(nein, normal ist das nicht)
Ich bin ein bisschen spät dran, mit diesem Text, habe – unter anderem – lange überlegt, ob ich ihn überhaupt einstellen will, einstellen soll. Es hatte mich ein bisschen geärgert, dass die raumgreifende Debatte um Sexismus, die dort draußen in der größeren Welt seit ein paar Wochen unter #metoo die Medien schaukelt, in Südtirol so gut wie unbeachtet blieb. Ich glaube, nur bei barfuss hat man dieses Thema aufgegriffen, bis am Dienstag „Pro & Contra“, spät aber doch, auf den Zug aufsprang.
#Aufschrei war gerade mal abgeklungen, da kam auch schon #metoo angerollt. Nur Südtirol schien von beiden Debatten gänzlich unberührt, und ungerührt, und ich denke nicht, dass diese Tatsache daher rührt, dass Sexismus hier kein Thema, oder besser: keine Realität ist. Hier bei uns toben Bären und Wölfe, im Land selbst zwar noch ganz selten, dafür durch die Köpfe und Medien umso heftiger. Das ist doch beachtlich, oder? Denn während Sexismus täglicher – tätlicher – Alltag ist, für fast jede Frau (immerhin mehr als die Hälfte der Bevölkerung) zerbricht man sich die heimischen Köpfe lieber über Bären und Wölfe, die sich vielleicht womöglich irgendwann einmal zu einem Problem für eine Minderheit der Bevölkerung auswachsen könnten. Dies einerseits. Andererseits wäre es natürlich besser, schöner auch, es müsste nicht schon wieder über diesen Anachronismus, der sich Sexismus nennt, gesprochen geschrieben gelesen werden. Allerdings: Offenbar nützt dieses sprechen schreiben lesen doch etwas. Denn bei #metoo fällt auf, weit mehr als bei #Aufschrei: Sehr viele der zahlreichen Texte, die seit Aufkommen des Hashtags fast täglich in fast allen Medien erschienen sind, stammen aus männlichen Köpfen und Federn. Es gibt darunter gute sehr gute und ausgezeichnete Texte zu lesen, von denen ich hier eine sehr willkürliche Auswahl teile. Aber noch etwas anderes fällt auf, und es wirkt ein bisschen hilflos: Da ist zum einen die immer wieder auftauchende (angebliche) Sorge, zahlreiche Männer seien jetzt verunsichert, was man denn noch sagen dürfe, so als Mann, zu einer Frau, und wo die individuellen Grenzen erkennbar und festmachbar seien. Ich verstehe die(se) Aufregung nicht, denn es ist doch ganz einfach: Was du nicht willst, dass man dir antu, das füg auch keiner andren zu.
Und da ist zum anderen die - anrührende - Sorge eines weiteren der Nachdenklichen, er werde, weil „bodyswitching“ nicht möglich ist, wohl nie nachempfinden können, so sehr er sich auch bemühe, was Frauen in solchen Situationen empfänden. Ich meine, da bemüht er sich ohne Grund, denn das ist ja gar nicht nötig. Es reicht völlig, wenn das „andere“ Empfinden der Frauen anerkannt, und respektiert wird. (meine grenzen definiere nur ich.)
Ja, und nachdem ich jetzt fast eine ganze Seite über #metoo geschrieben habe, muss ich sagen, dass ich mich gar nicht hatte dazu äußern wollen. Wozu auch? Wir wissen doch alle, worum es geht, wir wissen Bescheid, kennen uns aus. Und: Im Vergleich zu den Erlebnissen anderer Frauen schienen mir meine gar zu nichtig, vernachlässigbar. Das Übliche halt, was so normal ist, womit frau sich zu arrangieren gelernt hat, und wo sie, wie sie glaubt, drüber steht. Depp du, denkt frau sich, und zieht weiter (die Frauen zumal, die das „Glück“ hatten, nur vom kleinen Bruder des großen Sexismus betroffen zu sein). Dann aber fielen mir zwei Dinge ein, und ich erschrak, jetzt doch: Ich erinnerte mich, wie ich als junge Frau angestrengt versucht hatte, meinen Gang, also etwas, über das kaum jemand sich Gedanken macht, ja genau, zu vergewaltigen, im Willen und Versuch, meine Hüften ruhig zu stellen, um hoffentlich weniger üble Kommentare übler Männer herauszufordern. Und mir fiel ein, wie ich mir eine möglichst unnahbare und abweisende „Aura“ antrainiert hatte, um in Ruhe und hoffentlich sicher durch mein Leben gehen zu können, was mir – Glückliche! wie ich erst jetzt richtig erkenne – weitestgehend gelang. Nichtsdestotrotz: Was ich als „normal“, als „Kleinigkeit“, „nicht so wichtig“ zu den Akten meines Lebens gelegt hatte, als vernachlässigbar, das hatte längst im Verborgenen gewirkt, und mich verbogen. Erst jetzt wurde mir klar, dass Sexismus, sogar seine weniger schwerwiegende Variante, jener also, der mit Blicken und Worten auskommt, Hände nicht einmal braucht, machtvoll wirkt, selbst dort, wo wir es gar nicht wahrhaben. (nein, normal ist das nicht)
„Warum Frauen reden, und Männer nachdenken sollten“
All das hätte ich aber doch gar nicht erzählt, wozu auch, der Geschichten gibt es so schon zu viele, wäre nicht vor einiger Zeit meine Tochter ziemlich verstört nach Hause gekommen, um etwa vier in der Früh. Was denn los sei, fragte ich. Die Antwort explodierte förmlich aus ihr heraus. Der DJ, ein scheint’s nicht ganz Unbekannter, nicht übermäßig alter weißer Mann, der im einzigen Lokal des Hochplateaus aufgelegt hatte und den sie um einen Titel gebeten hatte, sei bei jener „Gelegenheit“, wie warum woher auch immer, mit den Worten „rote Lippen soll man küssen“ (hä?) über sie hergefallen, und habe sie abgeschmust.
Das muss man sich mal vorstellen (nein, normal ist das nicht).
Nach der ersten Fassungslosigkeit – ich kann das gut verstehen, ich bin in solchen und ähnlichen Fällen auch erst mal völlig von der Rolle, war das jetzt echt? hat der das wirklich getan? gesagt? ist das normal? (nein, normal ist das nicht) –, und nachdem meine Tochter ihren Zorn aktiviert hatte (zum Glück kann sie zornig werden; ich denke sogar, in solchen und ähnlichen Situationen ist die Fähigkeit zum Zorn ein sehr wirkmächtiges Instrument, das die so genannte Resilienz unterstützt bis fördert. Vielleicht ist ja dieser übrigens der Grund dafür, warum man Frauen Wut und Zorn lieber nicht zugestehen will. Sie machen stark. Aber das ist, zugegeben, nur so eine Idee von mir), ging sie zurück auf die Empore, und teilte dem Provinz-Weinstein mit, dass sie ihn anzeigen werde. Was wiederum zur Folge hatte, dass der Möchtegern-Casanova sie schubste (und sie gerade noch einen Sturz von der Empore vermeiden konnte). Dabei hätte er die Gelegenheit nutzen und sich bei ihr entschuldigen können. (nein, normal ist das nicht).
Ja, so also unterhielten wir uns, um vier oder fünf in der Früh, und haben sehr lange darüber gesprochen, was eine Frau nun eigentlich zu tun hätte. Anzeigen? Würde das überhaupt etwas nützen? Würden dieser Übergriffige und seinesgleichen daraus etwas lernen, etwas begreifen, überhaupt? Oder vielleicht erst recht Wut kultivieren? Welche Strafen stehen eigentlich auf solche Übergriffe? Sind die überhaupt von Amts wegen strafbar?
Und dann: Was ist mit seiner Frau, wenn sie erfährt, wie ihr Mann sich an wildfremden Frauen abreagiert? Verliert er womöglich den Job? Und seine Familie die Existenzgrundlage? Diese sind also die Fragen, denen eine Frau sich stellen muss, wenn sie, manchmal zutiefst, in ihrer Persönlichkeit und ihrer persönlichen Freiheit verletzt wurde (nein, normal ist das nicht). Und ja, es wirkt offenbar noch immer, das alte – eigenwillige oder besser: fragwürdige – „Argument“, man (also eigentlich frau) würde […] „Existenzen zerstören." Dabei zerstört doch niemand niemandes Existenz – außer der Täter selbst, seine eigene (hätte er früher nachdenken sollen). Was ist denn das überhaupt für eine verrückte Welt, in der sich das Opfer eines Übergriffs um die Existenz des Übergriffigen zu sorgen hat? Und zur Verantwortung gezogen werden soll? Und das alles, man bedenke, wo ja überhaupt kein Zweifel besteht, auf welcher Seite die Ursache für die Wirkung liegt. (nein, normal ist das nicht).
Ich für meinen Teil hatte übrigens größte Mühe, mich gegen andere altüberlieferte und tief verankerte Befürchtungen zu wehren, die wie ein Schwarm düsterer Vögel über mich herfielen und kreischten, es sei doch besser, nichts zu sagen, und überhaupt, was sagen? wo anzeigen? Besser, den Vorfall zu den Akten legen, und ihn dort möglichst „vergessen“. (vielleicht würde aber meine Tochter damit aufhören, sich die Lippen rot zu schminken, oder sich von DJs einen Titel zu wünschen)
Nein, normal ist das nicht, und es ist sehr schade dazu, denn ich denke, es gibt keine Frau, die sich nicht wünschen würde, sie hätte nichts zu #metoo zu sagen, über keinen sexistischen Übergriff der einen oder anderen Form zu berichten. Aber es sieht sehr danach aus, als könnten – und als würden – sich auch diese Dinge ändern. Tatsächlich hat auch die junge Frau, die meine Tochter ist, an jenem Abend sehr viel Solidarität und aufrichtiges Verständnis erlebt, von den anderen – allen – Männern im Lokal, die den unschönen Vorfall mitbekommen haben, gewollt oder ungewollt. Das mindert auch die Bestürzung, und macht zuversichtlich, dass sich die Dinge – immerhin – in eine bessere, eine gute, Richtung entwickeln. Es relativiert aber mitnichten die Schwere der Übergriffe jener Männer, die’s eben (noch) nicht begriffen haben, und sei es, wie einer der Nachdenklichen schrieb, weil andere Männer es versäumt hatten, ihn darauf aufmerksam zu machen, dass er "ein Idiot ist“.
Und ich fürchte, nicht zuletzt, es ist leider nicht dasselbe, ob ein Mann einem Mann sagt, dass er ein Idiot ist, oder ob eine Frau ihm das Gleiche sagt. Dieser Ball allerdings, der liegt bei den Männern. Bei allen Männern – vor allem und ganz besonders bei denen, die „nicht so“ sind.
Ich verstehe die(se)
Ich verstehe die(se) Aufregung nicht, denn es ist doch ganz einfach: Was du nicht willst, dass man dir antu, das füg auch keiner andren zu.
Was jemand will ist unterschiedlich, es gibt Frauen denen gefallen gewisse Dinge und es gibt jene denen es nicht so gefällt. Das menschliche Balzverhalten ist zum größten Teil nicht verbal und wenn der Mann der Advancen macht am Ende der Traumprinz oder ein Unhold ist, liegt an den individuellen Befindlichkeiten und Launen der Frau.
Was nie in Ordnung ist, wenn deutlich signalisiert wird man will nicht und es wird weiter gemacht.
Was soll man von der konkreten Schilderung halten? Was ist mit über jemandem herfallen gemeint? Wenn er von vorne kommt dann kann man sich ja gleich wehren, wenn man es sich gefallen lässt und man im Nachhinein unzufrieden ist, hatte man selbst einen aktiven Part dabei.
So passiert es mir wenn ich eine weibliche Person kennen lernen und ich ihr die Hand gebe und es von dieser zwei, drei Wangenküsse gibt, ohne mich zu fragen. Ich mache so was nicht, weil es nicht meine Art ist, lasse es mir aber gefallen, um die Stimmung nicht zu verderben, doch mich hat auch niemand bis jetzt gefragt, wie ich mich dabei fühle.
Ich kann aber am Ende damit leben weil ich mich nicht als Opfer sehe und es am Ende aktiv zulasse.
Frauen sollten weniger reden und mehr denken, besonders Sie Frau Rier.
Machen Sie aus Ihrer Tochter keine Mimose und Reden Sie Ihr keine Traumen ein. Früher haäte der Kerl dann eine gefangen und er wusste dann was los ist, heute rennt man nach Hause um sich bei der Mammi auszuweinen.
In risposta a Ich verstehe die(se) di gorgias
Ach, am Anfang dachte ich
Ach, am Anfang dachte ich noch dein Beitrag wäre konstruktiv... aber wie immer versumpft du sogleich im Machismo.
Wenn das deine Tochter gewesen wäre und er wäre ein, sagen wir mal, ein Flüchtling gewesen? Dann wäre immer noch alles gut?
Ach und ein (drei) Begrüßungsbussi kann man wohl kaum mit einem (ungewollen) Kuss vergleichen, das ist schon sehr dumm.
In risposta a Ach, am Anfang dachte ich di Michi Hitthaler
Warum sind Sie und Frau Rier
Warum sind Sie und Frau Rier auf solche Kategorien wie Weiss/Schwarz fixiert?
Ich finde das geschmacklos.
In risposta a Ich verstehe die(se) di gorgias
Das finde ich jetzt doch
Das finde ich jetzt doch ziemlich interessant, dass Sie - ausgerechnet - den Unterschied zwischen "Flirt" (Balzverhalten in ihrer Diktion) und Sexismus/sexistischen Übergriffen/sexueller Belästigung in welcher Form auch immer nicht kennen wollen. Sie wissen doch sehr gut, nicht wahr, dass beim Flirt (also dem Annäherungsversuch mit Betonung auf "Versuch") "ein unverbindlicher, oberflächlicher Kontakt hergestellt" wird (mit Betonung auf "unverbindlich und oberflächlich"), er also ein vorsichtiges Ausloten ist, ob das anvisierte Gegenüber an diesem Spiel Interesse hat. Da kann ein Mann gar nichts falsch machen (und es steht folglich zu vermuten, dass heuchelt, wer jetzt behauptet, er wisse nicht mehr... usw. usf.). Bei Sexismus und seinen kleinen und großen Brüdern geht es aber nicht um einen Versuch der Annäherung, sondern vielmehr um Machtgehabe und/oder Machtdemonstration ("... männerdominierte Kultur ... Besitzanspruch auf weibliche Körper...."). Dafür gibt es weder Anlass noch Berechtigung.
In risposta a Das finde ich jetzt doch di Sylvia Rier
Ach Sie haben eine Ahnung,
Ach Sie haben eine Ahnung, was zum menschlichen Balzverhalten gehört oder nicht und dies geht nicht nur von Männern aus so wie es zu Ihrem Weltbild gehört. Das übereinander herfallen gehört auch dazu, mehr oder weniger direkte Versuche und Anbahnungen, so gibt es Frauen die ohne viel Anlauf Männer in den Schritt fassen oder verbale Angebote machen. Wer in eine Disko geht, geht nicht zum Kaffekränzchen oder zur Kinderparty. Gewalt fängt dort an wo man sich wehrt und die andere weiter macht. Der Arbeitsplatz soll ein geschützter Raum sein, wer aber mit einer blöden Anmache nicht umgehen kann, soll nur noch in Begleitung eines männlichen Familienmitglied das Haus verlassen und sich in einem Stoffsack verhüllen.
Hören Sie sich die letzte Folge von Frühstück bei mir auf ö3 mit Nina Proll an und seien Sie nicht so verbohrt in ihren Ansichten.
In risposta a Ach Sie haben eine Ahnung, di gorgias
nö. gewalt fängt dort an, wo
nö. gewalt fängt dort an, wo jemand gezwungen wird (sich gezwungen sieht), sich zu wehren.
In risposta a nö. gewalt fängt dort an, wo di Sylvia Rier
Nein das gehört zum ganz
Nein das gehört zum ganz normalen Zusammenleben. Jeder Mensch muss selbst seine Grenzen definieren und mitteilen. Das sollte jeder Erwachsene Mensch selbst können und sich dabei behaupten können. Es müssen Grenzen verhandelt und ausgelotet werden,damit ein lebendiger zwischenmenschlicher Kontakt entsteht. Sex ist immer etwas triebhaftes und animalisches, wenn man es so gezähmt haben möchte dass es quasi eine Vollkaskogarantie gibt enden wir am Ende wir Pandabären in Gefangenschaft oder Japaner unter 35 in Großstädten, die aufhören sich fortzupflanzen.
Es GIBT konkrete Fälle in
Es GIBT konkrete Fälle in Südtirol: 10, 100, 1000...
In Europa spricht man über
In Europa spricht man über Sex und schafft sich dank schwindender Bevölkerung selbst ab, im Orient und Afrika tut man es und sorgt für Wachstum. Also denken wir an Gegenseitigkeit mit den Einwanderern: Bioeuropäer geben Sprachunterricht, Zuwanderer geben Sexunterricht
https://www.youtube.com/watch
https://www.youtube.com/watch?v=6CxWAK3_f1Q