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Der Schulausflug als Wirtschaftsfaktor

Was bedeuten abgesagte Schulausflüge und -projekte für Busunternehmen, Museen und gemeinnützige Einrichtungen mit didaktischen Angeboten? Akteure des Sektors sind besorgt, denn wenn Schulklassen wegfallen, braucht es neue Zielgruppen.
Klassenfahrt und Schulprojekt
Foto: facebook, schulfahrt.de
  • Wenn die Lehrer ab Herbst Ernst machen und einige Ausflüge und Projekte aus dem Programm streichen, werden hauptsächlich Lehrausflüge und Lehrausgänge wegfallen. Sehr wahrscheinlich ist auch, dass kaum mehr externe Expertinnen und Experten in den Unterricht eingeladen werden und Projektwochen gestrichen werden. Vieles also, was Schule für die Schülerinnen und Schüler abwechslungsreich und praxisnah macht, wird wahrscheinlich entfallen.

    Das trifft nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern auch Organisationen, die Schulprojekte anbieten, oder außerschulische Lernorte zur Verfügung stellen, wie etwa das Naturmuseum Südtirol oder die Organisation für eine solidarische Welt (OEW). Auch Busunternehmer schauen nicht ganz unbesorgt in die Zukunft.

     „Schulklassen auf Reisen stellen einen nicht zu unterschätzenden Wirtschaftsfaktor dar“, erklärt Verena Wenter, Tourismusexpertin und Geschäftsführerin des Reiseunternehmens Primus.

     

    „Jetzt ist an der Zeit, dass die Politik hier auch Maßnahmen trifft, um eben diese Schulaktivitäten zu sichern.“

     

    Unternimmt eine Klasse einen Ausflug, ist sie oft auf Bus oder Bahn angewiesen. Handelt es sich um mehrtägige Reisen wird manchmal sogar ein Reisebüro für die Planung der Reise in Anspruch genommen. Bei den Ausflügen selbst werden Museen besucht oder es wird an Projekten teilgenommen, die oft sogar eigens für Schulklassen konzipiert wurden. 

    Trotzdem sollte ein Ausfall der Schülerbesuche für die einzelnen Unternehmen keinen maßgeblichen finanziellen Schaden verursachen. Das Naturmuseum Bozen nimmt beispielsweise jährlich 45.000 Euro durch den Besuch von weit über 500 Schulklassen ein, berichtet Margit Schweigkofler, Verantwortliche für Kommunikation und Didaktik am Museum. Es ist ein anderes Problem, das Organisationen umtreibt, die Angebote für Schulklassen machen.

  • Grundschüler im Naturmuseum in Bozen: Die Zusammenarbeit mit Schulklassen wird als überaus wertvoll empfunden. Foto: Naturmuseum Südtirol
  • Neue Zielgruppen müssen Schulklassen ersetzen

    Viel schwerer wiege, laut Tourismusexpertin Wenter die Tatsache, dass es zu Problemen bei der Einteilung des Personals kommen könnte. Viele Organisationen haben nämlich eigens Personal eingestellt, um „das Geschäft mit den Schulklassen“ abzuwickeln. Fallen Schulklassen als Zielgruppe weg, müssen sich Busunternehmen, Museen & Co. neue Zielgruppen erschließen. 

    Beim Reiseunternehmen von Verena Wenter haben sich beispielsweise drei Mitarbeiter auf Reisen mit Schulklassen spezialisiert. Diese Mitarbeiter empfinden die Organisation von Schülerreisen als sehr bereichernd, weil das Arbeiten mit jungen Menschen aus Südtirol „neue Perspektiven fördert“, wie Wenter erläutert.

    Auch bei der OEW, dem Naturmuseum und dem Museion in Bozen entwickeln Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Angebote für Schulklassen. Sie müssten sich über kurz oder lang nach neuen Projekten umschauen.

  • Außerschulische Lernmöglichkeiten entfallen

    Bedauerlich ist das, weil die Zusammenarbeit mit Schulklassen bei allen genannten Organisationen als überaus wertvoll empfunden wird. Alle Befragten betonen den Wert dieser außerschulischen Lernmöglichkeiten für die Schülerinnen und Schüler und würden es sehr bedauern, wenn diese nicht wie gewohnt stattfinden würden. 

    Verena Wenter formuliert das so: „Viele junge Menschen unternehmen ihre erste Kultur- und Bildungsreise in der Schule und ich glaube, es ist auch ein großer Anreiz für sie im Leben solche Reisen zu wiederholen“. Und sie ergänzt: „Jetzt ist an der Zeit, dass die Politik hier auch Maßnahmen trifft, um eben diese Schulaktivitäten zu sichern.“

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Stereo Typ Ven, 06/13/2025 - 18:15

Auch wenn die Politik einlenken und über den Sommer das Kriegsbeil wieder begraben wird, bleibt doch ein "Geschmäckle" zurück. Wieder wurden, nach wenigen Jahren der Erholung, den Kindern und Jugendlichen Entfaltungsmöglichkeiten genommen - oder zumindest wurde dies angedroht. Schlimm genug in einer alternden Gesellschaft, in der junge Menschen zusehends an politischem Gewicht verlieren.

Ven, 06/13/2025 - 18:15 Collegamento permanente