„Offen für gezielte Maßnahmen“
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Vor Kurzem hat die Handelskammer Bozen mit einer Presseaussendung aufhorchen lassen, in der es um einen grenzübergreifenden „Schulterschluss“ zwischen der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern (IHK), der Wirtschaftskammer Tirol und der Handelskammern von Trient sowie jener von Bozen in Sachen Brennertransit ging. Kurz zusammengefasst wollen die vier Wirtschaftsverbände die Autobahngesellschaft ASFINAG während der Sanierungsarbeiten an der Luegbrücke in der Informationsarbeit unterstützen, „damit auf Verkehrsengpässe besser reagiert und mögliche Verzögerungen besser gelöst werden können“. Zur Sprache kam erneut auch die Forderung der Handelskammer Bozen, das Nachtfahrverbot für Lkws vorübergehend zu lockern. Einig waren sich die Verbände – auch die Wirtschaftskammer Tirol – darin, dass das Nachtfahrverbot für die Tirolerinnen und Tiroler wichtig sei und welchen Beitrag es zur Lebensqualität und Ruhe leiste, jedoch bilden die individuelle Mobilität und die lokale Versorgung ein mindestens genauso großes Anliegen für die Bevölkerung.
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Während von den politischen Vertretern des Bundeslandeslandes Tirol kein Nachgeben zu erwarten ist, dies stellten sowohl Landeshauptmann Anton Mattle, Verkehrslandesrat René Zumtobel wie auch der Oppositionspolitiker Markus Sint von der Liste Fritz klar, hat die Wirtschaftskammer Tirol offenbar einen wesentlich pragmatischeren Zugang zur Thematik Fahrverbote. Auf Nachfrage von SALTO teilt der Tiroler Wirtschaftsverband mit, dass man weiterhin hinter dem Nachtfahrverbot für Lkw stehe, da es einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität der Tiroler Bevölkerung leiste. Dann folgt das Aber: „Allerdings erkennen wir auch die Notwendigkeit, flexibel auf außergewöhnliche Situationen zu reagieren.“
„Allerdings erkennen wir auch die Notwendigkeit, flexibel auf außergewöhnliche Situationen zu reagieren.“
Konkret schlägt Barbara Thaler, die Präsidentin der Wirtschaftskammer Tirol, die Prüfung mehrerer Optionen vor, und zwar zum einen eine temporäre Lockerung, wobei in Abstimmung mit der Tiroler Landesregierung zeitlich begrenzte Ausnahmen für bestimmte Nächte in Betracht gezogen werden könnten, um Verkehrsspitzen abzufedern. Weiters könnten Ausnahmegenehmigungen für besonders dringende Transporte oder systemrelevante Güter erteilt werden. Parallel dazu setzt sich die Wirtschaftskammer Tirol für einen beschleunigten Ausbau der Schienenkapazitäten ein, um mehr Güter auf die Bahn zu verlagern. „Die Wirtschaftskammer Tirol setzt sich für eine differenzierte Herangehensweise ein. Wir lehnen eine pauschale Aufhebung des Nachtfahrverbots ab, sind aber offen für gezielte Anpassungen, um die aktuelle Ausnahmesituation zu bewältigen“, erklärt der Wirtschaftsverband, der offenbar die unnachgiebige Linie seitens der politisch Verantwortlichen nicht teilt. Es stellt sich die Frage, ob die Tiroler Landesregierung weiterhin Härte zeigt oder angesichts des Vertragsverletzungsverfahrens, an dem sich die EU-Kommission mittlerweile als Streithelferin beteiligt hat, nicht doch gesprächsbereit ist.
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Wie ist das eigentlich mit…
Wie ist das eigentlich mit dem "Südtiroler " Speck?
Da wird ja das Fleisch für ca. 5 Mio Hammen á 5 kg erst von Deutschland nach Südtirol gefahren und nachher werden die Hammen wieder nach Deutschland gefahren. 5 Mio x 5 kg = 25 Mio Kg bzw. 25.000 Tonnen.
Wie viele LKW sind das, jeweils herein und dann wieder hinaus?
Wenn man für die Dauer der Luegbrückensanierung eine Räucherei in Bayern mieten würde und mit südtiroler Spezial-know-how dort die Hammen räuchert, würde man sich diesen Hin+Her-Transport sparen.
Das wäre ein Beitrag der Wirtschaft zur Verkehrsreduktion, oder?