Economia | Rasen-Antholz

Speicherbecken um 31 Prozent teurer

Das Netzwerk Open Olympics legt ernüchternde Zahlen zu den Olympischen Winterspielen Milano Cortina vor: Die Hälfte der bereitgestellten Gelder fließt in den Straßenbau.
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Foto: SALTO
  • Wenige Wochen vor Beginn der Winterspiele legt das Netzwerk Open Olympics 2026 seinen dritten Bericht zu Transparenz und Nachhaltigkeit mit ernüchternden Ergebnissen vor. 

    Von 98 Bauvorhaben mit Kosten von 3,54 Milliarden Euro sind 16 Projekte abgeschlossen, 51 in Ausführung, 3 in der Ausschreibungsphase und 28 noch in der Planungsphase. Nur 42 Projekte haben einen Fertigstellungstermin vor Beginn der Spiele, so Open Olympics. Bereits die beauftragte Infrastrukturgesellschaft Simico (Società infrastrutture Milano Cortina) teilte im August 2025 ähnliche Zahlen mit.  

  • Foto: Alin Sellemond / SALTO / Open Olympics 2026

    Die Bauarbeiten in Rasen-Antholz für die Biathlon-Wettbewerbe sind bereits größtenteils abgeschlossen, die Kosten haben sich alleine beim Bau des Speicherbeckens für die neue Beschneiungsanlage um 31,10 Prozent erhöht. Grund dafür sind neben der Inflation zusätzliche Maßnahmen wie der Lawinenschutzdamm und Bauteile der Beschneiungsanlage sowie Auflagen des Amtes für Hydrologie und Stauanlagen. „Einige Arbeiten für die Fertigstellung werden noch im Jahr 2026 stattfinden, das betrifft etwa die Ausgleichsmaßnahmen und Außengestaltung beim Speicherbecken und die Ausstattung des Laufbands im Stadion“, erklärt der Bürgermeister von Rasen-Antholz, Thomas Schuster.

  • Foto: Alin Sellemond / SALTO / Open Olympics

    Von den 98 Maßnahmen sind nur 31 wirklich für die Durchführung der Spiele notwendig, während 67 in die sogenannte Kategorie „Legacy” fallen, sprich neue Infrastruktur für die Region oder Provinz. Diese Investitionen machen 87 Prozent der Kosten aus, vor allem für Straßen- und Eisenbahnprojekte. 

    Nur 33 Prozent der Olympia-Gelder für Mobilität fließen dabei in die Bahninfrastruktur und ganze 67 Prozent in Straßen. „Für jeden Euro, der für die Spiele unverzichtbaren Bauvorhaben ausgegeben wird, werden 6,60 Euro für weitere Bauvorhaben ausgegeben“, erklärt Open Olympics. 

  • Das Rendering der Riggertalschleife: Die neue Direktverbindung wird vollständig mit Olympia-Geldern des Staates finanziert. Foto: LPA
  • In Südtirol sieht das Verhältnis etwas anders aus: Laut der Kostenaufstellung des Landes werden rund 235,2 Millionen Euro in Straßenarbeiten wie die Umfahrung in Percha oder die Kreisverkehre und Zufahrten Olang und Antholz investiert. 250 Millionen Euro sind hingegen für den Bau der Riggertalschleife vorgesehen, die im Dezember 2026 fertiggestellt sein und die Bahnlinie zum Brenner direkt mit der im Pustertal verbinden soll. 

  • Fast 5 Prozent mehr Kosten

    Außerdem wird in dem neuen Bericht von Open Olympics festgestellt, dass sich die Kosten in den letzten Monaten um 157 Millionen Euro erhöht haben, eine Steigerung von 4,6 Prozent. Die Mehrkosten betreffen in erster Linie prozentual das Projekt in Sondrio (+44,11 %), das Speicherbecken in Rasen-Antholz (+31,10 %) und die Umfahrungsstraße von Percha (+22,14 %). „Wir wissen, wer den ursprünglichen Bauplan finanziert, aber nicht, wer die Mehrkosten trägt“, teilt Open Olympics 2026 mit. 

    Das Land teilt mit, dass für die Straßenarbeiten 143,8 Millionen Euro eigene Mittel verwendet werden und 91,34 Millionen Euro der Staat beisteuert. Die Riggertalschleife soll hingegen vollständig mit staatlichen Mitteln finanziert werden. 

  • Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider auf der Baustelle: „Die Umfahrung Percha ist ein lang ersehntes Projekt der Bevölkerung, das nun vor allem dank Olympia-Geldern umgesetzt werden kann.“ Foto: LPA / Ingo Dejaco
  • Die fehlenden Daten

    Das Netzwerk Open Olympics stellt auch fest, welche Daten bei den Spielen nicht erhoben werden. Dazu zählen das bei den Bauarbeiten ausgestoßene Kohlenstoffdioxid (CO2), die Finanzierung der Mehrkosten und die fehlende Angabe der beauftragten Bauunternehmen. Was das Netzwerk allerdings am meisten überrascht haben dürfte, sind die zugewiesenen Gelder für den Kommissar der Paralympics. Laut dem Gesetzesdekret für Sport werden dem Kommissar 328 Millionen Euro zugewiesen, ursprünglich waren nur 71,5 Millionen Euro vorgesehen – eine Steigerung von 359 Prozent. 

  • Wer steht hinter Open Olympics 2026?

    Initiiert wurde die Arbeit von der italienischen Anti-Mafia-Organisation Libera, auch der AVS, der Heimatpflegeverband und der Dachverband für Natur- und Umweltschutz haben daran mitgewirkt. „Wir haben die wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Aspekte der Olympischen Winterspiele untersucht und sind zum Schluss gekommen, dass die Nachhaltigkeit leider ein leeres Versprechen bleibt. Außerdem wurden nicht alle notwendigen Daten von der Stiftung Milano Cortina zur Verfügung gestellt“, erklärt Natalie Sclippa, Redakteurin der Zeitschrift Lavialibera von Libera. 

    „Noch ist unklar, wer die offen gebliebenen Rechnungen bezahlen wird. Gleichzeitig wurde mit einigen Bauprojekten für Olympia Spekulation betrieben und die Bevölkerung bei der Planung außen vorgelassen. Etwa haben die Bauarbeiten die Bodenversiegelung in Mailand weiter vorangetrieben und die Berglandschaft in Norditalien gerät nicht nur wegen des Klimawandels in Bedrängnis, sondern auch durch Großveranstaltungen wie Olympia“, erklärt Sclippa von Lavialibera.

  • Open Olympics 2026 kommt nach Südtirol

    Themenabend: Was kostet uns Olympia wirklich? 

    Dienstag, 16. Dezember 2025 19:00 Uhr 

    Salewa Headquarter Waltraud-Gebert-Deeg-Str. 4 Bozen

    Gäste am Podium: Natalie Sclippa (Redakteurin der Zeitschrift Lavialibera) Leonardo Ferrante (Libera), Piermario Fop (Regionalvertreter Libera Venetien), Luigi Casanova (Präsident Mountain Wilderness Italia), Moderation: SALTO-Journalist Fabio Gobbato;