Auf Erholungskurs
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Die Wirtschaftstätigkeit in den autonomen Provinzen Trient und Bozen ist in der ersten Jahreshälfte 2024 im Einklang mit dem staatlichen Trend moderat gestiegen. Laut dem vierteljährlichen Indikator der regionalen Wirtschaft (ITER) der italienischen Zentralbank lag das reale BIP-Wachstum im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sowohl im Trentino als auch in Südtirol bei knapp 0,5 Prozent. Obwohl sich die Kaufkraft der privaten Haushalte erholte, wurde die Dynamik durch die unsichere internationale Wirtschaftslage, die schwache Inlands- und Auslandsnachfrage und die weiterhin restriktiven Finanzierungsbedingungen beeinträchtigt. Mit Blick auf die Zukunft könnte die Wirtschaft von der geldpolitischen Lockerung profitieren, die im vergangenen Juni begonnen hat.
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Die Unternehmen
Die Daten der Handelskammern beider Provinzen deuten auf einen Rückgang des nominalen Umsatzes der Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes in der ersten Jahreshälfte hin, der alle Größenklassen betraf. „Diese Schwäche hängt mit einer strukturellen Schwäche in der Automobilindustrie zusammen“, erklärt Michele Cascarano, Leiter der Wirtschaftsforschung der Banca d‘Italia in Trient und Bozen. Die Dynamik sei zudem weiterhin durch die schleppende Auslandsnachfrage bedingt. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 gingen die Exporte in der Provinz Trient zurück und stiegen in der Provinz Bozen an, was fast ausschließlich auf den deutlichen Anstieg im Bereich der elektronischen Produkte zurückzuführen ist.
Gleichzeitig mit der Kürzung der Steuervergünstigungen im Zusammenhang mit dem Superbonus zeigte die Bautätigkeit einige Anzeichen von Schwäche, die jedoch durch die Maßnahmen des nationalen Konjunkturprogramms (PNRR) gemildert wurden.
Den Daten der Banca d'Italia zufolge ist der Umsatz der Dienstleistungsunternehmen in den ersten drei Quartalen des Jahres weiter gestiegen. In der ersten Jahreshälfte profitierten der Einzelhandel sowie die Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe von einem weiteren Anstieg der Touristenströme.
In der ersten Jahreshälfte war bei den Investitionen eine schwache Dynamik bei den Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes festzustellen, die durch das unsichere Umfeld, in dem sie tätig sind, bedingt war, während bei den Dienstleistungsunternehmen positive Trends zu verzeichnen waren. Die Rentabilität, die bei den meisten Unternehmen zufriedenstellend war, unterstützte die Fähigkeit, Liquidität zu akkumulieren. Die Bankkredite an das verarbeitende Gewerbe gingen aufgrund der geringen Nachfrage, die auch mit den hohen Kreditkosten zusammenhängt, weiter zurück. -
Arbeitsmarkt und Haushalte
Die Zahl der Erwerbstätigen im Trentino stieg im ersten Halbjahr 2024 an, während sie in Südtirol unverändert blieb. In der Provinz Trient ging der Anstieg der Beschäftigung bei gleichbleibender Erwerbsquote mit einem Rückgang der Arbeitslosenquote einher. In der Provinz Bozen blieb dieser Indikator auf einem historisch niedrigen Niveau.
Das real verfügbare Einkommen der Haushalte stieg, der Konsum stagnierte jedoch insgesamt. „Nach Zeiten, in denen die Inflation auf das verfügbare Einkommen drückte, hat sich die Kaufkraft etwas erholt und wird sich wahrscheinlich auch in der kommenden Zeit weiter erholen, da die Inflation voraussichtlich niedrig sein wird“, kommentiert Cascarano.
Der Rückgang der Kreditvergabe durch Banken und Finanzunternehmen kam im Trentino praktisch zum Stillstand und schwächte sich in Südtirol ab. Die Kosten für neue Hypothekarkredite für den Erwerb von Wohneigentum sind gesunken, was auch darauf zurückzuführen ist, dass vermehrt Festzinsdarlehen in Anspruch genommen werden, die günstiger als Darlehen mit variablen Zinssätzen sind. -
Der Kreditmarkt
Die Bankkredite an den nicht finanziellen privaten Sektor sind in beiden Provinzen stark zurückgegangen. Die Qualität der Kredite, sowohl der laufenden als auch der künftigen, blieb im Wesentlichen unverändert auf hohem Niveau. Die Depots von privaten Haushalten und Unternehmen nahmen zu, vor allem durch die Ausweitung der Spareinlagen. Und auch die Zunahme des Gesamtwerts der von privaten Haushalten verwahrten Wertpapiere setzte sich fort, vor allem im Bereich der Staatsanleihen.