Politica | Offener Brief

Muss man in der Politik alles persönlich nehmen?

Die Volksbefragung zum Flughafen und ihre Folgen: offener Brief des früheren RAI-Journalisten Georg Schedereit an Landeshauptmann Arno Kompatscher.

Sehr geehrter Herr Kompatscher, 

Schön, dass Sie und der Landtag das Versprechen eingehalten haben, ein beratendes Referendum zur weiteren Flugplatzsubventionierung abzuhalten. Schön, dass dieses jetzt ernster genommen werden soll als frühere Volksentscheide. Schön, dass die gesamte Wählerschaft dazu erstmals u.a. eine neutrale offizielle Broschüre mit den besten sachlichen Argumenten beider Seiten zugeschickt bekommen hat. Da sind wir auf einem guten Weg zu einer partizipativen bis direkten Demokratie als eigenverantwortungsfördernde Ergänzung (nie Ersatz) für repräsentative Demokratie.

Schön auch das klare und - aus meiner Sicht - ganz nüchterne, nicht emotionale Nein des Volksentscheids zu einer fortgesetzten Subventionierung eines Flugplatzes, dessen geographische Lage, Einzugsgebiet und internationale Marktchancen ihn nach aller Erfahrung nie und nimmer preislich wettbewerbsfähig erscheinen ließen. Eher schon als einen jener wiederholten, und spätestens jetzt überholten, Anflüge von Großmannssucht, mit denen sich so mancher "Großer" in unserer kleinen Provinz viele Jahre lang zu schmücken glaubte.  

Was uns aber nicht weiterbringt auf dem Weg zu mehr "landesbürgerlicher" Mündigkeit, und wo wir viel von den Schweizern lernen sollten, ist die m. E. absurde und unmündige Personalisierung wichtiger Sachfragen nach dem Motto: "Flughafen-Referendum = Kompatscher-Referendum" , oder Brexit-Referendum = pro & contra Cameron-Referendum", "Verfassungsreferendum = pro & contra Renzi-Referendum", oder auch "Flüchtlingsfrage: Merkels Karriere steht auf dem Spiel". 

Politiker werden irgendwann nicht wiedergewählt, oder wollen nicht mehr. Na und? Das ist doch in einer Demokratie das Normalste von der Welt. Übertriebene Personalisierung ist m. E. eine dümmliche, bürgerferne und kontraproduktive Koproduktion von Medien und Politikern, oft auch eine unnötige, letztlich unpopuläre Unterwerfung der Politik unter angebliche Sachzwänge der Medien. 

Mit Verlaub, und in Respekt allen Genannten gegenüber: 
Ihro aller persönliche Laufbahnen sind für das Gemeinwohl letztlich nicht unbedingt wichtiger als solche sachpolitischen Weichenstellungen wie die, zu der das Wählervolk bei den obgenannten Fragen aufgerufen ist.  

In diesem Sinne möchte ich Sie darin bestärken, sich nicht im geringsten von Ihrer betont sachlichen und besonnenen Art abbringen zu lassen. Ignorieren sie bitte soweit wie möglich bei allen weiteren Gelegenheiten und unvermeidlichen Rippenstößen alles und alle, auch "Prominente" von früher oder "Sägewerker" von heute, die -die Wählerschaft für ebenso dummschlau haltend wie sich selbst- aus welcher Sachfrage auch immer eine Personenfrage machen wollen! No pasaran. Nicht mehr. 

Wer Volksentscheide, Gesetze oder auch Gerichtsurteile noch immer als persönliche Gunstbeweise, oder Missgunstbeweise, von befreundeten oder gegnerischen Clans interpretiert, der möge sich einmal einen Lehrausflug in die direktdemokratische Sachlichkeit gönnen, mit der unsere alpinen Nachbarn, die Schweizer, Jahr für Jahr ihren Spitzenrang in weltweiter Wettbewerbsfähigkeit erarbeiten. Sie vergleichen und beschließen lieber die Einzelheiten sachlicher Problemlösungsvorschläge, als eine personalisierte "politica-spettacolo" zu verfolgen, die die meisten Menschen nur mehr anwidert. 

Mit besten Glückwünschen
Georg Schedereit

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luigi spagnolli Dom, 06/19/2016 - 09:13

Bravo Georg, ben scritto. Al di là delle corrette valutazioni sull'operato del nostro LH nel coinvolgere il popolo in una decisione complessa, come giornalista ti fa onore, perché rompi un tabù, ovvero il luogo comune per cui chi è eletto deve per forza aspirare ad essere rieletto. Cosa che da anni non è più: e non è facile, per chi amministra, sentirsi continuamente e maliziosamente accusato di prendere decisioni (anche) per un interesse personale, quello di essere rieletto, che in tantissimi casi non esiste proprio.
I media hanno, tra l'altro, la mission della critica, ma quando vengono a loro volta criticati si barricano, spesso supponenti ed altezzosi, dietro la libertà di stampa. Che, a mio parere, m. E., non è la libertà di ribadire luoghi comuni, soprattutto se sbagliati e sconfessati dalla storia. Oggi fare l'Amministratore pubblico, a qualsiasi livello, non è più una carriera: è semplicemente un servizio. Impegnativo, stressante, con un inizio ed una fine. E (è bene che chi si candida, d'ora in poi, ne sia ben consapevole) con una serie di svantaggi professionali successivi: se sei un professionista o un commerciante, perderai almeno parte della clientela e avrai il tuo daffare per recuperarla, col perenne rischio di essere accusato di "usare" il tuo pregresso incarico a tal fine; se sei un dirigente, dovrai cercarti un nuovo incarico - oggi tutti i dirigenti, pubblici e privati, sono a scadenza -, ed il periodo di amministratore non vale nel tuo curriculum, per cui retrocederai a prima di essere amministratore, magari di dieci o quindici anni; se sei un imprenditore hai dovuto cedere il timone della tua impresa ad altri e dovrai sbatterti per tornare al comando, e chissà se ci riesci.
Oggi si dovrebbero stendere tappeti rossi davanti alle persone serie, come quelle citate da Schedereit, che si mettono a disposizione per fare gli amministratori: perché oggi alle persone serie, preparate e capaci non conviene, candidarsi e amministrare la cosa pubblica.
Cosa che, con rispetto per tutti i neoeletti ed a parte le eccezioni che per fortuna (ancora) ci sono, direi proprio che si vede, eccome se si vede...

Dom, 06/19/2016 - 09:13 Collegamento permanente