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Linea non mi fido

Bunkerwissen gesucht. Ein Forschungsprojekt recherchiert nach Erinnerungen zum Bau des faschistischen Verteidigungsapparats während des 2. Weltkriegs. Ein Aufruf.
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Foto: ISCAG

Das Landesmuseum Festung Franzensfeste führt seit Herbst 2019 ein groß angelegtes Forschungsprojekt zum Thema Bunker in Südtirol durch, dem faschistischen Verteidigungsapparat aus dem zweiten Weltkrieg, der mit hunderten Bunkern die italienische Alpengrenze absichern sollte.
Im Volksmund wurde der Bunkerwall spöttisch Linea non mi fido genannt, da Mussolini sie aus Misstrauen gegenüber seines Verbündeten Hitler errichten ließ. Das Forschungsprojekt läuft bis Ende 2021 und seine Ergebnisse werden in der Dauerausstellung – 2021 soll sie in der Festung eröffnet werden – mit eingebaut.

Wie wurden die Enteignungen abgewickelt, wenn alles unter strenger Geheimhaltung stand?

Derzeit werden Zeitzeugen und Zeitzeuginnen gesucht, welche die Bauarbeiten selbst beobachten konnten oder miterlebt haben, oder auch nicht selbst dabei waren, aber Erzählungen von Eltern oder Bekannten darüber kennen. Von besonderem Interesse Informationen zu den Bauarbeitern, ihre Verpflegung und Unterbringung und welchen Einfluss ihre Anwesenheit in den Dörfern Südtirols hatte. Wie lebten sie? Lungerten sie nach Feierabend in den Dörfern herum? Bildeten sich Freundschaften, Feindschaften oder war der Kontakt mit ihnen untersagt? Wie waren sie gekleidet und woher kamen sie?

Wie wurden die vielen Tonnen an Zement und Sand zu den Baustellen transportiert?

Auch die Vorgänge beim unangenehmen Thema der Enteignungen, die dem Bau der Bunker vorangingen, werden untersucht. Wie wurden die Enteignungen abgewickelt, wenn alles unter strenger Geheimhaltung stand? Wer führte sie durch und wie verliefen sie nach der geltenden Gesetzgebung?
Auch die Baustellen sind Gegenstand der Untersuchungen: wer konnte die Steinbrüche, Materiallager, Feldküchen, Baracken oder Anlieferungen beobachten? Welche Fortbewegungsmittel wurden benutzt? Wie wurden die vielen Tonnen an Zement und Sand zu den Baustellen transportiert?


Wer selbst Zeugin oder Zeuge ist oder jemanden kennt, der zu diesen Themen etwas wissen könnte, kann mit Projektleiter Heimo Prünster Kontakt aufnehmen (Tel.: 392-9811603, [email protected]). Er wird die Aussagen aufnehmen, wobei besonders interessante Aussagen künftig auch im Ausstellungsprojekt gezeigt werden könnten.