregierung einer ausgewogenen Verteilung der Ämter und Posten verpflichtet sei, “das darf aber nicht zu Lasten historischen Gepflogenheiten gehen”, schließt der ASGB-Chef.
Dass Posten in öffentlichen
Dass Posten in öffentlichen Körperschaften leider zu oft nach Parteibuch und nicht nach Kompetenz besetzt werden - denn um das geht es hier doch und nicht etwa um die Sprachgruppe! - ist in Südtirol leider in der Tat „Brauchtum“. Ob es sich dabei aber um einer schützenswerte Tradition handelt, soll jeder für sich entscheiden….
Antwort auf Dass Posten in öffentlichen von Felix von Wohlgemuth
Ja. Bravo.
Ja. Bravo.
Auch Tschenetts Worte tun weh. Nicht nur der übliche Postenschacher der Svp.
Übrigens, man sieht nach dem ausscheiden des PDS, dass die Tradition des Postenschacher immer von der Svp ausgeht.
Antwort auf Dass Posten in öffentlichen von Felix von Wohlgemuth
Ich finde es gerechtfertigt,
Ich finde es gerechtfertigt, dass die italienische Volksgruppe diesen Posten erhält, da ja auch die zuständige Landesrätin eine Deutsche ist. Wenn ich mich richtig erinnere, war die Zuständigkeit für Sozialen Wohnbau meistens bei italienischen Landesräten.
Die Parteizugehörigkeit der italienischen Präsidentin ist eine andere Frage. Sicher muss man bei Lega-Leuten skeptisch sein. Es gibt aber keine linke italienische Landesräte.
Noch ein Wort zu Bemerkung von Hans Heiss Aussage "Soziale Kernagenden gehen an Rechtspartei, die dann gegen Nicht-EU-Bürger den eisernen Besen zückt & Drecksarbeit übernimmt, zugleich weitere Schwächung der SVP-Arbeitnehmer in ihrem Kernbereich." Für mich existieren die SVP-Arbeitnehmer mit der neuen Vorsitzenden noch weniger als vorher. Kein Wunder, dass man von Frau Magdalena Amhof nichts dazu vernimmt. Sie ist letzthin ja mit anderen Themen beschäftigt: Einschränkung des Kommentarbereichs der Internetmedien und gestern gemeinsame Medienkonferenz mit Gerd Lanz gegen die Opposition im Landtag.
Die Aussage Tschnetts
Die Aussage Tschnetts bezüglich der "Demontage erworbener Rechte der deutschen Volksgruppe in Südtirol", ist an Chuzpe kaum zu überbieten. Jedesmal, wenn der ASGB-Boss den Mund aufmacht, tritt er ins Fettnäpfchen.
Es gibt keine "erworbenen
Es gibt keine "erworbenen Rechte" in diesem Bereich. Das ist genau die Einstellung, die den so genannten Sottogoverno so unsympathisch macht.
Ihre Aussage, dass die Besetzung durch eine Italienerin schlecht für die Bauaufträge ist, zeigt genau die schiefe Optik, die mit den Posten verbunden ist.
Abgesehen von der Tatsache, dass der Verwaltungsrat aus drei Personen besteht und zwei der deutschen Sprachgruppe angehören.
Volksgruppe? Diskutieren wir
Volksgruppe? Diskutieren wir - sofern die ethnische Optik überhaupt angebracht ist - wenigstens über Sprachgruppen.
Ein bisschen Besenarbeit wäre
Ein bisschen Besenarbeit wäre nicht schlecht.
Mir gefällt diese Rhetorik um
Mir gefällt diese Rhetorik um angebliche "erworbene Rechte" nicht. Das kommt mir kleinkariert und rückwärtsgewandt vor. Das sollte im modernen zukünftigen Südtirol keine Rolle spielen wer welcher Ethnie usw. angehört. Natürlich stellt man oft fest, dass vor allem seitens italienisch oder staatlich besetzter Stellen (NISF, Post) der deutsche Sprachgebrauch leidet, und ich kann eine gewisse Skepsis deshalb nachvollziehen. Aber es gibt auch lobenswerte Ausnahmen. Wenn schon müsste bei mangelnden Respekts gegenüber der anderen Sprache konkret gehandelt und sanktioniert werden. Wenn das garantiert ist, spielt es für mich und sollte dann allgemein keine Rolle mehr spielen, welcher Ethnie oder sonst was jemand angehört. Da SOLLTE bzw. MÜSSTE schon die fachlich geeigneste Person die Stelle übernehmen. Gleiches Recht für alle! Dass dem oft leider nicht so ist sieht man überall und nicht nur in Südtirol,- Posten werden politisch oder nach Gefälligkeit besetzt zum Schaden fürs eigene Land.
Also bedeutet ein "walscher"
Also bedeutet ein "walscher" Präsident, dass jetzt nur mehr "walsche" Baufirmen für das Wobi arbeiten, und noch schlimmer, nur noch "walsche" Familien eine Wohnung bekommen. Bitte Do Riada, das ist doch Blödsinn.
Bauaufträge werden nicht nach
Bauaufträge werden nicht nach Sprachgruppenzugehörigkeitserklärung des Inhabers vergeben, sondern infolge einer Ausschreibung.
Hast recht, habe keine Ahnung
Hast recht, habe keine Ahnung vom Baugewerbe, und vom Vergabesysten noch weniger. Also bitte, kläre uns auf, wie das Wobi mit italienischer Führung bei einem Bau im Ahrntal die Aufträge so vergibt, dass alles in "walscher Hond" bleibt.