Società | Frauengesundheit

„Acht lange Jahre“

Schmerzen, die einen nicht aus dem Bett lassen – das ist nur ein Aspekt von Endometriose. Tausende Frauen sind betroffen, doch das Thema bleibt ein Tabu. Der Verein „Noi con Voi“ möchte das ändern und setzt sich für Sensibilisierung junger Frauen ein.
Verein noi con voi
Foto: privat
  • Miriam Leopizzi, die Mitgründerin des Vereins Noi con Voi, setzt sich mit großer Leidenschaft für die Aufklärung über Endometriose ein – eine chronische Erkrankung, die viele Frauen betrifft, jedoch oft wenig bekannt ist. Ihre persönliche Geschichte verdeutlicht eindringlich die Schmerzen und Herausforderungen, die mit dieser Krankheit einhergehen, sowie den oft langen Weg zur Diagnose.

     

    „Es dauerte acht lange Jahre, bis ich die Diagnose Endometriose erhielt.“

     

    Leopizzi, spricht offen über die vielen Jahre, in denen sie vergeblich auf Hilfe wartete. Eine von vielen Geschichten des Leidenswegs vieler Frauen, die unter Endometriose leiden. Seit ihrer Jugend litt Leopizzi unter extremen Regelschmerzen, die als „normal“ abgetan wurden. Sie begann sogar zu glauben, dass es sich um ein psychisches Problem handele. „Ich dachte, es sei nichts Ungewöhnliches, während der Menstruation Bauchschmerzen zu haben“, erinnert sie sich. Doch die Realität war eine andere: Mit ihrer ersten Regelblutung erlebte sie derart starke Krämpfe, dass sie kaum in der Lage war, ihren Alltag zu bewältigen. Ihre Beschwerden wurden lange nicht ernst genommen. „Immer wieder wurde mir gesagt, es sei nichts. Schmerzmittel und die Pille brachten keine Linderung. Erst als ich auf eine Laparoskopie bestand, wurde die wahre Ursache entdeckt. Es dauerte acht lange Jahre, bis ich die Diagnose Endometriose erhielt“, berichtet sie.

  • Endometriose ist eine Krankheit, bei der Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter wächst. Dieses Gewebe kann Entzündungen, Verwachsungen und Zysten verursachen, die extreme Schmerzen hervorrufen. Endometriose kann zu weiteren gesundheitlichen Problemen führen, darunter auch Unfruchtbarkeit.

  • Aufklärung für junge Frauen

    Veranstaltungsflyer des Jugenddienstes Meran: Am 18. Oktober findet eine Aufklärungsveranstaltung rund um die Themen Sexualität, Menstruation, Verhütung und mehr statt. Foto: Jugenddienst Meran

    Ein zentrales Anliegen von Noi con Voi ist es, insbesondere junge Frauen über Endometriose aufzuklären. „Es ist wichtig, dass bereits in der Pubertät verstärkt auf die Symptome geachtet wird, um eine frühzeitige Diagnose zu ermöglichen“, sagt Leopizzi. Dies wird auch am Freitag, dem 18. Oktober, bei der Veranstaltung „Pride Everyday - Wir feiern die Vielfalt“ im HUB37 in Meran thematisiert. Dabei werden Themen wie Sexualität, Verhütung, Menstruation und mehr angesprochen. Leopizzi wird gemeinsam mit einer Kollegin des Vereins über ihre Erfahrungen sprechen und das Tabuthema Endometriose ansprechen.

    Viele junge Mädchen leiden während ihrer Periode unter starken Schmerzen, die häufig als „normal“ abgetan werden – von Ärzten, Lehrern oder innerhalb der Familie. „Schmerz sollte nie als selbstverständlich hingenommen werden“, betont Leopizzi, das soll bei der Veranstaltung klar werden. „Wenn die Schmerzen so intensiv sind, dass sie den Alltag beeinträchtigen, dann ist das ein Alarmzeichen.“

     

    „Wir müssen Mädchen beibringen, ihren Körper ernst zu nehmen und für ihre Gesundheit einzustehen.“

     

    Leopizzi sieht das Ansprechen des Themas als Schlüssel zur Sensibilisierung für Endometriose. „Viele Jugendliche wissen nicht einmal, dass es eine Krankheit wie Endometriose gibt“, sagt sie. Die Möglichkeit, bei Veranstaltungen, wie jener des Jugenddienst Meran, darüber zu sprechen, sei von unschätzbarem Wert. Frühzeitige Aufklärung kann nicht nur dazu beitragen, dass die Krankheit schneller erkannt wird, sondern auch das Verständnis der jungen Frauen für ihren eigenen Körper fördern, sodass sie informierte Entscheidungen über ihre Gesundheit treffen können. „Wir müssen Mädchen beibringen, ihren Körper ernst zu nehmen und für ihre Gesundheit einzustehen“, fordert sie.

  • Fußballmannschaft des Vereins „noi con voi“: „Wir wollen zeigen, dass wir trotz der Krankheit aktiv sein können und dass Endometriose kein Tabuthema bleiben darf“, so Miriam Leopizzi. Foto: Associazione Endometriosi Alto-Adige “Noi con voi”
  • Unterstützung durch Gemeinschaft

    Der Austausch mit anderen betroffenen Frauen spielt für Betroffene eine zentrale Rolle. Selbsthilfegruppen und Online-Communities bieten Frauen nicht nur die Möglichkeit, sich gegenseitig zu unterstützen, sondern auch ein Umfeld, in dem offen über die Krankheit gesprochen werden kann. „Sobald man die Geschichten anderer hört, fühlt man sich weniger allein“, erklärt sie. Deshalb organisiert Noi con Voi nicht nur klassische Selbsthilfegruppen, sondern auch kreative Projekte wie Theateraufführungen und Sportveranstaltungen wo über Fortpflanzungskrankheiten berichtet wird. Unter anderem wurde eine Fußballmannschaft gegründet, in der betroffene Frauen regelmäßig trainieren und sich über ihre Erfahrungen mit Endometriose austauschen. „Wir wollen zeigen, dass wir trotz der Krankheit aktiv sein können und dass Endometriose kein Tabuthema bleiben darf.“

     

    „Wenn ein Mädchen Monat für Monat dieselben starken Schmerzen hat, dann sollte man unbedingt professionelle Hilfe suchen.“

     

    Ein großes Anliegen des Vereins ist auch die Sensibilisierung von Eltern und Lehrkräften. Sie ermutigt Eltern, die Beschwerden ihrer Töchter ernst zu nehmen. „Wenn ein Mädchen Monat für Monat dieselben starken Schmerzen hat, dann sollte man unbedingt professionelle Hilfe suchen“, rät sie. Es sei wichtig, frühzeitig zu reagieren und den betroffenen Jugendlichen die Unterstützung zu geben, die sie brauchen, um eine lebensverändernde Diagnose zu verhindern.

    Initiativen wie Noi con Voi müssen von der Gesellschaft und den Institutionen ernst genommen werden. Der Verein wurde gegründet, um Frauen zu helfen, die an Endometriose und anderen Erkrankungen des Fortpflanzungssystems leiden. Dabei geht es nicht nur um Aufklärung und Prävention, sondern auch um konkrete Unterstützung. „Wir arbeiten ehrenamtlich, aber wir tun alles, um betroffenen Frauen zu helfen“, sagt Leopizzi. Dazu gehören auch Konventionen mit Fachpersonal, um den Betroffenen Zugang zu vergünstigten Behandlungen und Beratungen zu ermöglichen. „Die Krankheit ist eine enorme Belastung, und wir möchten den Frauen zeigen, dass sie nicht allein sind.“

     

    „Frauen sollten nicht schweigen müssen, nur weil die Krankheit ein sensibles Thema ist.“

     

    Miriam Leopizzi hofft, dass Südtirol eines Tages eine Vorbildregion in Italien sein kann, wenn es um die Sensibilisierung und Anerkennung von Endometriose geht. „Es ist Zeit, dass wir gehört werden. Frauen sollten nicht schweigen müssen, nur weil die Krankheit ein sensibles Thema ist“, schließt sie. Durch einen positiven Input will der Verein Betroffene stärken und gemeinsam den Alltag meistern.