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Der Immuni-Flop

Die Immuni-App hätte eine wichtige Säule bei der Bekämpfung der Covid-19-Pandemie werden sollen. Doch die App hält nicht, was der Name verspricht.
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale dell’autore e non necessariamente quella della redazione di SALTO.
Immuni-App
Foto: Immuni

Die App wurde im Frühjahr letzten Jahres entwickelt, um Nutzer zu warnen, die einem Ansteckungsrisiko mit dem Coronavirus ausgesetzt waren. Man wollte gemeinsam neu durchstarten und eine Rückkehr ins normale Leben ermöglichen. Mittlerweile ist es stumm geworden um die Immuni-App. Bei der Namensgebung war man doch zu euphorisch, denn zu einer Immunisierung kann die App wohl nicht beitragen. Die erwartet man sich nun von den Impfungen, aber auch die wollen nicht so recht anlaufen.

In Österreich hat man eine ähnliche App Stopp Corona genannt. Die Bilanz nach einem halben Jahr ist nicht gerade positiv. Es wurden lediglich 2,5% der Corona-Fälle per App gemeldet. Sie wird jedoch weiter beworben und man hält am Konzept des Roten Kreuzes fest.

In Deutschland kommt der Name der App ihrer Aufgabe schon näher, Corona-Warn-App wurde sie genannt. Das Robert Koch Institut zieht eine positive Bilanz und veröffentlicht laufend Kennzahlen. Die Anzahl der Downloads beträgt 25 Mio. und seit dem Start haben insgesamt 190.835 Nutzerinnen und Nutzer ihr positives Testergebnis geteilt – rund 38 Prozent von ihnen (oder 72.266 Nutzerinnen und Nutzer) allein in den vergangenen vier Wochen (09.12.2020 bis 06.01.2021). Die App kommt auch deshalb recht gut an, weil durch die Anbindung der Labore Testergebnisse digital an die App übermittelt werden. 7 Mio. Ergebnisse wurden mittlerweile bereits so übermittelt.

In Italien zählt man aktuell für die Immuni-App 10.139.326 Downloads, wobei Südtirol mit 11,6% auch hier klares Schlusslicht ist, nicht nur bei den Impfungen. 

8.320 positive Benutzer haben mittlerweile 84.397 Benachrichtigungen über mögliche Risiken gesendet, wobei angemerkt wird:

Die Erkennung ist teilweise, da alle Benachrichtigungen für iOS-Geräte erkannt werden und nur ein Drittel der von Android gesendeten Benachrichtigungen über die erforderliche Technologie verfügen, um sie sicher zu erkennen.

Ein großes Manko ist hierbei, dass beim Teilen eines positiven Ergebnisses alle Kontakte der letzten 14 Tage benachrichtigt werden. Was natürlich Unsinn ist, wenn jemand weiß, wann er sich angesteckt hat und somit nur die Kontakte der letzten 2-3Tage benachrichtigen müsste. Das führt, gleich wie in Deutschland, zu vielen falschen Meldungen, die nur die Hotlines beschäftigen. In Österreich werden z.B. nur die Kontakte der letzten 3 Tage benachrichtigt.

Ein weiteres großes Handikap der App ist, dass der Betroffene nur den Tag des Kontakts mitgeteilt bekommt und nicht auch die Uhrzeit. Dadurch ist es schwierig zu sagen, war der Kontakt am Morgen im Bus, am Vormittag bei der Arbeit oder bei einem Kunden, beim Mittagessen oder abends bei Freunden. Der Ort wird ja bekanntlich wegen der Privacy nicht dokumentiert, weshalb auch dieser Hinweis wegfällt.

Auch sonst bietet die App keine Möglichkeit, die Kontakte nachzuvollziehen und wird deshalb wohl auch in Zukunft kaum einen wirklichen Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie leisten können.

Die Sanitätseinheit hat im Oktober die Kontaktnachverfolgung und Testung evtl. gefährdeter Personen aufgegeben und nicht mehr wieder aufgenommen, obwohl es Vorschläge gäbe, wie das ohne zusätzlichen Personalaufwand, mit einer digitalen Lösung machbar wäre.

Was bleibt also zu tun?

Jeder kann für sich selbst seine Personenkontakte aufschreiben, auf Papier, in einen Kalender, oder in sein Smartphone. Mit einer solchen Liste ist das Contact-Tracing dann im Falle einer Infektion schnell und einfach machbar. Vielleicht schreibt man ein Jahr lang oder länger umsonst auf, aber wenn man es braucht, wird man froh drum sein, wie bei einer Versicherung.

Und jeder von uns sollte dann im Falle soviel Verantwortungsbewusstsein haben, seine Kontakte der letzten Tage zu verständigen, damit die sich entsprechend verhalten können. Im Normalfall kommt man dadurch auch drauf, wo und wie man sich selbst angesteckt hat.

Será una lucha contra los molinos de viento!