Verschwindende Industrie
Die Metallarbeiter sind erzürnt. “In zwei Jahren sind in Metallindustrie und -handwerk über tausend Arbeitsplätze verloren gegangen”, so die Klage der Metallgewerkschafter. Nach der Schließung der Firma Hoppe in St. Martin in Passeier sowie der Fucine Alto Adige in Kurtatsch machen den Gewerkschaftern vor allem jene Unternehmen sorgen, von denen mehr und mehr aus Südtirol abziehen. Das Fass zum Überlaufen hat der Rückzug der Firma Seppi gebracht. Wie berichtet, wird das auf die Produktion von landwirtschaftlichen Maschinen spezialisierte Unternehmen von Kaltern nach Mezzolombardo verlegt.
“Das Land muss sich fragen, warum ein Unternehmen wie die Seppi, das seit über 70 Jahren in Südtirol tätig ist, beschließt, ins Trentino auszuwandern”, so Fabio Parrichini von der Fiom-Cgil. Seppi wird knapp 10 Millionen Euro im Trentino investieren und neues Personal einstellen. Dafür wird ihr für fünf Jahre die Gewerbesteuer erlassen, 15 Prozent Beitrag auf die Anschaffung neuer Maschinen gewährt und das Firmengelände erweitert. “Wenn die Seppi wirklich aufgrund dieser wirtschaftlichen Vorteile in die Nachbarprovinz abgezogen sein sollte, dann frage ich mich: Warum kann Südtirol nicht denselben Weg einschlagen?”, so Parrichini.
“Della BLS vediamo solo l’attività, pur pregevole, di film commission.”
“Neben wirtschaftlichen Verlusten für unser Land bedeuten die Steuererleichterungen und -anreize sowie die Zurverfügungstellung von Boden im Trentino gleichzeitig den Verlust von Arbeitsplätzen hier bei uns”, warnt auch Giuseppe Pelella von der Uilm. Die Kritik der Metallgewerkschafter geht in Richtung BLS: “Die BLS unterstützt die Stärkung der heimischen Wirtschaft nicht so, wie sie es könnte”, klagen sie an. Sie wollen wissen, wie viele Arbeitsplätze durch die Initiativen der BLS geschaffen worden sind. Denn man vermisst die Unterstützung der Industrie: “Die BLS betätigt sich in unseren Augen nur als Filmfördererin”. Zwar sei das durchaus ein wertvoller Beitrag, den die BLS leiste. Doch ihre eigentliche Aufgabe als Standortagentur, sich um die Belange der Unternehmen vor während und nach ihrer Ansiedlung in Südtirol zu kümmern, werde dadurch vernachlässigt.
In den Gewerkschaften ist man sich einig, dass etwas geschehen muss. Sie fordern von Landeshauptmann Arno Komptascher und der BLS die Einberufung eines runden Tisches zur Zukunft der Industrie in Südtirol.