Bye bye, ABD
Die Zeit der ABD-Führung ist abgelaufen. Wie die Betreibergesellschaft des Flughafens Bozen am frühen Montag Nachmittag mitteilt, hat der 5-köpfige Verwaltungsrat heute (11. Juli) schriftlich seinen Rücktritt eingereicht. Damit wollen Otmar Michaeler, bisheriger ABD-Präsident, Marco Pappalardo (Vizepräsident), Ester Demetz, Udo Mall und Juliane Messner den Weg frei für die “nächste Phase”, sprich den Verkauf der ABD, machen.
Dem Willen des Volkes nachkommen
Am 12. Juni hat die Bevölkerung entschieden: 70,7 Prozent sagten in der beratenden Volksbefragung Nein zu öffentlichen Geldern für den Bozner Flugplatz. Und damit auch Nein zur weiteren Finanzierung des Betreibers ABD, der sich als Inhouse-Gesellschaft in öffentlicher Hand befindet. Ein Monat ist seither vergangen. Und die von Landeshauptmann Arno Kompatscher angekündigte umgehende Einleitung des Ausstiegs des Landes aus dem Flughafenbetrieb schreitet voran. Schritt für Schritt soll zunächst die Betreibergesellschaft ABD europaweit zum Verkauf angeboten werden. “Dieser Prozess soll von einem neuen Verwaltungsrat, der aus Experten für öffentliche Ausschreibungen besteht, betreut werden”, so die Begründung des ABD-Verwaltungsrats für den heute erfolgten Rücktritt. Im Vorfeld hatte man sich mit der Landesverwaltung abgestimmt, um eine geordnete Übergabe zu gewährleisten. So waren es schließlich auch Michaeler und Landeshauptmann Arno Kompatscher, die die Mitarbeiter der ABD am Montag Vormittag gemeinsam über die Wachablöse informierten.
Nach dem Ergebnis der Volksbefragung sei die Aufgabe des bisherigen ABD-Verwaltungsrates “obsolet” geworden, meinte Michaeler dabei. Vor rund einem Jahr war er gemeinsam mit den vier anderen Verwaltungsratsmitgliedern berufen worden, “um ein Entwicklungskonzept für den Südtiroler Regionalflughafen auszuarbeiten, dieses einzuleiten und umzusetzen”, erinnerte der ABD-Präsident. Nach dem Nein am 12. Juni liege dieser Auftrag nun nicht mehr vor, “weshalb die Kompetenzen, die wir im Verwaltungsrat vereint haben, nicht mehr benötigt werden”. Die jetzt anstehende EU-weite Ausschreibung zum Verkauf der ABD soll in die Hände von “ausgewiesenen Experten” gelegt werden. Bereits am morgigen Dienstag will die Landesregierung die Namen des neuen Verwaltungsrates beschließen.
Landeshauptmann Kompatscher bedankte sich am Vormittag bei der scheidenden ABD-Führung für die geleistete Arbeit: “Otmar Michaeler hat mit seinem Team für wertvolle Aufklärungsarbeit rund um das Entwicklungskonzept gesorgt und mit seiner Fachkompetenz und den Visionen für Südtirol wertvolle Impulse gesetzt.” Mit dem Verwaltungsrat werden auch andere Kompetenzen abgebaut, die im Zusammenhang mit dem ursprünglichen Auftrag zur Entwicklung des Flughafens benötigt worden waren. Dementsprechend legt auch die Marketing-Beauftragte Mirjam Lanz ihren Auftrag frühzeitig mit Ende Juli zurück. Lanz hatte erst im Jänner diese Jahres ihre Arbeit beim Stadtmarketing Bruneck niederlegt und war die Stelle bei der ABD angetreten.
Brexit vor “Prexit”?
Wie geht es weiter? Für die Ausschreibung der ABD zum Verkauf rechnet der Landeshauptmann mit “mindestens sechs Monaten”. Sollte sich allerdings kein Käufer finden, wird die Betreiberkonzession für den Bozner Flughafen ausgeschrieben. Bis dahin muss ABD den Flughafenbetrieb weiter garantieren. Erst vergangene Woche genehmigte die Landesregierung 5,2 Millionen Euro, die der ABD im laufenden Jahr zur Finanzierung ihrer Tätigkeiten zur Verfügung gestellt werden sollen – “um den regulären Betrieb des Flughafens zu gewährleisten, wie von ENAC (italienische Luftfahrtbehörde, Anm. d. Red.) vorgeschrieben”, heißt es im Beschluss.
Es hat also den Anschein, als würde es noch eine Weile dauern, bis das Land endgültig aus dem Flughafen-Geschäft ausgestiegen sein wird und “kein Cent mehr”, wie Kompatscher im Vorfeld der Volksbefragung stets betonte, aus den öffentlichen Kassen in den Flugplatz fließen werden. Eine Tatsache, die den Landtagsabgeordneten der Bürgerunion Andreas Pöder jüngst zu folgender sarkastischer Bemerkung veranlasste: “Es scheint als würde Großbritannien eher aus der EU austreten als die Provinz aus dem Flughafen.”