Società | Hass im Netz

Die Grenzen des Sagbaren

Brigitte Foppa legt Widerspruch gegen die Archivierung der Anzeige ein, die sie Beginn des Jahres wegen Hasskommentaren gegen ihre Person auf Facebook erstattet hatte.
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Foto: (c) unsplash

Anfang des Jahres wurde Brigitte Foppa auf Facebook wüst beschimpft. Die grüne Abgeordnete hat daraufhin Anzeige erstattet. Nun wurde der Fall archiviert. Wie die Grünen in einer Pressemitteilung bekanntgeben, legt Brigitte Foppa Widerspruch gegen die Archivierung ein. Es brauche eine klare Positionierung, wo die Grenzen des Sagbaren liegen, so Foppa.

 

Der Facebook-User „Bernd Rossin“ wünschte Brigitte Foppa Anfang des Jahres auf Facebook, endlich von „5 gutbestückten Migranten ordentlich hergenommen“ zu werden. Ein weiterer Kommentator fand, das sei noch zu wenig. Dem „grünen Zottelmonster“ müsse man schon mehr antun. Beide Kommentare wurden von anderen Usern geliked.

Die grüne Abgeordnete hat daraufhin Anzeige erstattet. Es war nicht das erste Mal. Bereits 2017 hatte es einen Shitstorm mit brutalen verbalen Angriffen gegen Brigitte Foppa gegeben. Man wünschte ihr, am Kreuz zu sterben und vieles mehr. Die damalige Anzeige bei der Postpolizei hatte keinerlei Folgen, Foppa hörte nie mehr etwas von den Behörden. Diesmal gab die Abgeordnete daher bei der Anzeige an, über eine eventuelle Archivierung des Falls informiert werden zu wollen.

Dies ist nun tatsächlich erfolgt. Über die Carabinieri in Neumarkt erhielt Brigitte Foppa die Benachrichtigung, dass Oberstaatsanwalt Bisignano den Antrag auf Archivierung gestellt habe. „Das ist keine gute Nachricht“, kommentiert Foppa. „Die Wirkung, die das haben wird, ist die allgemeine Erkenntnis: Man kann in unserem Land in den sozialen Medien weiterhin ungestraft Menschen beleidigen und bedrohen.“

Die Einsicht in den Akt ergab, dass die Staatsanwaltschaft bei Facebook um die Mitteilung der Log files angefragt hatte und keine Antwort erhalten habe. Die Neue Südtiroler Tageszeitung, bei der ebenfalls um die Log files angefragt worden war, hatte reagiert, allerdings sei man außerstande, die IP-Adresse eindeutig festzustellen. Die Staatsanwaltschaft kommt zum Schluss, dass es sich um einen „Troll“ handeln könnte.

Brigitte Foppa hat gegen die Archivierung bei der Staatsanwaltschaft Widerspruch eingelegt. Sie begründet: „Ich bin kein einziges Mal von der Staatsanwaltschaft kontaktiert worden. Dabei hätte ich Hinweise über die Identität zumindest eines der Hater gehabt, die mir zugetragen wurden. Über die Anzeige war dazumal im Land viel diskutiert worden und die Debatte hatte eine gewisse Strahlkraft. Leider wird auch die Archivierung wird von sich reden machen", so Foppa. "Allerdings ohne positive Wirkung. Aus diesem Grund habe ich Widerspruch gegen die Archivierung eingelegt und hoffe nun, zumindest angehört zu werden.“

Foppa, die seit Jahren immer wieder Zielscheibe von untergriffigen Kommentaren ist, ist sich sicher, dass es in dieser Sache mehrerlei braucht: „Zivilcourage und Solidarität, aber auch eine klare Positionierung der Gesellschaft darüber, wo die Grenzen des Sagbaren sind.“