Cronaca | Flugzeugentführung

Südtiroler in entführter Boeing 767: „Sechs Stunden Dauerstress“

In dem nach Genf entführten Flugzeug der Ethiopian Airlines saß auch der Brixner Geologe Gianfranco Dragà, er war auf dem Rückflug von Addis Abeba. Er erzählt die dramatischen Stunden in der Luft.

Geschockt und erschüttert klingt der Brixner Gianfranco Dragà am Telefon: Er ist so wie die anderen 200 Passagiere des Fluges von Addis-Abeba nach Rom unverletzt um 6 Uhr am heutigen Montag, 17. Februar, auf dem Flughafen in Genf gelandet. Dorthin dirigierte der Flugzeugentführer, ein 31-jähriger äthiopischer Staatsbürger, die Boeing 767. Er wollte politisches Asyl in der Schweiz beantragen.

Gianfranco Dragà berichtet, weder er noch die anderen Passagiere hätten gewusst, was mit ihrer Maschine und ihrem Flug los sei: „Wir haben alle geschlafen, als auf einmal die Sauerstoffmasken aus den Boxen herabfielen. Da wussten wir, es stimmt etwas nicht!“ In diesem Moment war das Flugzeug bereits in der Hand des Entführers, des Co-Piloten, der abgewartet hatte, dass der Pilot das Cockpit verlässt, um die Maschine zu übernehmen. „Der Co-Pilot sperrte sich in der Steuerkabine ein und befahl uns, die Sauerstoffmasken aufzusetzen, aber diese funktionierten nicht,“ berichtet der Brixner weiter. „Da brach das erste Mal Panik aus, einer hinter mir hat laut geschrien und ich hab ihn beruhigt, hab ihm gesagt, er soll jetzt ja nicht die Nerven verlieren, denn sonst geraten wir alle total außer uns.“

Schwierigste Momente, Sekunden, Minuten, ja Stunden müssen das sein.

„Der Entführer, also der Co-Pilot, drohte zweimal, dass er das Flugzeug abstürzen lässt, das waren Momente, in denen ich wirklich abzuschließen begann, in denen ich an meine Familie dachte und sonst nichts," erzählt Gianfranco Dragà aufgewühlt. Sechs Stunden lang dauerte die Ungewissheit, sechs Stunden lang das Nicht-Wissen, was mit einem geschieht, ob der Entführer wirklich ernst macht oder nicht. „Neben mir saß ein Passagier aus Malawi, und der hat wirklich geschlafen, er meinte, was könne er sonst tun!“ Gianfranco Dragà hat beruflich als Geologe in Addis Abeba zu tun, er fliegt die Strecke regelmäßig. Nun wartet er am Flughafen in Genf, dass er weiterkommt und sagt mit Galgenhumor: "Gott sei Dank sind wir hier gelandet, als wir aufsetzten, glaubten wir alle immer noch, dass wir in Rom seien. Aber jetzt werden wir betreut, es sind Psychologen hier und man schaut wirklich, dass wir so schnell wie möglich nach Hause kommen."

Den Entführer und Co-Piloten überwältigte ein Sondereinsatzkommando der Schweizer Polizei, die Entführung war noch einmal glimpflich ausgegangen.

Hier Bilder aus dem Flugzeuginneren, aus der Repubblica.