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Basta Basti

Der Regisseur Kurt Langbein hat eine Kino-Doku über Sebastian Kurz gemacht. Zudem entstand eine zweite Kino-Doku zum gleichen Motiv als Werbefilm. Zufall oder Methode?
Sebastian Kurz
Foto: ÖVP

Wer erinnert sich noch an den 14. September 2018 in Bozen? Die meisten Südtiroler*innen haben diesen Tag vor nunmehr fünf Jahren verdrängt oder vergessen. Dabei war der 14. September 2018 für so viele Sebastian Kurz-Anhänger*innen und ein lokales Medienhaus ein großer und wichtiger Tag gewesen. Aufgeregt, ja fast überdreht, stapften Vertreter*innen aus Politik und Wirtschaft in die Produktionshalle von Stahlbau Pichler, um dort ihren Messias zu feiern. „Sebastian Kurz wird deutlich machen, wie wichtig stabile Verhältnisse in unsicheren Zeiten sind und dass wir auf die starke Unterstützung Österreichs auch weiterhin bauen können“, hieß es damals in der Ankündigung des lokalen Volkspartei-Ablegers. Weiter meinten die weisen Edelweißler: „Nehmt Bekannte und Freunde mit und kommt nach Bozen, wir freuen uns.“ Die einladenden Worte von damals, könnten sich demnächst lokale Kinoveranstalter*innen ausleihen oder kopieren, laufen im September 2023 doch gleich zwei Kinodokumentationen zum lausigsten Bundeskanzler (aller Zeiten) im österreichischen Kino an. Die eine – sie nennt sich kurz und bündig Kurz - der Film –, startet heute in den Kinos jenseits des Brenners, doch wer sie bezahlt hat, ist genauso unbekannt, wie der eigentliche Sinn und Zweck hinter dem peinlichen Überraschungs-Machwerk, für das Regisseur Sascha Köllnreiter schon vor dem offiziellen Kinostart jede Menge Kritik einstecken musste. Zu Recht. In seinem Film wird nichts offengelegt. Kurz - der Film ist ein Propagandafilm im Kleid einer anspruchsvoll daherkommenden Kino-Doku. Sie will zeigen wie Kurz tickt(e), sie tut es nicht, sondern ist wie der Hauptprotagonist selbst: Fassade ohne Inhalt.
 

Die Spannung steigt: Spannend an "Kurz - der Film" ist lediglich der Trailer. Der Rest des Films riecht (übel) nach bezahlter Anzeige. / Quelle: Cineplexx


Ganz anders ist der Film über Sebastian Kurz Projekt Ballhausplatz angelegt, der am 21. September in den österreichischen Kinos anläuft. „Ich fühle mich sehr geehrt, dass die Gruppe um Sebastian Kurz einen derart hohen Aufwand betreibt, um – vermeintlich – meinem Film das Wasser abzugraben“, kontert Kurt Langbein auf Nachfrage von salto.bz zur lange vertuschten zweiten Kino-Doku. Es passiere aber, glaubt Langbein,  „ohnehin das Gegenteil. Der Film wird ja als das wahrgenommen, was er auch ist: ein Werbefilm für Sebastian Kurz. Das erhöht natürlich auch das Interesse an meinem Film, der eine Systemanalyse ist und ein Nachzeichnen der Methoden, mit denen die Gruppe um Sebastian Kurz zuerst ÖVP übernommen hat und dann die Regierung.“ Rückblickend sei Langbein klar, wie das geschehen konnte. „Ich hab im Dezember des vergangenen Jahres die Gruppe um Sebastian Kurz um Interviews gebeten und hab dann nach einigem Zögern, mit sehr uniformen Begründungen Absagen bekommen, so in etwa wie: Sie werden doch nicht glauben, dass wir an einem Projekt mitwirken, dass sich kritisch mit Sebastian Kurz beschäftigt. Von da weg dürfte auch das andere Projekt gestartet worden sein.“
 

Projekt Ballhausplatz: Offizieller Kinotrailer / Quelle: Langbein & Partner


Im Unterschied zum Projekt Ballhausplatz ist der Kurz-Imagefilm so ausgewogen wie ein übergewichtiges Wiener Schnitzel. Kurz, Kurz und nochmal Kurz. Das pubertäre Schwarz/Weiß-Denken der türkisen Demagog*innen wird natürlich nicht behandelt. Warum auch? „Es ist eindeutig so. Und so war und ist ja die ganze Gruppe rund um Sebastian Kurz aufgestellt, das ist der Herr Fleischmann, der Herr Frischmann, das ist der Herr Steiner. Das sind ganz klare Ideologen mit einem Feind-Freund-Schema oder Freund-Feind-Schema. Alle haben das Interview bei meinem Film abgelehnt.“ Im Abspann von Langbeins Kurz-Film bekommen die so filmschüchternen Boys and Girls ihren großen Auftritt. Langbein listet nämlich all jene Menschen aus dem Umfeld von Sebastian Kurz auf, die ein Interview für Projekt Ballhausplatz abgelehnt haben. „Auf der anderen Seite wurde auch versucht“, erzählt Langbein, „mit Falschargumenten Leute zu bewegen beim anderen Film symbolisch mitzuwirken, also als Alibi, dass man sagen kann, es wäre ein unabhängiger und ausgewogener Film. Das ist er aber ganz und gar nicht geworden.“
 

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Kurt Langbein: Regisseur, Produzent und Autor. War von 1977 bis 1984 Mitarbeiter des TV-Magazins „teleobjektiv“. Unter Claus Gatterer erlebte er die journalistische Aufbruchstimmung der 1970er-Jahre in Österreich, sowie die Entwicklung des kritischen Journalismus bis heute.


Warum nun dieser narzisstische Werbefilm über angebliche Glanzleistungen der stets netten Volkspartei-Marionetten? „Es hat wirklich den massiven Anschein, dass es eine Gruppe gibt, die keine Mittel scheut, um Sebastian Kurz als politische Figur wieder voll ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken“, ist Langbein überzeugt: „Wenn man sich diese Megaplakate dazu anschaut, die angebracht wurden, 20 x 40 Meter, wo nur Kurz draufsteht und ein Konterfei von ihm. Das macht man ja nicht, wenn man nichts vorhat. Das macht man nicht nur für einen Film, da spricht schon einiges dafür, dass Sebastian Kurz und seine Leute rund um ihn, wieder politisch aktiver werden wollen, als sie es eh schon sind.“
Ob einer der Filme in Südtirols Kinos kommen wird? Vielleicht sogar beide? Material gibt es jedenfalls "Genug ist genug"!
 

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Herzensangelegenheit: Kurz(strecken)-Mitläufer 2018 bei der Arbeit. / Quelle: Landespresseamt

 

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Dietmar Nußbaumer Ven, 09/08/2023 - 21:14

Je höher der Aufstieg umso größer der Fall. So ganze Klarheit wurde im Fall von Strache und Kurz noch nicht erreicht (zumindest von den Medien). Wem nützt es? Zumindest Nehammer scheint fest im Sattel zu sitzen - wie lange noch? Haben die Österreicher auch schon von den alten Römern etwas abgekupfert?

Ven, 09/08/2023 - 21:14 Collegamento permanente