René Benkos Bürgerverein?
„Wir möchten eine Stadt der konkreten Daten“: Unter diesem Titel kündigte am Freitag Morgen ein neuer Bürgerverein per Mail seine Existenz an. Auf dem beiliegenden Foto des Vorstandes von „Zukunft Bozen – Bolzano Domani“ bekannte Bozner Gesichter: Anna Pitarelli, Präsidentin des Stadtviertels Gries-Qurein neben Wirtschaftsberater Heinz Peter Hager, Museions-Direktorin Letizia Ragaglia neben Genossenschaftler Alberto Stenico. Sie alle haben genug von langwierigen Rede-Duellen im 50-köpfigen Gemeinderat oder von „Blockaden, die seit einigen Jahrzehnten von einzelnen Interessensgruppen gewollt und durchgesetzt werden“, wie es Vorstandsmitglied Evi Seebacher Cazzanelli formuliert.
Deshalb will der bereits mehr als 100 Mitglieder starke Verein nun dazu beitragen, das Potential der Landeshauptstadt stärker zu nutzen – dank „konstruktiven Diskussionen“ mit BügerInnen, die „aufgeschlossen, modern, zukunftsorientiert, weltoffen, couragiert und konstruktiv sind, denen die Stadt Bozen am Herzen liegt und die sich für das Handeln an Stelle des Nicht-Handelns positionieren“, so der Text der Pressemitteilung.
"Passender Anstoß und Katalysator"
Und wie können „seit Jahren gefühlte Probleme in Bereichen wie Verkehr, Lebensqualität und Wirtschaftskraft“ gelöst werden? Das ist spätestens auf der Facebook-Seite des Vereins zu erkennen, auf der genauso offen wie auf einem gleichnamigen You-Tube-Kanal für das Kaufhausprojekt des Tiroler Investors René Benko geworben wird. Die Nähe zu Benko zeigt sich auch durch die Präsenz seines Bozner Repräsentanten Heinz Peter Hager im Vorstand. Dort wird aber ohnehin kein Hehl daraus gemacht, dass das Projekt Kaufhaus Bozen „nun vielleicht der passende Anstoß und Katalysator war, der uns zur Vereinsgründung bewogen hat“, wie die Gründungs- und Vorstandsmitglieder „unisono“ zitiert werden.
Ist das Bürgerkomitee also nur ein weiteres Rädchen in der hochprofessionellen PR-Maschinerie der Signa-Gruppe oder gehen seine Anliegen über das Benko-Projekt hinaus? Zumindest Vorstandsmitglied Alberto Stenico macht für sich den Kampf gegen die „inconcludenza“, die Bozner Untätigkeit und Unentschlossenheit, stark. „Ich habe als Bozner Bürger gesehen, was aus dem Virgl geworden ist oder dem Areal in der Südtiroler Straße“, meint er. Umso wichtiger sei es nun, dagegen aufzutreten, dass dasselbe bei der Requalifizierung des Areals rund um den Busbahnhof passiert, das derzeit sicher dringlichste Anliegen der Stadt, wie Stenico meint. Doch heißt das, dass er nun offen für das Benko-Projekt eintritt? „Sagen wir, ich schätze die Umsetzung des Projekts der Signa-Gruppe als realistischer ein“, sagt Stenico. Mit dem Facebook-Auftritt seines Vereins scheint er sich allerdings doch nicht ganz zu identifizieren: „Doch in Kürze wird auch unsere Homepage aktiviert und dort werden unsere Vorschläge weit klarer zum Ausdruck kommen.“