Auch wenn in etlichen Provinzhauptstädten erst die Stichwahlen am nächsten Sonntag über den zukünftigen Bürgermeister entscheiden, lässt sich bereits eine erste Bilanz über die jüngste Gemeindewahl ziehen. Melonis Fratelli d´Italia überholen die Lega klar. Salvinis Partei erleidet eine schwere Niederlage. Der Partito Democratico wird italienweit stärkste Partei. Die Fünf-Sterne-Bewegung erleidet eine massive Niederlage und wir damit für den internen Dauerstreit und wohl auch für ihre halbherzige Unterstützung der Regierung Draghi bestraft. Erste Folge: Meloni fordert Salvini auf, die Regierung Draghi zu verlassen, die ihr nach wie vor ein Dorn im Auge ist: "Gli alleati escano dal governo." Kommentar des Corriere della Sera: "Le forze politiche che provano a stare un po' di qua e un po' di la, come la Lega di Salvini e i 5 stelle di Conte, che sostengono il governo, ma gli mettono il bastone fra le ruote ogni volta che possono, sono sonoramente ridimensionate."
In Genua, Palermo, Padua, L'Aquila, Taranto, Pistoia, Belluno und La Spezia wurden die Bürgermeister im ersten Anlauf gewählt. In zahlreichen anderen Städten wie Verona, Messina, Monza, Como, Görz und Parma kommt es am nächsten Sonntag zu einer Stichwahl. PD-Chef Enrico Letta äussert Genugtuung über den Erfolg seiner Partei, kritisiert jedoch gleichzeitig die Kleinparteien und deren Alleingänge: "Si vince solo con vaste alleanze, lo dico anche a Calenda." La Repubblica kritisiert in ihrem Leitartikel den wachsenden menefreghismo der Wähler: "E´stato il giorno in cui la democrazia ha offerto di sè un immagine desolante, nel disprezzo verso i diritti dei cittadini che a Palermo hanno trovato i seggi chiusi e hanno dovuto trovare varie traversie". Wie auch immer die Stichwahlen enden, eines steht fest:im rechten Lager wird das politische Gewicht Salvinis zweifellos abnehmen und wohl auch seine masslose Selbstüberschätzung wie jene, in Moskau mit Putin zu verhandeln.
Ein Blick auf das Wahlergebnis zeigt einmal mehr, dass bei der Vielzahl von partiti und partitini die Einführung einer Fünf-Prozent-Sperrklausel nach dem Vorbild anderer EU-Staaten durchaus sinnvoll wäre.
Das Turiner Tagblatt La Stampa will zur Einschätzung des Wahlgangs die Stichwahl am kommenden Wochenende gar nicht abwarten: "Chi sta con chi nell´epoca della politica random, dove tutto è casuale, minimale, cirostanziale speculativo? Facile immaginare per il governo Draghi un ultimo miglio lastricato di liti e sabotaggi, mentre il paese cammina assieme all'Europa sull'orlo del precipizio." La Stampa analysiert die Gründe für Melonis Wahlerfolg: "Meloni vince perchè si è schierata contro tutti, anche contro i suoi formali alleati Salvini e Berlusconi, e quando assume posizioni governative che preludono a una sua candidatura a Palazzo Chigi, lo fa indipendetemente dalla coalizione di riferimento."
Ein Blick auf das Wahlergebnis zeigt einmal mehr, dass bei der Vielzahl von partiti und partitini die Einführung einer Fünf-Prozent-Sperrklausel nach dem Vorbild anderer EU-Staaten durchaus sinnvoll wäre.