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Unabhängige Ombudsstelle gefordert
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Sexueller Missbrauch und sexuelle Übergriffe finden auch in Südtirol vielerorts statt: in Familien, innerhalb der Kirche, in Schulen, Sportvereinen und in sozialen Einrichtungen. Im Herbst 2022 ist im Raetia Verlag das Buch „Wir brechen das Schweigen“ von Psychotherapeutin Veronika Oberbichler und Fotograf und Projekt-Initiator Georg Lembergh erschienen: Betroffene sprechen über persönliche Erfahrungen des Missbrauchs und über Phasen der Aufarbeitung. Bei den Teilnehmenden der Buchvorstellungen war der Wunsch groß, etwas zu tun und die Bevölkerung aufzurütteln.
Eine Petition, die von mehr als 25 Südtiroler Organisationen aus allen Bereichen mitgetragen wird, fordert die politisch Verantwortlichen auf, endlich eine unabhängige und weisungsfreie Ombudsstelle für Fragen des sexuellen Missbrauchs einzurichten, eine wissenschaftliche Kommission zur Untersuchung und Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch einzusetzen und laufend Sensibilisierungsarbeit zu betreiben. Bei einer Pressekonferenz in Bozen wurde die Petition gestern (18. Mai) vorgestellt. In der zweiten Junihälfte werden die Unterschriften den Verantwortlichen der Südtiroler Landesregierung übergeben.
„Obwohl es auch in Südtirol Einrichtungen und Organisationen gibt, die sich des Themas der sexualisierten Gewalt punktuell annehmen, braucht es dringend ein entschiedeneres und koordiniertes Vorgehen in Sachen Aufarbeitung und Prävention, das vor allem auch gesellschaftlich sichtbar wird“, sagen die Initiator*innen der Petition Veronika Oberbichler, die Promotorinnen von „La Rete – das Netzwerk – La Rëi“ Judith Hafner, Sigrid Seberich und Daniela Delmonego und Johann Kiem vom Institut „De Pace Fidei“.
Erster Vorstoß im Landtag
Im Südtiroler Landtag hat Franz Ploner vom Team K vergangenes Jahr einen erfolgreichen Beschlussantrag (Nr. 541/22) eingebracht, der die Errichtung einer landesweiten weisungsfreien Ombudsstelle mit einem/einer Beauftragten für Fragen des sexuellen Missbrauchs vorsieht. Außerdem soll in Südtirol eine wissenschaftliche Kommission zur Untersuchung und Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch eingesetzt werden. Derzeit ist zwar eine Arbeitsgruppe dabei, konkrete Vorschläge für die Umsetzung zu erarbeiten. Doch es geht nur langsam voran. „Jede Unterschrift trägt dazu bei, dass der Beschlussantrag vollumfänglich, nachhaltig und entschieden umgesetzt wird und die Themen sexualisierte Gewalt und sexueller Missbrauch in Südtirol mit den nötigen Ressourcen angegangen werden“, so die Initiator*innen.
Die Vorstellung der Petition im Garten des Hotel Mondschein in Bozen wurde von einer Theaterperformance von Sigrid Seberich (Tiatro) begleitet. „Die Magie des Theaters erlaubt uns, Unerhörtes frei von jeder Wortkultur spürbar zu machen“, sagt Seberich. „Es ist wichtig, sexualisierte Gewalt als Teil unserer Realität zu verstehen, sie nicht weiter zu bagatellisieren, zu vertuschen oder zu verleugnen“, erklärt die Verfasserin der Petition, Psychologin und Psychotherapeutin Veronika Oberbichler. Betroffene bräuchten angemessene Information und Unterstützung, auch wenn die Missbrauchserfahrungen schon länger zurückliegen.
Die Initiator*innen laden Südtirols Bevölkerung ein, online oder auf Papier zu unterschreiben. Wer lieber auf Papier unterschreiben möchte, findet die Listen im Meraner Frauenmuseum, bei der Caritas in Bozen und in der theologischen Hochschule in Brixen. Dort können auch leere Listen mitgenommen werden, falls man selber Unterschriften sammeln möchte.
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