Caffè sospeso

Zur Abwechslung heute einmal eine gute Nachricht, und zwar über die schöne Idee des „caffè sospeso“; scheinbar stammt sie aus Neapel, ist schon mehr als 100 Jahre alt und wird nun, nachdem sie fast in Vergessenheit geraten war, wegen der zunehmenden Armut vielerorts wieder aus der Versenkung geholt.
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale dell’autore e non necessariamente quella della redazione di SALTO.

Wkipedia weiß folgendes dazu zu sagen: “Quella del caffè sospeso è una tradizione dei bar di Napoli. Quando viene ordinato un caffè sospeso, il cliente paga due caffè ma ne riceve uno solo. In questo modo, quando una persona povera entra nel bar può chiedere se c'è un caffè sospeso, e, in caso affermativo, riceve un caffè come se gli fosse stato offerto dal primo cliente. Questa tradizione è stata un'usanza viva nella società napoletana per diversi anni ma poi è andata declinando.”

Ich habe über facebook davon erfahren und hoffe, dass die Idee des „caffè sospeso“ sich mindestens so rasch ausbreitet wie eine Grippewelle im Januar. Übrigens ist der Kaffee in dieser Sache natürlich keineswegs bindend, sondern vielmehr lediglich ein Vater des guten Gedankens: In Bozen z. B. wurden an einem Stand Würstchen „hinterlassen“ bzw. im voraus für einen armen Menschen bezahlt, andernorts warme Mahlzeiten in Restaurants und Mensen.

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Sebastian Felderer Mer, 04/10/2013 - 10:56

Ich wundere mich echt, denn ich war über ein Jahr in Neapel, habe dort meinen Militärdienst heruntergespult und bin mit dem LKW ca. 8.000 km in der Gegend herumkutschiert. Ich kann dir nur sagen, ich bin von dieser Nachricht überrascht. Nachahmer möchte ich keiner sein. Für irgend jemand spende ich nicht. Ich mache das immer direkt und weiß, was ich wem unter welchen Umständen zukommen lasse.
Doch das ist ausschließlich meine Sache. Die Idee finde ich gut und in Bozen hätte sie sicher auch Platz genug.
Kann nur schildern, was ich in Neapel 1969 erlebt habe:
Unwetter über Kampanien. Ein Hilferuf aus Casoria, im Hinterland von Neapel, erreicht unsere Kaserne. Ein Häuserkomplex sei eingestürzt. Mein Lastwagen wird beladen und mit zehn Soldaten fahre ich um 4 Uhr früh zum Einsatz. Die Straßen sind fast alle überschwemmt und ich bin ständig in der Angst, irgendwann in einem Graben zu landen. Wir kommen an und beginnen sofort mit den Räumungsarbeiten. Gegen 13 Uhr zieht die lokale Feuerwehr ab und begibt sich in das gegenüberliegende Restaurant zum Mittagessen. Nachmittags werden sie durch einen anderen Hilfstrupp ersetzt. Unser Offizier war ein guter Mann, hat die Lage erkannt und in einem Geschäft belegte Brote für uns gekauft. Sonst wären wir von 3 Uhr morgens bis 20 Uhr abends nüchtern geblieben. Wir arbeiten weiter bis 18 Uhr und ziehen dann ab. Nie was mehr gesehen und gehört. Habe mich weiters auch nicht gewundert, doch umso mehr überrascht mich eben deine Nachricht.

Mer, 04/10/2013 - 10:56 Collegamento permanente
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Sylvia Rier Mer, 04/10/2013 - 16:04

In risposta a di Sebastian Felderer

wird die Idee des caffè oder auch des pasto sospeso wohl auch nicht angewendet/angenommen werden. Ich finde sie trotzdem sehr schön und es sehr schade, dass sich "shitstorms" im Netz sehr viel mächtiger ausbreiten als "goodstorms". Und aus deinem napoletanischen Abenteuer sehen wir mal wieder, dass es überall dumme und gscheite Menschen gibt und vielleicht auch, dass wir Südtiroler einfach weitermachen, wenn's sein muss oder nützlich/sinnvoll scheint?! Vielleicht geht's uns ja auch deshalb so gut wie's uns geht?! Was das Spenden angeht, bin ich deiner Meinung, ich schaue auch, wem ich spende, bei den "kleinen" Spenden in Bozen, an die Bettler, bin ich aber weniger selektiv. Ehrlich gesagt, schäme ich mich immer ein bisschen, wenn ich auf der Jagd nach dem xten Paar Schuhe, das ich nicht brauche, an diesen armen Teufeln vorbeieile und versuche, mir einzureden, dass ich schließlich nicht jedem einfach so etwas geben kann und was man sich halt sonst noch einreden will in solchen Fällen. Tatsache ist, mir geht's gut, viel besser als es mir gehen müsste, und denen geht's sehr viel schlechter als mir, sonst würden sie wohl kaum auf der Straße hocken und mich anbetteln.

Mer, 04/10/2013 - 16:04 Collegamento permanente
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Sebastian Felderer Mer, 04/10/2013 - 17:56

Stimmt schon so, wie Du es sagst.
Und wenn wir uns von dieser Welt verabschieden, werden wir es bestimmt nicht bereuen, gut gewesen zu sein. Doch ich denke da vor allem an die Tatsache, dass die Abzüge von der Rente eigentlich schon leicht genug wären, um das "teilen des Wohlstandes" erledigt zu haben. Und bei ca. 500 Euro Sozialhilfe braucht niemand mehr zu betteln. Etwas unterscheidet uns aber: Schuhe, die ich nicht brauche, kaufe ich keine. Ich habe eigentlich vom Elternhaus gelernt, dass etwas nicht unbedingt sein muss, wenn es auch sein könnte. Dieser Grundatz ist im Laufe der Zeit zur goldenen Mitte gereift und ich lebe gut damit. Die lautet:

Tapferkeit, nicht Tollkühnheit
und Vorsicht, nicht Feigheit
Großzügigkeit, nicht Verschwendung
und Sparsamkeit, nicht Geiz
Mäßigkeit, nicht Gleichgültigkeit
und Eifer, nicht Fanatismus.

Mer, 04/10/2013 - 17:56 Collegamento permanente
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Sebastian Felderer Mer, 04/10/2013 - 20:14

Wenn die Leute unter den Lauben von Südtirol sind, dann haben sie Anrecht auf SH. Wenn sie es nicht sind, wäre mir eigentlich lieber, sie würden dort betteln, von wo sie herkommen. Doch da sind wir schon mitten drin im Dilemma "betteln". Kursiert ja schon seit einiger Zeit dieses Thema, in Meran, in Bozen und auch in den Dörfern. Leider ist die Sache zum Großteil organisiert und da spiele ich überhaupt nicht mit. Da wäre ich für ein striktes Verbot. Ich würde es für Auswärtige über eine Genehmigung regeln. Die Caritas überprüft die Verhältnisse und wenn sich keine andere Möglichkeit bietet, erhalten sie eine Plakette, die gut ersichtlich anzubringen ist. Neulich hat bei uns einer schon morgens wirklich gut Saxophon gespielt, den habe ich gerne ein Eurostück in den Hut geworfen, warum nicht. Aber wenn sie dir direkt im Weg stehen und meistens in alle 10 Meter eine, da kann es mich schon reichen.

Mer, 04/10/2013 - 20:14 Collegamento permanente
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Barbara Benetti Sab, 04/20/2013 - 18:01

In risposta a di Sebastian Felderer

Wer gut Saxophon spielt, ist ja wohl schon so "reich" aufgewachsen, dass Musik ein Anliegen werden kann. Wer aber bettelt und kein Anrecht auf Sozialhilfe hat, kommt wohl aus wirklich verzweifelten Lebensumständen nach Südtirol auf der Suche nach einer Lebenschance.

Sab, 04/20/2013 - 18:01 Collegamento permanente