Cultura | Salto Afternoon

Tjohui

Brigitte Knapp eröffnet heute mir ihrem neuen Erzählband die Literaturnächte 2023 in Bruneck. Es wird nicht nur gelesen, sondern auch mutig gejodelt.
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Foto: Privat

salto.bz: Als Pustertaler Lokalmatadorin eröffnen Sie mit "huja" und einer Buchvorstellung die diesjährigen Literaturnächte in Bruneck. Ein liebevolles Valentinsgeschenk der Veranstaler*innen an Sie?

Brigitte Knapp: Ja, ich empfinde es tatsächlich als Geschenk, die Literaturnächte eröffnen zu dürfen. Das ist eine Veranstaltung, die ich immer interessiert verfolgt habe und, ja, da geht ein kleiner Traum in Erfüllung.

Als Teil des Duos "huja", singen und jodeln Sie gemeinsam mit Heidi Clementi und gestalten am heutigen Eröffnungsabend die Erzählung „Mut&Drachenglut“ aus ihrem vor kurzem erschienen Erzählband "Fischer am Berge" – als Live-Hörspiel. Was kann das Publikum erwarten?

Eine Mischung aus szenischer Lesung und Konzert. Mut&Drachenglut habe ich letztes Jahr im Rahmen der "Frauenfeste" des Museums Franzensfeste geschrieben und schon da als Hörspiel mit Jodelmelodien aufgenommen. Man findet es auf meiner Bandcamp Seite. Zusammen mit Heidi machen wir es aber auf huja-Art. 
 


Die Erzählung „Mut&Drachenglut“ endet mit der Feststellung „Don Quijote ist mein Freund“. Was macht für Sie diese literarische Figur von Welt so sympathisch?

Hm. Im Zusammenhang der Geschichte das nicht Aufgeben und unbedingt an etwas oder an sich glauben. Aber mit dieser Aussage ironisiert sich die Erzählerin auch selbst, nachdem sie von ihrer eigenen Ritterschaft erzählt hat.
 

Das Tjo ist im tiefen Register und das Hui im hohen - ein sehr befreiender Ruf. Probieren Sie es aus!


In der Erzählung "Übern Zaun" schreiben Sie „Ich habe etwas gelernt von der alten Frau, die neben mir wohnt. Ich habe gelernt, dass da, wo nichts ist, etwas entstehen kann. Ich bin nichts. Aber es kann etwas aus mir entstehen.“ Benötigt unsere Gesellschaft mehr nachbarschaftliche Hilfe, offenere Blicke über Zäune?

Ja, manchmal habe ich schon das Gefühl, dass wir alle zu sehr um uns selbst kreisen, aber vielleicht ist das auch mehr in der Stadt so. Zum Beispiel beobachte ich im Dorf, wo meine Mutter wohnt, viel nachbarschaftliche Aufmerksamkeit und Hilfe! In "Übern Zaun" geht es für mich auch darum, dass manchmal ganz unerwartet zwischen Menschen, die sich fast ganz unbekannt waren, eine Verbundenheit entstehen kann, die sehr gut tut. 

In der titelgebenden Erzählung "Fischer am Berge" begegnen die Leser*innen über 20 Mal dem Wort Tjohui. Sie literarisieren damit einen Jodelbegriff. Warum gerade Tjohui?

Weil es ein Ruf aus dem Bauch heraus ist, den der Narr in der Geschichte immer wieder tut. Das Tjo ist im tiefen Register und das Hui im hohen - ein sehr befreiender Ruf. Probieren Sie es aus! Im dritten Teil der Geschichte habe ich die befreiende, Mut machende und stärkende Wirkung des Singens zu thematisieren versucht. Jodeln ist eine sehr archaische, intuitive Art zu singen, die einfach gut tut. 

Erinnern Sie sich noch an den Tag, als Sie Ihr neues Buch zum ersten Mal in den Händen gehalten haben? Haben Sie gejodelt? Innerlich? Äußerlich?

Ja klar, der Tag ist noch gar nicht lange her. Heute Abend ist ja die Erstpräsentation des Buches, es ist ja ziemlich druckfrisch! Ich glaube, mit dem Buch in der Hand hab ich eher fröhlich und dankbar vor mich hingesummt. Hellauf gejodelt hab ich aber sicher, als ich die Zusage vom Verlag Edition Laurin bekommen habe, dass sie diese Erzählsammlung ins Programm aufnehmen.