Economia | Wipptal

"Lösungen, nicht Probleme suchen"

Erschwert Sterzings Stadtregierung der Firma Leitner unnötig das Leben? Unverständnis und Kritik ob der ungelösten Parkplatz-Situation kommen von SVP Wirtschaft und ASGB.

Es ist ein zermürbender Streit, der rund um die Mitarbeiter-Parkplätze für den größten privaten Arbeitgeber im Wipptal entbrannt ist. Dieser hat so weit geführt, dass die Leitner inzwischen Rekurs beim Verwaltungsgericht eingereicht hat. Um “teueres Geld” habe man einen Grund angekauft, um Parkmöglichkeiten für die eigenen Mitarbeiter zu schaffen, erklärte Leitner-Juniorchef Anton Seeber Ende Dezember im salto.bz-Interview. Dieser befindet sich allerdings in einer von Umwelteinflüssen gefährdeten Zone. Mit seinem Unverständnis ob der politischen Untätigkeit in der Parkplatz-Sache steht der Unternehmer nicht alleine da. Nun hat sich der Wirtschaftsflügel der SVP und der Autonome Gewerkschaftsbund ASGB zu Wort gemeldet.


Flexibilität fehl am Platz?

“Wir sollten uns tatsächlich auch noch um Studien und Gutachten für Gefahrenzonenpläne kümmern”, meinte ein perplex wirkender Anton Seeber im Gespräch mit salto.bz. Gleichzeitig kam er nicht umhin, die Vorzüge des Standorts Nordtirol und Telfs, auf den die Leitner mehr und mehr setzt, zu preisen. Darunter auch ein junger Telfser Bürgermeister, der aufkeimende Probleme schon mal selbst aus dem Weg räumt: “Das löse ich. Denn das sind Arbeitsplätze für die Gemeinde, deshalb ist es im Interesse der Allgemeinheit, Lösungen zu finden”, zitiert Seeber Fritz Karl Messners Tiroler Amtskollegen. Und in Sterzing? Dort vermisst nicht nur die Leitner-Führung einen flexible Handhabe der Politik. Auch die SVP Wirtschaft stimmt in die Kritik an Bürgermeister und ehemaligem Parteikollegen Fritz Karl Messner ein: In den letzten Monaten sei unter diesem den Wirtschaftstreibenden das Arbeiten erschwert worden, weil wichtige Entscheidungen der Gemeinde “verzögert oder negativ getroffen worden sind”, so der Vorwurf. Paradebeispiel: die Firma Leitner, die seit geraumer Zeit darauf warte, endlich ihr Projekt für die Errichtung von Betriebsparkplätzen für die Mitarbeiter umsetzen zu können.

Dass es damit Probleme gibt, ist auch der ASGB-Fachwerkschaft Metall zu Ohren gekommen: Des öfteren habe man bereits Klagen gehört, dass die aktuellen Parkplätze nicht ausreichend seien und damit eine “unnötige lästige Situation” für die Mitarbeiter entstehe, schreibt Klaus Schier, Sekretär der ASGB-Metall in einer Aussendung. “Es ist uns unerklärlich, dass der Bürgermeister und der Stadtrat nicht imstande sind, die Pläne (…) zu unterstützen beziehungsweise zu genehmigen”, so Schier weiter.


Für Arbeitgeber und -nehmer

“Aufgabe der Politik ist es, die rechtlichen Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass wirtschaftliche Tätigkeit möglich und somit der Standort Sterzing für Unternehmer und Arbeitnehmer attraktiv ist”, spinnt Josef Tschöll die Kritik weiter. Der Vorsitzende des SVP-Wirtschaftsausschusses findet dabei klare Worte: “Die Aufgabe eines Bürgermeisters und des Stadtrates ist es, Lösungen und nicht Probleme zu suchen, damit der gerichtliche Weg gar nicht erst nötig ist. Im Sinne der ganzen Region und des Standorts Sterzing muss es das Ziel sein, die Großbetriebe im Bezirk zu halten. Durch ständige bürokratische Auflagen sowie künstlich erzeugte Schwierigkeiten und Verzögerungen setzt die Stadtregierung Investitionen in den Standort und Arbeitsplätze aufs Spiel.” Daher fordere man von Fritz Karl Messner und seinem Stadtrat, die Bedingungen – für die Leitner speziell und für Betriebe allgemein – “so zu gestalten, dass die Bevölkerung mit einem gesicherten Wirtschaftsstandort Sterzing positiv in die Zukunft blicken kann”.

Volle Zustimmung von der ASGB-Metall: “Uns fehlt jegliches Verständnis dafür, dass geplante Investitionen, die den Mitarbeitern zugute kommen und niemanden sonst belasten, aus fadenscheinigen Gründen nicht umgesetzt werden können. Deshalb unterstützen wir die Forderung der SVP Wirtschaft an den Sterzinger Bürgermeister und den Stadtrat, die Situation schnellstens zu Gunsten der Firma Leitner zu lösen.”


Wer wird’s richten?

Die offenen Forderungen von politischer und Gewerkschaftsseite dürften Balsam auf der Seele der zunehmend besorgten Belegschaft des Sterzinger Leitner-Werks sein. Vor wenigen Monaten hatten einige Mitarbeiter mit folgenden Worten aufhorchen lassen: “Wir fragen uns wirklich, wie weit es noch kommen muss, damit die Politiker endlich einsehen, dass nicht die Zankereien um den Flughafen oder ihre Gehälter oder sonst was fundamental sind, sondern dass die Unternehmer einfach nicht mehr an Südtirol glauben!”

Zu jenem Zeitpunkt vermisst wurde insbesondere die Unterstützung der Politik, aber nicht nur jener der Fuggerstadt. Auch auf Landesebene interessiere sich niemand für die verstärkte drohende Abwanderung heimischer Unternehmer. Vor allem aber kritisierte man in der Leitner-Belegschaft einen: Landeshauptmann Arno Kompatscher, seines Zeichens auch Wirtschaftslandesrat. Seit dem Wahlkampf habe er sich in Sterzing nicht mehr blicken lassen und scheine für das Thema auch nicht zugänglich, so der Vorwurf. Aber wer weiß, vielleicht schafft es die SVP Wirtschaft nun, mit ihrem Vorstoß, einen Stein ins Rollen zu bringen? Auf dass sich Kompatscher doch noch für die Angelegenheiten in Sterzing erwärmt.