Ambiente | Gewässerschutz

Der Aufschrei der Fischer

Südtirol ist in Sachen Restwassermengen alles andere als vorbildlich. Der Landesfischereiverband Südtirol schlägt jetzt Alarm.
Bach
Foto: Suedtirol Foto/Othmar Seehauser
Meinhard Mayr kommt direkt zur Sache. „Leider müssen wir feststellen, dass Südtirol, beim Thema Restwassermengen im hinteren Teil der Regionen liegt, obwohl hierzulande immer von einer intakten Gewässerwelt gesprochen wird und durch die Umweltgelder ausreichende finanzielle Mittel zur Verfügen stehen“, sagt der Präsident des Landesfischereiverbandes Südtirol.
Der Verband schlägt mit einer Pressemitteilung jetzt Alarm. Es geht dabei um den Stellenwert des Gewässerschutzes in Südtirol. Der Interessenverband der Südtiroler Fischer untermauert seine Kritik mit Fakten.
Während in Südtirol pauschal eine Restwassermenge von 2 l/s*km2 vorgesehen ist, liegt diese zum Beispiel im Veneto bereits bei 3-4 l/s*km2, also 50 bis 100% höher als in Südtirol. Regionen wie Trient oder Ligurien haben ein Minimum von 2-5 l/s*km2 eingeführt und auch in Aosta liegt die Restwassermenge viel höher als in Südtirol. 
Der Fischereiverband verweist dabei auf die lokale Situation: Südtirol ist landschaftlich geprägt durch seine Gewässer. Die vielseitige Nutzung dieser Gewässer stellt einen wichtigen kulturellen und wirtschaftlichen Aspekt dar. Der Tourismus und die Vereine nutzen die Gewässer für Veranstaltungen, die Landwirtschaft für die Bewässerung, die E- Wirtschaft für die Produktion von CO2-neutraler Energie und auch die Bevölkerung nutzt die Gewässer als Naherholungszone. Aus einem ländlichen Gebiet wie Südtirol sind die Gewässer und ihre Nutzung nicht mehr wegzudenken. 
 
Dabei sollte man sich aber bewusst sein, dass eine nachhaltige und dauerhafte Nutzung von natürlichen Ressourcen nur mit deren Schutz einher gehen kann“, heißt es in der Presseaussendung. Vor allem die angespannte Situation bezüglich der Restwassermengen stelle jedes Jahr ein Problem für die Gewässer und die darin lebenden und geschützten Fisch- und Krebsarten dar. 
 

Der vergessene Plan

 
Meinhard Mayr und sein Verband verweisen aber auf ein weiteres Defizit in Südtirol. Die Senkung der Restwasser wird in Südtirol immer in Bezug auf den Wassernutzungsplan gesetzt, der seit August 2017 in Kraft ist.
Mayr: „In Südtirol gibt es viele Gesetze, die den Schutz der Gewässer und den Erhalt des ökologischen Zustandes sicherstellen sollen. Im Trentino sowie in anderen italienischen Regionen wurde neben dem Wassernutzungsplan auch ein Wasserschutzplan verabschiedet, welcher eine ökologisch vertretbare Berechnung des Restwassers vorsieht“. 
Gerade mit der Umsetzung dieses Wasserschutzplanes hapere es in Südtirol aber gewaltig. „Niemand bezieht sich aber auf den Gewässerschutzplan, der gleichzeitig mit dem Wassernutzungsplan in Kraft treten sollte, aber schon seit Jahren nicht oder nur teilweise angewandt wird“, heißt es in der Presseaussendung.
Der Landesfischereiverband mahnt deshalb die zuständigen Stellen an, endlich den Gewässerschutzplan wie von den eigenen Gesetzen vorgesehen – umzusetzen, um in den heimischen Gewässern einen optimalen Lebensraum für Flora und Fauna zu schaffen. 
 

Die neuen Bestimmungen

 
Der Verband setzt sich aber auch äußerst kritisch mit den neuen Bestimmungen in Sachen Kleinkraftwerke auseinander. Der neue Landesgesetzentwurf Nr. 158/18 siehe eine Neuerung im Bereich der kleinen und mittleren Wasserableitungen zur Erzeugung von elektrischer Energie vor. Nun sollen Bergbauernhöfe und Almen, die an das öffentliche Stromnetz angebunden sind, nicht nur den Eigenbedarf decken, sondern auch in das Netz einspeisen können. „Dadurch wird nur einen geringen Mehrwert für die Energieproduktion geschaffen“, meint Meinhard Mayr, „die Auswirkungen auf die Gebirgsbäche sind aber gerade durch kleine Kraftwerke sehr schädlich.“
 
Erst Anfang des Monats wurden die Gebirgsbäche von der EURAC und dem Biologischen Landeslabor zum Gewässertyp des Jahres 2018 gewählt. Dabei wurde auch von Landesrat Richard Theiner betont, dass den Gebirgsbächen heuer besonders viel Aufmerksamkeit gewidmet werden soll. „Nun sollen aber gerade diese sensiblen Ökosysteme belastet werden“, ärgern sich die Fischer. Für diese Situation gebe es alternative Lösungen, wie Solarenergie oder das zur Verfügungstellen von kostenlosem Strom. 
Neben der Verabschiedung des Gewässerschutzplanes fordert der Fischereiverband Südtirol auch die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie (2000/60/EG) und die Umsetzung der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (92/43/EWG). Beide Richtlinien seien in Südtirol noch nicht umgesetzt worden. Die Unterschutzstellung der Passer für alle E-Werke, des Eisacks von Mauls bis Franzensfeste für große E-Werke, sowie der Etsch von Meran bis Salurn sei hierbei nicht ausreichend und entspricht nicht den vorgegebenen EU- Richtlinien. Diese sehen auch die Ausweisung von eigene Schutzzonen für die einheimischen Fischarten vor.