Società | Schulen
Maturaprüfungen zu Ende
Die Bildungslandesräte der italienischen, ladinischen und deutschen Schulen haben heute (19. Juli) in einer Pressekonferenz auf das vergangene Schuljahr zurückgeblickt und programmatische Schwerpunkte für das kommende erklärt. Während Sprachkenntnisse und Inklusion ganz oben auf der Prioritätenliste zu stehen scheinen, fiel die im Februar diskutierte Ausweitung der Kinderbetreuung für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch das Raster der drei männlichen Bildungslandesräte Giuliano Vettorato, Daniel Alfreider und Philipp Achammer.
Nachdem im Trentino Ende letzten Jahres der elfmonatige Kindergarten eingeführt wurde, sah sich die Südtiroler Politik gezwungen, das Thema auch auf die Agenda zu setzen. Es folgte ein Gespräch mit Vertreter*innen der Gemeinden und eine Pressekonferenz mit Soziallandesrätin Waltraud Deeg, Bildungslandesrat Philipp Achammer, Gemeindeverbandspräsident Andreas Schatzer, Landesschuldirektorin Sigrun Falkensteiner und der Direktorin der Familienagentur Carmen Plaseller im Februar.
Schatzer verkündete, dass „mittel- und kurzfristig, am Konzept der Ganztages- bzw. Ganzjahresbetreuung weitergearbeitet werden soll“. Falkensteiner ergänzte allerdings, dass ein ganzjähriges Bildungsangebot in jeder Ortschaft Südtirols nicht umsetzbar sei. Aufbauend auf eine Bedarfserhebung wäre denkbar, bei zentral gelegenen Kindergärten oder Schulen ein verlängertes Angebot einzuführen. Das erwähnten die Bildungslandesräte heute nicht.
Auf die verlängerten Betreuungszeiten angesprochen, erklärt Achammer: „Im Kollektivvertrag im Trentino sind nur 25 Stunden für die Arbeit mit den Kindern pro Woche vorgesehen, in Südtirol sind es 33 Stunden. Das ist ein großer Unterschied.“ Deshalb könne der Südtiroler Kollektivvertrag nicht ohne Weiteres auf elf Monate Arbeitszeit ausgeweitet werden. Außerdem gelte es angesichts des Arbeitskräftemangels auch im Bildungsbereich, das bestehende Angebot aufrechtzuerhalten, um eine hohe Qualität in Bildung und Betreuung zu garantieren. „Wir wollen auf die Bedürfnisse der Familien eingehen, dafür braucht es die Zusammenarbeit zwischen den Einrichtungen des Landes und Partnern, die beispielsweise Sommerbetreuung anbieten. Wir arbeiten daran, diese Vernetzung zu verbessern“, so Achammer.
Inklusion und Sprache
Der Kernauftrag im Bildungsbereich sei es, die Schüler*innen in den Mittelpunkt zu stellen, das soziale Miteinander zu fördern und an einem guten Unterricht in der inklusiven Schule zu arbeiten. Hierfür wurden für das neue Schuljahr 2023/24 bei der deutschen Bildungsdirektion jeweils zehn neue Stellen für Integrationslehrpersonen sowie Mitarbeiter*innen für Integration und 47,27 Stellen für Sprachförderlehrpersonen geschaffen. Von den zusätzlichen Stellen profitieren vor allem Schulen mit einer hohen Sprachkomplexität im urbanen Raum. Außerdem sollen im neuen Schuljahr voraussichtlich an 63 Schulen Schulsozialpädagog*innen eingesetzt werden. Auch in der italienischen Bildungsdirektion wurden die Stellen aufgestockt, unter anderem im Bereich Integration.
Um die Sprachkompetenz zu fördern, wurde im vergangenen Juni in einem Omnibusgesetz – neben der Abschaffung der Schulnoten unter vier und einem verpflichtenden Kindergartenjahr – auch ein verpflichtendes Gespräch zur Unterrichtssprache im Landtag beschlossen, falls Kinder diese nicht beherrschen und von ihren Eltern sprachlich nicht ausreichend begleitet werden. Wähend schon ab dem Herbst Lehrkräfte keine Noten unter vier mehr vergeben können, müssen die letzten beiden Änderungen in Durchführungsbestimmungen von der Landesregierung im Detail beschlossen werden. „Die einfachen Lösungen wird es nie mehr geben“, resümiert Achammer im Hinblick auf die heutige Vielsprachigkeit.
Das Schuljahr 2022/23
In Südtirol haben 3.975 Jugendliche die staatliche Oberschul-Abschlussprüfung (Matura) bestanden, davon 2.682 an den deutschen, 1.204 an den ladinischen und 89 an den ladinischen Schulen. Die Mittelschul-Abschlussprüfung haben hingegen 5.531 Schüler*innen erfolgreich abgelegt, davon 3.910 an den deutschsprachigen Mittelschulen, 1.417 an den italienischsprachigen und 204 an den ladinischen. Die Kernthemen und die Daten zum Schuljahr präsentierten die Bildungsdirektoren Gustav Tschenett und Vincenzo Gullotta und die ladinische Kindergarteninspektorin Elisabeth Baur.
EU-Projekt Lise
Der deutsche Bildungsdirektor Tschenett stellt dabei das gemeinsame Mobilitätsprojekt „Lise 2023“ vor, das die Zweitsprachförderung zum Ziel hat und für dessen Umsetzung bis 2026 vier Millionen Euro aus dem europäischen Sozialfonds zur Verfügung stehen. „Ab dem kommenden Schuljahr können Schüler*innen der dritten und vierten Klassen deutschsprachiger Oberschulen ein halbes oder ein Schuljahr lang eine italienische Oberschule außerhalb Südtirols besuchen“, erklärt Tschenett. Ermöglicht werden auch Sommersprachkurse oder Praktika in italienischen Betrieben und der Erwerb eines Sprachzertifikats. Schüler*innen italienischer Oberschulen, für die bisher dreimonatige Auslandsaufenthalte möglich waren, können dank „Lise“ künftig ganzjährige Studienaufenthalte in Deutschland absolvieren, zudem wurden die verfügbaren Plätze von 40 auf 100 erhöht.
Um die ladinische Sprache weiter zu erhalten, setzt der zuständige Bildungslandesrat Daniel Alfreider auf die Zusammenarbeit mit den Familien, aber auch mit der deutschen und italienischen Schule. Des Weiteren tragen Kooperationsprojekte mit Sportvereinen und Musikschulen sowie „Mela“, ein Projekt zur wissenschaftlichen Begleitung für die mehrsprachige Entwicklung in Kindergarten und Grundschule, dazu bei. In der deutschen Bildungsdirektion wurden außerdem fünf Pilotschulen ausgewählt, um Entwicklungsprozesse für einen besseren Unterricht anzustoßen. In der italienischen Bildungsdirektion wurden darüber hinaus neue Bildungsangebote geschaffen, etwa die nun vom Ministerium anerkannte Musikfachrichtung am Gymnasium „Giovanni Pascoli“, wie der zuständige Bildungslandesrat Giuliano Vettorato mitteilt.
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Die wichtig-tuerische
Die wichtig-tuerische Dreifaltigkeit der Schul-Landesräte samt ihren Beamten, haben anscheinend noch immer nicht wahr-genommen, dass die geänderten Lebens- + Arbeitsverhältnisse dringend den Kindergarten auch über die Sommer-Monate erfordern, auch aus ...? Respekt vor den Kindergarten-Tanten.