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Kompatschers Freu(n)de

Zunehmende Entspannung auf der Achse Kompatscher-Ebner: Das Volk mag schimpfen, der Landeshauptmann findet Michel Ebners Flughafen-Angebot „ein starkes Signal“.

Zuerst die Wiedereintragung des Landes in das Firmenbuch der Brennercom. Nun ein äußerst großzügiges Angebot: Die Krise zwischen Landeshauptmann Arno Kompatscher und Handelskammer-Präsident Michl Ebner scheint überwunden. „Kompatscher über Finanzierungsangebot der Handelskammer erfreut“, ließ der Landeshauptmann am Freitag Abend noch über das Landespresseamt verkünden. Wenige Stunden zuvor hatte die Handelskammer über einen Beschluss des Handelskammerausschusses informiert, im Fall eines positiven Volksbescheids das operative Geschäft des Flughafens Bozen mit bis zu 50 Prozent mitzufinanzieren. Ein „starkes Signal für den Flughafen Bozen“, wie Arno Kompatscher findet. Und: „Ein  weiterer Schritt hin zu einem funktionierenden Regionalflughafen Bozen.“ 

Ein funktionierender Flughafen ist für Südtirol und seine Bevölkerung von zentraler Bedeutung, die bessere Erreichbarkeit stärkt den Wirtschaftsstandort Südtirol, begründet die Handelskammer ihre Entscheidung. Argumente, die der Landeshauptmann dankbar aufnimmt - und weiterspinnt:  „Eine starke Wirtschaft schafft Arbeitskräfte und stärkt die Position Südtirols sowie unsere Zukunftschancen." Eine öffentliche Versöhnungszeremonie nach den heftigen Auseinandersetzungen um die Brennercom-Anteile?  Oder: „Bahnt sich da eine Breitbandverbindung zwischen Ebner und Kompatscher an“, wie in der salto-Community gefragt wird. Tatsache ist, dass das Land nun zwar entgegen der ursprünglichen Ankündigungen der Brennercom auch ohne gerichtlichen Beistand formell wieder Brennercom-Aktionär ist. Nichtsdestotrotz steht am 26. November immer noch das Hauptverfahren in der Causa an. Und: Die Schützenhilfe in Sachen Flughafen kann auch als Mittel verstanden werden, mit dem Michl Ebner doch noch zu seinem Ziel kommen will, die Mehrheit an der Brennercom zu übernehmen. 

Der Athesia-Chef versucht solchen Spekulationen klarerweise den Boden zu entziehen. „Wir befassen uns seit Jahren mit dem Flugplatz“, erklärt er am Samstag in seinem Tagblatt „Die Zukunftswerkstatt Erreichbarkeit 2011 war klar darauf ausgerichtet, und wir sind im Rahmen eines Meinungsbildungsprozesses zu diesem Beschluss gekommen.“ Mit rund 2,5 Millionen Euro Zuschuss pro Jahr rechnet Ebner bei geschätzten 5 Millionen Euro an Führungskosten. Kein Steuergeld, wie er in den Dolomiten der entsprechenden Kritik an der Entscheidung widerspricht. „Das sind die Gelder von 58.000 Südtiroler Unternehmen.“ Und: „Wir waren Ameisen, haben gespart und können jetzt auf unser Vermögen zurückgreifen.“ Auch Landeshauptmann Kompatscher verweist darauf, dass die Handelskammer Beiträge für konkrete Dienstleistungen erhält. Und die würden aufgrund des  aktuellen Beschlusses zum Flugplatz sicher nicht erhöht, wie er gegenüber den Dolomiten versichert.

Ob ihm das die Bevölkerung auch glaubt, wird sich spätestens beim Flughafen-Referendum zeigen. Zumindest bei den Flughafen-Kritikern wird ihm sein neuer Verbündeter die Überzeugungsarbeit aber sicher nicht leichter machen. 

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G G Sab, 10/17/2015 - 15:50

Der Kompatscher persönlich will den Flughafen und da ist ihm jedes Mittel recht, das einen Funken Hoffnung verspricht, wie er ihn dem Volk "verkaufen" kann. Für ihn stellte sich nie wirklich die Frage OB, sondern nur WIE ...

Sab, 10/17/2015 - 15:50 Collegamento permanente