“Auch kleine Gesten sind nützlich, um unsere Besonderheit hervorzuheben.” Dieser Überzeugung sind die Trentiner Regionalratabgeordneten Lorenzo Ossanna, Graziano Lozzer und Luca Giuliani. Mit “uns” meinen die drei PATT-Politiker die Region Trentino-Südtirol beziehungsweise die beiden Autonomen Provinzen Trient und Bozen. Und die “kleine Geste”, auf die sie sich beziehen ist das Tragen der Bürgermeisterkette bei offiziellen Anlässen – eine Tradition, die vor allem in den mitteleuropäischen Ländern gepflegt wird.
In Italien wird die Trikoloreschleife als Abzeichen des Bürgermeisters als Vertreter der Regierung getragen. Im Trentino und Südtirol soll das Medaillon, das, mit dem Gemeindewappen versehen und an einer Kette befestigt, um den Hals gelegt wird, zusätzlich die Funktion des Bürgermeisters als Oberhaupt der Gemeindeverwaltung hervorheben.

Für die Südtiroler Bürgermeister längst eine Selbstverständlichkeit, ist die Bestimmung im Einheitstext der Regionalgesetze, laut der sich die Ersten Bürger unserer Region zusätzlich zur Trikoloreschleife auch das Medaillon umlegen können, “vielen Amtskollegen in der Autonomen Provinz Trient oftmals nicht bekannt”, haben Ossanna, Lozzer und Giuliani festgestellt. “Leider”, bedauern sie, diene dieses Medaillon doch dazu, “die Vorrechte eines ersten Bürgers einer autonomen Region, wie es die unsere ist, hervorzuheben”. Und das Medaillon stehe auch nicht im Gegensatz zur Schleife. Um nun vor allem die Trentiner Bürgermeister für das Tragen der Bürgermeisterkette zu sensibilisieren, haben die drei PATT-Regionalratsabgeordneten einen Beschlussantrag ausgearbeitet, der am heutigen Mittwoch, 12. April im Regionalrat behandelt wurde.

Unser Gebiet, das seit jeher eine Brückenfunktion zwischen der mediterranen und der mitteleuropäischen Kultur einnimmt, soll auf diese Art und Weise eine Verbindung mit letztgenannter aufrechterhalten, so dass das Medaillon ein eindeutiges, unsere Besonderheit kennzeichnendes Merkmal darstellt.
(aus dem Beschlussantrag)

Darin wird die Regionalregierung aufgefordert, die Bürgermeister auf die Möglichkeit, das Medaillon zu tragen, hinzuweisen und für jene Gemeinden, die noch über keines verfügen, eines anfertigen zu lassen. Vor allem die Oppositionsvertreter äußerten sich im Rahmen der Debatte skeptisch. Alessandro Urzì (Alto Adige nel Cuore) sprach von einer “Feigenblattaktion”, mit der Absicht, die beabsichtige, die Trikolore mit der Bürgermeisterkette zu ersetzen. Rodolfo Borga (Civica Trentina) bezweifelte, dass die Kette Traditionen aufwerte oder dass damit die Autonomie unterstrichen werden könne. “Der Antrag dient nur dem Stimmenfang und hat keinen praktischen Wert”, so Borga. Auch Walter Blaas (Freiheitliche) äußerte sich ablehnend: Die Bürgermeister würden die Regionalgesetze bereits kennen und der Antrag sei daher “an Banalität nicht zu überbieten”.
Zustimmung kam hingegen von der Süd-Tiroler Freiheit. Es gehe bei dem Antrag sehr wohl um Traditionspflege, meinte Sven Knoll, schließlich habe es die Amtskette der Bürgermeister bereits vor der Trikolore gegeben. Auch die SVP begrüßte das Vorhaben, ebenso wie der Trentiner Landeshauptmann Ugo Rossi. Der erinnerte allerdings daran, dass die Entscheidung, ob das Medaillon samt Kette getragen werde, beim Bürgermeister liege. Im Anschluss an die Debatte wurde der Antrag mit 33 Ja, 13 Nein und 7 Enthaltungen genehmigt.